Prompt: Schau nie zurück (27.11.19)
Startzeit: 20:40 Uhr
Ende: 21:10 Uhr
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Schau dich nie wieder um, breche deine Zelte, geh deinen Weg in die Zukunft.
Wichtige Worte.
Ein starke Idee.
Was aber, wenn das einfach nicht funktioniert?
Weil das, was hinter dir liegt dich so geprägt hat, dass es ein unverrückbarer Bestandteil deines Seins geworden ist?
Kann man das so einfach?
Weggehen?
Loslassen?
Kein Rückblick?
Ist das nicht gelogen?
Wer bin ich denn?
Ein Sammelsurium meiner Erlebnisse.
Ein Buch voller Geschichten.
Ohne die wäre ich doch nicht dieser Mensch.
Das betrifft gute Erfahrungen ebenso wie die Schicksalsschläge.
Sie vermengen sich in meiner Seele.
All das wird getriggert.
Von Gerüchen.
Von Geräuschen.
Von Bildern.
Von Emotionen.
Und auch das Grausame gehört zu mir.
Das Versagen.
Ängste.
Jeder Mensch hat Fußspuren im Herzen hinterlassen.
Jede Erfahrung eine Nachricht in die Seele geschrieben.
Es gibt Erinnerungen, die sind so zuckersüß, dass mir die Worte fehlen.
Aber es gibt auch Momente, die sind so bitter, dass ich schreien möchte.
Und doch ist es gleichzeitig so wichtig, manches hinter sich zu lassen.
Sich der Bedeutung bewusst sein, Raum einzuräumen, ohne dass es Überhand nimmt.
Über all das soll ich nachdenken.
Mir Strategien überlegen.
Maßnahmen.
Oft möchte ich, dass es einfach aufhört, vorbei ist und für immer verschwindet. Manchmal aber, da wünsche ich mir, dass ich es akzeptieren kann. Als einen Teil von mir.
Niemand hat mich vorher gefragt, ob ich das alles möchte.
Das Schicksal hatte seine ganz eigenen Pläne.
Dreh dich nie mehr um.
Lauf!
Bleib weg.
Wäre das nicht eine Flucht?
Schau nie mehr zurück.
Geh!
Distanz.
Ist das richtig oder falsch?
Oder müsste ich nicht besser kopfüber hinein?
Auf gar keinen Fall, habe ich gelernt.
Die Kunst im Leben liegt darin, abzuwägen.
Den bedeutenden Dinge Bedeutung zuzumessen, aber gleichzeitig im Rahmen bleiben.
Traumata muss man akzeptieren lernen, sie annehmen als das, was sie sind: Prägungen, die wir uns nicht ausgesucht haben, die unser Handeln aber bestimmen können.
Nicht mehr, nicht weniger.
Sie verleugnen, die eigene Geschichte verstecken, das funktioniert auf Dauer nicht.
Das Mosaik unseres Seins setzt sich aus vielen kleinen Teilen zusammen. Manches beeinflusst mehr, einiges strahlt heller als anderes und sehr viel spielt gar keine Rolle.
Gehen ist wichtig,
Loslassen ebenso.
Umdrehen und umsehen können wichtig sein.
Aus der Distanz betrachtet sich vieles ganz anders.
Ich musste mich umdrehen.
Musste den Tatsachen ins Auge sehen.
Ansonsten wäre ich ein mein Verderben gelaufen.
Oder blindlings den Abhang hinuntergestürzt.
Nimm es an.
Akzeptanz.
Aussöhnung.
Vergeben.
Verzeihen.
Beim darauf zugehen, wäre ich beinahe mehr als einmal gestolpert.
Beim genau hinsehen wollte ich viel zu oft die Augen schließen.
Sich allem stellen, es aufzuräumen und wegzupacken, das war harte Arbeit.
Heute kann ich aber zurücksehen und sagen: es gehört zu mir.
Das bin ich.
Und ich gehöre nur mir.
Endlich ist das so.
Was hinter mir liegt, macht mir keine Angst mehr.
Und das, auf das ich zugehe, erfüllt mein Herz mit Freude.
Ich bin offen.
Weiß jeden guten Moment zu schätzen.
Jeden traurigen nehme ich an und gebe ihm seinen Platz.
Ohne mich erneut darin zu verlieren.
Geh voran!
Immer weiter.
Such dir dein Tempo und irgendwann kannst du zurückblicken und sagen: Ja, so ist es.
I am what I am.
And i´m nothing without you.