Achtung Horror
Es war dunkel. Nur wenige der Straßenlaternen funktionierten in diesem Viertel. Ein leichter Nieselregen benetzte seine Kleider. Die Feuchtigkeit bahnte sich langsam ihren weg auf seine Haut. Zu lange streifte er schon durch diese Straßen. Doch er konnte es einfach nicht lassen ihr zu folgen. Sie wusste, dass er hinter ihr war, seit sie das Dinner verlassen hatte. Mit ihm war sie dort gewesen, und hatte einen "tollen" Abend mit ihm verbracht. Sie hätte diesen Scheißkerl niemals treffen sollen. Er selbst, war so viel besser als dieser Mistkerl. Niemals hätte sie sich mit ihm treffen dürfen. Niemals. Wie oft hatte er diese schöne Frau schon gewarnt, versucht ihr einzureden, dass dieser Kerl nicht gut, gefährlich für sie war?
Hastig bog sie um die nächste Ecke. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Oh ja, und wie genau sie wusste, dass er ihr folgte. Ohne Eile schlenderte er ihr hinter her. Er würde sie nicht verlieren. Er wusste genau, wo sie hin wollte.
Tiefer vergrub er seine Hände in den Jackentaschen. Seine Fingerspitzen fühlten sich klamm und taub an. "Hab noch ein wenig Geduld, gleich sind wir da", rief er sich selbst zur Ruhe. Es stimmte, ihr und somit auch sein Ziel, war nicht mehr weit entfernt. Wie konnte dieser Bengel nur so töricht sein, und sie alle immer wieder zur gleichen Adresse schicken? Es hatte noch nie etwas gebracht. Hatte noch keinen von ihnen gerettet.
Bald würde sie ihm gehören. Nur ihm ganz allein und niemand würde sie ihm jemals wieder rauben können. Nicht einmal die Zeit war in der Lage, ihm seine kostbarsten Schätze zu rauben. Niemand war dazu in der Lage und niemand würde e jemals sein.
Er unterdrückte ein amüsiertes Kichern, als er an die lachhaften Versuche der Polizei dachte. Oh nein, es würde nie jemand dazu in der Lage sein, ihn seine Trophäen, seine Schätze zu klauen. Sein größter Schatz, seine allerliebste Trophäe würde nie jemand finden. Sie, diese Frau hier, war hübsch, würde aber niemals an die Schönheit seines kostbarsten Schatzes herankommen. Sie würde ein weitere, und doch nicht unbedeutende Trophäe sin seinem, in ihren, Schrank sein.
Sie waren angekommen. Er wusste, sie würde niemals im Treppenhaus des heruntergekommenen Wohngebäudes ankommen. Und anhand ihrer hektischen, panischen Bewegungen, wusste er, sie wusste es auch. Gemächlich zog er die Spritze aus seiner Jackentasche. Mit routinierter Gelassenheit bereitete er das Präparat auf seinen Einsatz vor. So war es am einfachsten. Keine Schreie, kein Schuss, kein Blut. Sauber und präzise.
Leise trat er näher an sie heran. Stellte sich genau hinter sie. Sie wusste, dass er hinter ihr stand. Alle ihre Muskeln verspannten sich. Von hier aus, konnte er das Parfüm riechen, dessen Duft sie an sich trug. Der gleiche Duft, wie sein größter Schatz ihn trug. Fast war er gewillt sich vorzubeugen, um noch einen weiteren, intensiven Zug ihres Duftes ein atmen zu können.
***
ER wusste es, noch bevor er die Augen aufgemacht hatte. Auch wenn er nicht direkt wusste, was er genau hätte wissen müssen, wusste er ganz genau, dass er es wieder getan hatte. Was er genau getan hatte, wollte Tobias eigentlich gar nicht wissen. Das einzige, was er mit Gewissheit sagen konnte, war, dass bei ihr im Raum, eine weitere Urne stehen würde. Toby wusste auch. was sich in dieser Urne befand. Ein Herz. Ein weiters Herz von vielen.
Tief in seinem Innern wusste er, warum er noch nie die Polizei gerufen hatte. Er wollte nicht ins Gefängnis. Er hatte niemanden ermordet. Nicht die Frau, die in dem gläsernen Sarg lag, noch die anderen Menschen, dessen Herzen sich in den Urnen im Regal befanden.
Und doch würde er ins Gefängnis gehen müssen. Mit ihm zusammen, mit der Peron, die all diese Menschen getötet hatte. Denn er war Toby und Tobys Körper gehörte dieser Person.