Alles war ruhig. Einzig das Rauschen der vorbei fahrenden Autos war zu hören. Es war dunkel. Zappen duster, hätte ihr Vater jetzt gesagt. Die Kirchturuhr schlug Mitternacht. Das ist falsch, dachte sie sich. die Uhr ging schon seit geraumer Zeit falsch. Die Gemeinde hatte vergessen sie umzustellen. Eigentlich wäre es schon ein Uhr. Keine Zeit um sich auf einem Friedhof aufzuhalten. Nicht für ein Mädchen, fast siebzehn Jahre alt, wie sie es war. Doch sie hatte keine Angst. die hatte sie noch nie gehabt. Andere waren es, die sich fürchteten.
Heute kam er zu spät, wie eigentlich jeden Mittwoch. Es hatte ihr einmal erklärt, dass es daran lag, dass Mittwochs immer Chaos herrschte. Mittwochs wurden immer die Patienten entlassen. Dann war es seine Aufgabe, die Zimmer einer Grundreinigung zu unterziehen. Das dauerte lange.
Das Freidhofstor quietschte. sie stand von der steinernden Bank, die vor der kleinen Kapelle stand, auf und lief ihm entgegen. Sie hatte ihn einmal gefragt, ob er sich nicht vor ihr fürchtete. Alle anderen taten es schließlich.
Er hatte ihr nicht wirklich geantwortet, nur gesagt, dass er sich nicht fürchtete.
Heute hatte sie etwas ganz besonders für ihn vorbereitet. Heute war ir Jahrestag. Sie waren nicht zusammen, aber heute vor einem Jahr, hatten sie sich kennengelernt.
Sie sah sich noch einmal um, und kontrollierte, ob auch wirklich alles auf seinem Platz stand. Die Kerzen schwebten links und rechts vom Wegesrand, und die kleinen Flammen flacherten im Wind. Ja es war perfekt.
Sie hörte seine Schritte auf dem Kiesweg. Sie beeilte sich, zu ihm zu kommen, wollte auf gar keinen Fall verpassen, wie er reagierte, stoppte aber, als sie weitere Schritte hörte.
Es war jemand be ihm. Er hatte noch nie jemanden mit hier her gebracht. Sie hörte das glockenhelle Lachen einer Frau. Es versetzte ihr einen Stich. Es hatte bestimmt vergessen, was heute für ein Tag war. Langsam näherten sich ihr die Schritte. Sie stand da wie versteinert.
Arm in Arm lief er mit dieser blonden Schönheit über den Kies. Ein glückliches Lächeln lag auf seinen Lippen. Sie kamen immer näher, und liefen einfach druch sie hindurch. Ein erschrokener Ton kam ihr über die Lippen. Gefolgt von einem gequält kingendem Laut. Es war, als hätte er sie nicht einmal wahrgenommen. Einzig die Gänsehaut, die sich in seinem Nacken ausbreitete, zeugte davon, dass er etwas bemerkt haben musste.