Anmerkung: Dieser Text hängt, in gewisser Maßen, mit meinem Text zu dem Prompt "Schwarzer Engel" zusammen. Für ein besseres Verständnis empfiehlt es sich, den Text vorher zu lesen.
Ein markerschütternder Schrei, gefolgt von einem irren Kichern, durchbrach die Stille. Die Klinge bohrte sich tief in das Fleisch des Vampierfürsten. Es waren schon mehrere Stiche, die seine Oberschenkel zierten. Blut tropfte auf den Kellerboden. Seine Hose war schwarz vor Blut. Noch nie in seinem Leben, hatte er so viel Blut verloren, oder jemals solche Schmerzen erleiden müssen. Über das irre Kichern seines Gegenübers hinweg, hörte er das gequälte Wimmern seines kleinen Engels. Wie dieser von so einem Scheusal, welches vor ihm Stand, abstammen konnte, würde er wohl nie begreifen. Die inzwischen vollkommen verdunkelte Seele seines Schatzes, würde immer so viel reiner und gütiger sein, als die makellose Seele, dieses Scheusals. „Bitte, lass ihn in Ruhe. Er hatte nie etwas damit zu tun“, schluchzte sein Yasha aus einem der Käfige, die weiter hinten im Raum standen. Das Monstrum in der Gestalt eines Engels vor ihm, drehte sich in Yashas Richtung. „Ach mein Schatz. Du verstehst das nicht. Es ist allein seine Schuld, dass du so anders als wir anderen bist. Er hat kein Recht darauf, von dir oder irgendwem anders in Schutz genommen zu werden.“ Dabei glitt ihr Blick zu dem Leichnam in der Ecke. Ein Ziehen machte sich in seinem Herzen breit. Serge war mehr als nur sein Leibdiner gewesen. Er war alles für den Fürsten gewesen. Vater, Lehrer, Freund. Ihn würde niemals jemand ersetzten können. Nicht einmal Yasha wird dieses Loch jemals ganz füllen können. Das wusste er. Serge hatte sterben müssen, weil er zu gutgläubig gewesen war. Er hatte wirklich gedacht, dass dieses abscheuliche Wesen vor ihm, sowas wie Muttergefühle für Yasha haben würde, und sich nur davon überzeugen wollte, dass es ihm gut gehe. Serge hatte die Lüge schon durchschaut, bevor dieses Ekel überhaupt den Mund aufmachen konnte. Er hatte ihn gewarnt, vor dem falschen Spiel dieser Schlange. Nur hatte der Fürst nicht auf ihn gehört. Und jetzt war er tot.
Seine Gedanken an Serge wurden durch eine schallende Ohrfeige unterbrochen. „Steh das hier gefälligst durch wie ein Mann. Ich hasse es, wenn ihr widerlichen Kreaturen euch in euren Gednakenschlössern verkriecht, nur um wie Feiglinge zu sterben“, spuckte seine Gegenüber aus. Zorn wallte in ihm auf. Wer war sie, dass sie es wagte, dass älteste Geschlecht aller Welten so zu beleidigen! Ein Knurren drang aus seiner Kehle. Er stemmte sich gegen die Fesseln, die ihn auf dem Stuhl und am Boden hielten. Oh wie gerne wär er sie angefallen und hätte ihre Kehle zerfetzt. Ja ein wahres Blutbad würde er veranstalten, wenn er dieses scheußliche Biest in die Finger bekäme. Die Fesseln schnitten ihm ins Fleisch, rissen ihm die Haut auf. Er konnte spüren, wie Blut über seine Hände rannte. Als wäre er ein Hund, schnappte er mit seinen Fangzähnen nach ihr. Aus ihm schrie sein tiefster Instinkt. Überleben, rächen, schänden. Sie würde sterben, dass schwor er sich. Doch sie ließ sich von nichts beeindrucken. Die wich einen Schritt zurück, und brach in schallendes Gelächter aus. „Ja, das macht euch rasend. Nicht wahr? Wenn man eure ältesten nicht ehrt, wenn man sie verachtet und als die widerlichen Kreaturen sieht, die sie sind. Als das sieht was sie sind. Schänder unschuldiger Seelen. Ja, da fängt euer Instinkt an zu schreien und das Monster in euch an zu toben. Oh, es ist mir immer wieder ein Genuss euch dabei zu beobachten, wie ihr versucht von den Fesseln los zu kommen, tobt, rasend vor Wut seid, und dann die Erkenntnis in euren Augen, wenn ihr merkt, dass es zu spät ist. Dass ihr keine Chance habt zu entfliehen. Wenn ihr wisst, ihr werdet sterben. Diese Panik, diese Angst. Es ist vorzüglich“, säuselt sie mit einem irren Lächeln, „und soll ich dir noch etwas sagen? Du weißt es noch gar nicht, nicht wahr? Du wirst der nächste sein, der stirbt.“ Es dauerte, bis diese Worte richtig zu ihm durchdrangen. Sie hob die Hand, er konnte nur noch das Metallische Blitzen eines Messers realisieren, bevor sie es niedersausen ließ. Ihm entkam ein überraschtes Keuchen. Er sah an sich herunter. Das Messer steckte bis zum Heft auf Höhe seines Herzens in seiner Brust. Langsam setzte auch der Schmerz ein. Er hörte, wie Yasha schrie. ER schrei seinen Namen, und plötzlich schien etwas zu explodieren. Eine Druckwelle riss ihn und dieses irre Weib von den Beinen, und die Tür aus den Angeln. Staub wirbelte auf. Er kam schmerzhaft auf der Seite auf. Die Fesseln zum Boden waren gerissen. Der Staub ließ seine Augen tränen. Wie wild blinzelte er, um ein klares Bild zu bekommen. Überall lagen die Stangen von Yashas Käfig herum. Hoffentlich war seinem wunderschönen Engel nichts passiert. Ein Knurren ertönte. Tiefer, als das eines normalen Tieres. Es ging ihm durch Mark und Bein. Auch sie japste panisch neben ihm. Er hörte, wie Krallen über den Boden schrabten. Schwere Schritte kamen auf ihm zu. Irgendetwas strahlte. Es strahlte so hell, dass er den Blick abwenden musste, um nicht geblendet zu werden. Seine Augen weiteten sich. Den Fürsten wurde klar, was gerade passiert war. Was hier geschah. Yashas Biest, war aus seiner Zelle ausberochen, und hatte die Kontrolle übernommen. Hände legten sich auf seine Wangen. Das Licht hatte nach gelassen. Er öffnete die Augen. Sein Atem Stockte. Vor ihm kniete Yasha und strahlte in einem wunderschönen silbrig weiß, wie es sonst nur eine Seele es konnte. Hinter ihm stand in tief schwarzen Schatten gehüllt sein Biest. Größer, als er e sich jemals vorgestellt hatte. Seine Flügel ausgebreitet, schirmte es die beiden von dem Anblick des Zerfetzten Leichnams, der einmal Yashas Mutter dargestellt hatte, ab. Das Licht seines wunderschönen Yashas spielte mit dem Schatten des Biests. So bösartig es auch aussah mit seinen langen Messerscharfen Krallen und Fangzähnen, für den Fürsten gab es keinen Ort, an dem er sich geborgener gefühlt hätte.