Georg sprang auf und hielt mir die rechte Flanke frei. Wie ein Wellenbrecher stürzte er sich auf die Leute und warf sie um wie Bowlingkegel. Nur schwerlich standen die einzelnen wieder auf, die sich seinem Topas entziehen konnte. Nicht nur war Georg ein ausgezeichneter Topasnutzer, sondern hielt er sich zudem mit dem schwarzen Gurt in einigen Kampfstilen als erprobter und erfahrener Kämpfer in den körperlichen Auseinandersetzungen wacker. Ich brauchte mir also keine Sorgen machen, dass er mir unnötige Angreifer vom Hals hielt. In seinem Befehl schwangen die Worte wieder, die mich im Geiste erreicht hatten.
Jawohl, mein Lord. Mit dem größten Vergnügen.
Er hatte schon lange mehr draufhauen dürfen, also erlaubte ich es ihm. Mit der Bedingung, keinen zu töten oder derart zu verletzen, dass diese armen Häufchen schwere Schäden davontragen würden. Wobei…Kollateralschäden man nicht verhindern konnte.
Jamys Befehl dagegen hallte in seinem Verstand wider und er wollte mich anblicken. Ich unterband sein Bedürfnis und auch er hatte verstanden. Was in seinem Naturell so oder so inne war, musste er nun unterdrücken.
Halte mir jeden vom Leib, und achte nicht auf Vaya. Ich werde sie beschützen, aber halte dich von ihr und mir fern. Ist das klar?
Er antwortete nicht, was er auch nicht zu tun brauchte. Er würde den Befehl ausführen, ob er wollte oder nicht. Auch Jamy konnte sich als Meister im Kampfsport bezeichnen, wenngleich er weniger Stärke, dafür mehr Glück und Technik einsetzte.
Es würde für einige Minuten für eine Verteidigung reichen, als ich Steine zu mir rief und eine Mauer breit um mich und Vaya formte. Ein Gang breitete sich zu Annika, Fahid und Siggi aus, sodass ich die anderen Angreifer ausschloss. Vaya hielt sich hinter mich und nickte. Ihr Verstand fokussierte sich nur auf den Gegensand, der schwach leuchtend auf dem Gras lag. Im Hintergrund hörte man einige Kampfschreie, Lärm und andere Geräusche, doch die blendete ich aus. Einzig auf Annika fokussierte ich mich.
„Ich habe verstanden“, flüsterte Vaya hinter mir, während ich mit einem knappen Nicken die Aufmerksamkeit meiner Ex-Freundin suchte.
„Wusstest du eigentlich, dass der Besitz dieses Bernsteins Pech hervorruft?“
Annika lachte trocken auf, während sie wie selbstverständlich die Hände an die Hüften stemmte. „Ja, vermutlich. Ich hatte schon Pech mit dir, aber irgendwie habe ich nie was gespürt. Es war wirklich schön, normal zu tun, aber nachdem wir beide nun zeigen können, wer wir wirklich sind, finde ich es gut, dass du einen Schlussstrich ziehst.“
„Oh, große Worte für ein kleines Mädchen, das jedes Mal zu mir kam und sich ausgeheult hat, wie schwer ihr armes Dasein als Managerin war. Sag mal wirklich, brauchst du immer einen Mann als Seelenpflaster in deinem Leben? Dann tut es mir eher leid für die zwei Trottel, die hinter dir stehen.“ Annika fauchte, doch Siggi kam ihr zuvor. Ohne Sinn und Verstand rannte er auf mich zu und hob gefährlich die Hand.
„Diesmal nicht“, flüsterte ich gefährlich, während kleine Steinchen von der einen Wand zur gegenüberliegenden sprangen. So schnell wie Geschosse zischten sie durch die Gegend, sodass blaue Flecken und Schürfungen die Haut aufrieben. Doch Blut und Schmerz schien dem Hünen nichts auszumachen. Ein handgroßer Granit allerdings schaltete seine Lichter aus, bevor er mich und Vaya erreichen konnte. Beharrlich umschlossen Eisenketten, die ich hatte mitgegeben lassen, seine schweren Glieder und Steine formten einen Kokon um ihn herum. Ohne viel Federlesen warf ich den schweren Leib über die Mauer und hörte mit einem dumpfen Laut, wie er auf dem Boden aufkam.
„Einer weniger. Du solltest dir intelligentere Lakaien holen, die nicht mit dem Geschlechtsteil denken.“
Vaya machte ein angeekeltes Geräusch. „Den Vergleich hättest du dir sparen können.“
Während Fahid neben Annika stand, schaute er grimmig zu mir. Die Frau schien nicht wirklich von meinem Rat überzeugt. Sie flüsterte etwas, während ich mich auf alles vorbereitete.
Bevor sie die Initiative ergriff, schmiss ich weitere Geschosse auf sie, doch wie erwartend prasselten sie ab und fielen zu Boden, als ich die Steine freigab.
„Schall also…“, mutmaßte Vaya und bestätigte meine Vermutung.
„Ja, Schall und Magnetismus.“
„Aber irgendwie schient das nicht ihr Aß im Ärmel zu sein“, flüstere Vaya, während ich nur nickte. „Ich muss näher ran.“
Dann griff Annika an.
Ein Druck auf den Ohren erklang, während die Mauer um uns herum bröckelte und ich den Schall nicht länger von Georg und Jamy bewahren konnte.
Hört nicht hin, haltet durch und kämpft!
Dieser Befehl war grausam, dennoch überlebensnotwendig.
Spinnst du?!, kam es von dem Leibwächter, dennoch hielten beide tapfer durch und kämpften weiter. Hoffte ich jedenfalls.
Ich schwitzte mittlerweile, so anstrengend war der Kampf gegen Annika. Um die Aufrechterhaltung der Konzentration nicht zu schwächen, schien der Widerstand des Leibwächters eine Geduldsprobe. Er wollte mir nicht gehorchen, sah dennoch, wie aufsichtlos die Lage war, wenn er nicht hörte. Wobei das mittlerweile nicht mehr als Kampf vergleichen werden konnte. Es glich einenm unfairen Mächtevergleich. Keuchend am Boden liegend war es nicht ausgeglichen, wenn der Wille durch Schall manipuliert wurde. Vaya hinter mir stolperte, während meine Ohren bluteten und ich alles nur noch stumpf wahrnahm.
Sie trat zu auf mich zu, Fahid in ihrer Nähe. Er grinste frech, während ich mir den Kommentar nicht nehmen konnte: „Ah, als das Veilchen steht dir super!“ Er trat mir in die Seite, während meine Ex vor mir stehen blieb und mich müde musterte. Den Stein hielt sie in der Hand.
„Wirklich erbärmlich. Und du solltest der Sohn sein, den man als so mächtig in Erinnerung hat?“
„Unterschätz ihn nicht, Annika“, pfiff Fahid, doch er schien seine Worte selbst nicht zu glauben. Schmerz explodierte an der Seite, als die Spitze des Schuhs meine Rippen erreichte. „Dieser Mistkerl ist wirklich hinterhältig.“
„Ich hab’s kapiert“, murrte ich. „Du bist nicht der erste, der mir das an den Kopf wirft.“
Ich hörte Vaya weinten und schreien, doch was auch immer mit ihr geschah, wusste ich nicht. Ich sah nur das siegessichere Lächeln Annikas.
„Es tut mir leid, Annika.“ Diese Worte rissen sie aus der Konzentration.
„WAS?“