An dem Tag, an dem die Erde für mich stehen geblieben war, begab ich mich, durstig nach Antworten, auf die Reise. Ich bin 24 Jahre alt und mein Name ist Aramoto Kakumo. Ich glaubte nicht daran, dass meine Vergangenheit vor dem schlimmen Ereignis, jemals diese trostlose Gegenwart einholen würde.
Alles hat man mir genommen. Meine Heimat, meine Freunde und meine Familie, sie wurden alle vor meinen Augen ermordet.
Ich wanderte trauernd und hoffnungslos durch die Satsujin Wüste. Diese Wüste war bekannt für ihre hohe Mortalität und für Sinnestäuschungen. Die Sonne war stechend heiß und ließ meine in Schweiß gebadete Haut erstrahlen. Ich bekam das Bedürfnis, nicht mehr weiter wandern zu wollen und einfach umzufallen.
Diesem Empfinden konnte und wollte ich einfach nicht nachgeben, denn das hätte meinen Tod nur mit offenen Armen empfangen. Egal, wie anstrengend die Schritte waren, die ich mit qualvoller Strapaze machte, so zwang ich mich selber mit der Hoffnungsflamme, die noch immer in mir weilte, immer weiter voran.
Ich bin nun seit einem knappen Monat unterwegs, gegessen hatte ich während dieser Zeit sehr wenig und die paar Tropfen Wasser, die ich an ein, bis zwei alten Kakteenstämmen abzapfen konnte, vermochten mir meinen Durst leider auch nicht zu stillen. Irgendwann überquerte ich, inmitten dieser trostlosen und gottverdammten Einöde, einen Dünenkamm.
Ich hielt an und blickte vom Ozean aus Staub und Sand hinauf in den wolkenlosen Subtropenhimmel, von dem die Mittagssonne gnadenlos auf mich herab brannte.
Meine Hand, die ununterbrochen zitterte, bewegte sich meinen Kragen hinauf, wo sich meine Halskette befand und riss die Halskette gewaltsam, nach einer endgültigen Antwort verlangend, ab. Langsam betrachtete ich die Halskette, welche ich von meinem Bruder vor seinem unerklärlichen Verschwinden bekommen hatte. Mangelndes Selbstwertgefühl und das Gefühl von Hoffnungslosigkeit herrschten in mir.
''Wieso bloß, hast du mir dieses verfluchte Ding gegeben. Sag es mir Kishimoto! Warum bist du ohne ein Wort zu sagen fortgegangen? Warum bist du nicht hier?!'', pfiff ich psychisch gebrochen, verwirrt und erzürnt aus meiner physischen Hülle in die Welt hinaus.
Bitterlich enttäuscht und mit einem halb gebrochenen Lebenswillen, setzte ich meine vor kurzem angehaltene Reise keuchend fort. Geflüster und Klagemelodien der Ruhe suchenden Seelen plagten mich die ganze Reise über.
Die Umgebung um mich herum verzerrte sich so stark, dass mein Körper viel zu überfordert war, Impulswellen durch die Nervenstränge in den Muskeln an mein Gehirn zu senden, weshalb ich gezwungen war zu taumeln und wie ein bezwungener Krieger auf die Knie zu fallen. Man konnte mein Herzklopfen bereits durch die Hitzeschwingungen in der brennend heißen Luft, die durch die Einöde in allen Richtungen vorbeizog, bemerkbar wahrnehmen.
Zu erkennen waren nichts außer noch mehr Dünen und einem öden Horizont, welcher vermutlich noch viel mehr Dünen hinter sich versteckte. Solch eine Ansicht könnte jedem Überlebenskünstler, in der Weite des graubraunen Nirwana, jegliche Motivation zum Überleben mit bloßen Händen zerschmettern.
Plötzlich jedoch kamen mir wie aus dem Nichts zwei mir bekannte Stimmen zu Ohren. Ich schreckte auf und suchte nach der einen Quelle, die mir vermutlich meinen verschollenen Lebenswillen wiedergeben würde. Ständig musste ich mir das Klagen dieser unsichtbaren Persönlichkeiten anhören, die hauptsächlich aus Beschuldigungen und purem Hassgerede bestanden.
''Du bist ein Mörder! Du hast uns sterben lassen!'', warfen mir diese Stimmen mit einem brüskierten Unterton vor.
Immer wieder spielten sich in meinem Kopf diese lästigen Beschuldigungen ab. Jedoch suchte ich weiterhin die Spur nach der Quelle der Stimmen, die sich für mich so familiär anhörten. Das Terrain um mich herum veränderte sich weiterhin und so langsam begann ich auf der Krone der nächstgelegenen Sanddüne, nun sehr schwach zwei Figuren in meinem Blickfeld zu erkennen.
Hektisch rannte ich den Berg hoch, um meinen Verdacht, um wen es sich handeln könnte, zu festigen. Für einen Augenblick vergaß ich, dass sich mein Körper am Limit befand. Als ich ankam, glaubte ich meinen Augen nicht, rannte auf die beiden Personen wie ein Berserker zu und umarmte sie schuldig sowie entschuldigend.
Ich hatte meine ''Familie'' endlich wieder und brach deshalb wie ein gebrochener Damm in Tränen aus und entschuldigte mich so oft wie ich nur konnte.
''Es tut mir so leid ... Verzeiht mir ... Bitte verzeiht mir ...'', schluchzte ich von Tränen überwältigt vor mich hin.
Plötzlich ertönte ein leises Flüstern, welches für mich langsam aber sicher immer unerträglicher und zum lauten Gejohle wurde. Ich erschrak und sah die beiden Personen an. Deren Mimik glichen einer schon längst verstorbenen Persönlichkeit und hatten nichts Menschliches mehr an sich.
''Du hast uns auf dem Gewissen! Du bist ein elender Mörder. Krepier!!'', warfen mir diese lebenden Untoten in einer permanenten Endlosschleife rücksichtslos vor.
Ich konnte beobachten, wie sich ihre Gesichter nach Innen stülpten und nur Leere, sowie beängstigende Schwärze in ihren ehemaligen Gesichtern zu erkennen war. Anschließend flankierten mich diese Stimmen, sodass sie mich geistig zerfraßen und ich merkte, wie sich der Wahnsinn in mir ausbreitete.
''Nein .. Nein! .. Tut mir das bitte nicht an!'' , schrie ich verzweifelt nach Unschuld und Flucht suchend.
In vollkommener Panik und dem Wahnsinn verfallen, versuchte ich mit meinen beiden Händen die Ohren zu bedecken und meine Augen zu versiegeln. Zu gehorchen jedoch vermochte mir kein Körperteil und der Wahnsinn beschlagnahmte nun völlig meine Psyche.
Das Gefühl endlich wieder eine Familie zu haben, endlich wieder vollkommen zu sein, schwand. Nun drehte ich vollkommen durch und die Figuren begannen, dahin zu schmelzen. Das Terrain fing an, unvorstellbar düster und trostlos zu werden und ich begann, schrille Leidensschreie von mir zu geben. Nach einigen Sekunden Wehklagen fiel ich, des Verstandes entnommen, auf den heißen Sandboden und wurde ohnmächtig.