Ein Sonnenstrahl machte seinen Weg in die Höhle. Der Sandsturm hatte sich gelegt und ein ganzer Tag war vorbei. Onaki und ich wachten gleichzeitig auf und streckten uns. Ich erinnerte mich an die vergangene Nacht an dem wir Beide einen Albtraum gehabt haben.
''Sag mal Onaki, du hast im Schlaf geredet. War es deine Familie?'', fragte ich sie vorsichtig und neugierig. Sie musste daraufhin seufzen und lehnte sich auf, um zu sitzen. ''Es war bloß ein Albtraum. Ich träume jede Nacht davon wie ich meine Familie im Stich ließ weißt du?'', antwortete sie trauernd und weinte. Reflexartig umarmte ich sie mitfühlend und verständnisvoll, da wir eine ähnliche Vergangenheit miteinander teilten.
Ich stand daraufhin auf und gab ihr meine Hand, damit sie das auch tun konnte. Wir verließen ohne weitere Worte zu fällen die Höhle in der wir uns befanden und waren schockiert. Aus wenigen Sanddünen wurden dutzende, so viel Sand hat der Sandsturm mit sich gebracht. Vermutlich aus der Yongbi Wüste, die ich zuvor überqueren musste, um nach Altravessa zu kommen.
Jetzt ist die Landschaft eine einzige Einöde und die Sonne steht an ihrem Höhepunkt und knallt gnadenlos auf uns herab. Ein Gefühl des Unbehagens überkam mich, ich erinnerte mich an die Worte dieses Wesens des hohen Rates. Ein Mensch wurde während ich geschlafen habe hingerichtet. Wenn ich doch nur etwas unternommen hätte.. Es werden auch noch viel mehr sterben dachte ich mir, wenn ich jetzt weiterhin so viel Zeit verschwende.
''Onaki, wir müssen weiter. Nutz deinen Kompass, wir dürfen nicht vom Weg abkommen.'', entgegnete ich ihr mit einem ernsten Blick. Sie verstand auf Anhieb, dass es mir hierbei um die 10 Geisel ging und dass eines davon sein Leben ließ. Ohne weitere Umwege machten wir uns in dieser furchtbaren Einöde auf den Weg zum Inazuma Wald, dort wo das himmlische Licht schien und auf mich ein Engelswesen warten würde.
Stunden vergangen und die Umgebung nahm mit der Zeit an Dünen ab. So langsam wurde der Boden immer grüner und die Luft feuchter. Unsere Strapaze lohnte sich, wir kamen an den Tropen an. Nicht weit weg von uns im Horizont konnten wir riesige Regenwaldbäume erkennen. ''Das muss der Inazuma Wald sein, wir sind da. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob dieser Wald vollkommen ungefährlich ist, halte also die Augen offen Aramoto.'', rief sie mir von hinten zu, da ich etwas beschleunigter wanderte als sie es tat.
Sie hatte Recht, wir leben in einer Welt voller Monster und Magie, es war nicht unwahrscheinlich, dass etwas auf uns treffen konnte und das mit einer Tötungsabsicht. Nach einigen Minuten gehen kamen wir dann letztendlich im sogenannten Inazuma Wald an. Dieser Wald strotzte nur so von Magie und Pflanzen, die sich bewegten und lebendig waren. ''Hier irgendwo wird der Schrein des Himmels sein, wir müssen ihn finden und unsere Merthyl Kristalle zu ihm bringen. Der Legende nach wird ein Engelswesen erscheinen und uns testen. Wenn wir versagen, könnte das den Tod bedeuten.'' entgegnete Onaki mir besorgt und schaute aufmerksam auf die Pflanzen um uns herum, die einen Pfad für uns öffneten.
Wir sollten dann wohl diesen Pfad folgen, da ein anderer von den Pflanzen blockiert wird. Als würde man schon bereits auf uns warten und uns empfangen wollen. Den Pfad folgend bemerkte ich ganz viele blutrote Blumen, die entweder geschlossen oder geöffnet waren. Wenn sie geöffnet waren machten sie merkwürdige Geräusche, die wie ein verzweifeltes Schreien klangen. ''Du hast diese Blumen wohl bemerkt oder? Wenn sie geöffnet sind heißt es in der Legende, dass die Menschenseele, die vom hohen Rat genommen wurde in dieser Blume verweilt.'' , entgegnete sie mir mit einer ernsten und bebenden Betonung in der Stimme. Selbst die Toten finden also keine Ruhe?
Ich fand diesen Gedanken sehr traurig und schockierend. Um uns herum waren Hunderte, nein Tausende solcher geöffneten Blumen. Sie alle wurden vom hohen Rat bereits kaltblütig und grausam ermordet. ''Aramoto.. Aramoto'', sagten zwei der Pflanzen. Ich war mir zu 100 Prozent sicher, es waren die Stimme meiner verstorbenen Frau und meines Sohnes.. Ich brach wie ein gebrochener Damm in Tränen aus und lief auf die beiden Pflanzen zu und entschuldigte mich abermals.
Onaki verstand sofort um wen es sich hierbei handeln musste und leistete mir Beistand. Ich nahm die beiden Pflanzen und pflückte sie, um sie dann kurz danach zu zerstören. Ich wollte nicht, dass meine arme Familie noch immer in dieser Welt gefangen blieb. Ich war davon überzeugt, dass es das Richtige war und stand entschlossen auf. ''Ihr seid also endlich hier, wie schön. Kommt doch her meine Kinder.'', ertönte eine engelsgleiche Stimme und mitsamt der Stimme auch ein weißes Licht.