Ich erwachte. Der Ort an dem ich mich nun befand war dunkel und fühlte sich deutlich kälter an als sonst. Es roch nach altem verbranntem Holz und der Boden auf dem ich verpflegt verlegt worden war, war eine alte zerzauste Matratze.
Ein weiterer Gestank kam mir auf, ein sehr in der Nase stechender Gestank. Es war der Gestank des Dunges, das anscheinend hauptsächlich als Baumaterial für diese kleine aber ausreichende Hütte genutzt und mit Dattelpalmenblättern als Dach abgedeckt wurde.
Wer oder was mich gerettet hat, war mir zu diesem Zeitpunkt egal, ich war dankbar und erleichtert, dass sich mein Tod doch noch verzögern konnte, denn ich hatte mein Ziel noch lange nicht erreicht. Aber moment mal, ich bin doch vor einem Augenblick gestorben. Verstehe, meine Seele wurde auf diesen Light Novel Charakter namens ''Aramoto Kakumo'' übertragen. Ich hatte all die Erinnerung an seine gesamte Vergangenheit. Selbst seine tiefen Emotionen wie Hass und Trauer waren nun die meine. Ich sollte wohl die Story fortsetzen. Ob wohl ein glückliches Ende auf mich wartete?
''Vielen Dank, wer ihr auch sein mögt! Ihr habt mich vor dem sicheren Tod bewahrt!'', rief ich aus der Gedankenwelt wieder in die Realität gedriftet durch die Hütte.
Gähnende Stille entgegnete man mir schließlich als Antwort. Derjenige, der mich gerettet hat, befand sich nicht in der Hütte.
Bevor ich auch nur auf die kleine verrostete Kanne, die mit Wasser gefüllt war, greifen und mich darin verlieren konnte, weil mein Durst über mich dominierte und ich zu dehydrieren schien, öffnete sich die kleine hölzerne Tür, die sich wenige Meter rechts neben mir befand.
Zu sehen war eine vergraute alte Persönlichkeit, die halbnackt bekleidet war. Vermutlich hatte sie meinen Ruf von gerade eben gehört und eilte sofort zu mir. Der ganze Körper dieses alten Mannes war übersät mit Narben und kleinen Wunden, die mit einer kleinen Dreckschicht bedeckt waren. Ein Wunder, das dieser Mensch so alt werden konnte, geschweige denn mühe los auf den Beinen, ohne irgendwelche Signale für Strapaze, stehen konnte.
''Trink so viel du auch nur möchtest, fühle dich hier willkommen!'', sprach der alte Mann mit einer vertraulichen und gut gelaunten Stimme.
''Und wenn du mit dem Trinken fertig bist, kannst du ja mit zu mir nach draußen kommen, da gibt’s etwas Nahrung für dich. Nenn' mich einfach alter Mann, denn ich habe keinen Namen'', warf er mir mit einer sehr freundlichen Stimme zu und behandelte mich wie einen alten vergessenen Freund.
Ich hatte keine Zeit mich verwirrter zu fühlen als das ich es die letzten Minuten über schon getan hätte. Ich tat einfach das was der alte Mann mir sagte und trank zuerst die Kanne mit extrem kaltem Wasser leer. Lebendig fühlte ich mich, ich vergaß wie kostbar und essentiell Wasser für das Leben sein konnte. Wieder aus meinen Träumereien und dem Genießen des Wassers aufgewacht, stellte ich die Kanne an ihren ehemaligen Platz zurück und schlängelte mich durch die Dunghütte und öffnete die hölzerne Tür.
Was ich erblicken konnte war die Nacht, die die Wüste verschlang, deutlich weniger Dünen als zuvor und ein Feuer, das der alte Mann gelegt hatte um Skorpione und Schlangen zu braten, die er vermutlich während meiner Ohnmacht erjagt haben musste. Ich fragte mich wieweit dieser alte Mann mich transportierte und wie dieser alte Mann das mit seinem Zustand schaffte, er wirkte für mich sehr zerbrechlich und alles andere als kräftig.
''Wie haben sie mich hier hin transportiert und wie weit?'', fragte ich diesen alten Mann für Antworten beschuldigend aus.
''Das spielt keine Rolle, iss doch erst mal was, du musst richtig Hunger haben, hier der Skorpion ist gar. Weißt du, gekocht schmecken diese Viecher viel besser'', lachte er mich erneut gut gelaunt an und reichte mir den gebratenen Skorpion in die Hand.
''Der hohe Rat war in deiner Heimat und hat alles und jeden auf dem Gewissen, nicht wahr?'', fügte der alte Mann mir mit einer bemitleidenden Stimmlage zu, während ich den durchgegarten Skorpion in kleinen Bissen aß.
Später realisiert blieb mir das Essen im Mund stecken und ich begann den alten Mann mit einer schockierten Mimik anzustarren. Der hohe Rat also? Das scheinen wohl mächtige Wesen in dieser Welt zu sein. Diese Wesen haben also in meinem neuen Leben meine Familie auf dem Gewissen dachte ich mir. Mist, ich hatte sogar eine Frau! Ich war hier keine Jungfrau, dabei habe ich nur Erinnerungen daran. Ich war verwundert darüber, woher dieser alte Mann wusste, was mit meiner Heimat geschah. Mein Wissensdrang und somit auch mein Hass gegen diesen hohen Rat stieg in das Unermessliche.
''Der hohe Rat sagtest du? So nennen sich diese Wichser? Diejenigen, die meine Familie kaltblütig ermordet haben? Die ein verdammtes Genozid verursacht haben? Warum?! Warum nur?! Erkläre es mir bitte! Wie kann ich diese Arschlöcher umbringen? Die müssen doch irgendein Schwachpunkt haben!!'', brüllte ich brüskiert und hasserfüllt den alten Mann an, dem ich mein Leben zu verdanken habe.
Hass und Rachegefühl waren die einzigen Emotionen, die mich in jenem Zeitpunkt begleiteten. Der alte Mann starrte mich an und begann wie auf dem Nichts keuchend und grunzend zu lachen. ''Sie haben Angst, es gibt nämlich eine Macht, die in der Lage ist diese gefallenen Engel zu töten. Das ist der Grund warum sie töten.
Sie wollen einschüchtern und ihre Angst vor dieser grotesk erscheinenden Macht mit kaltblütigen Veranstaltungen verbergen'', und zeigte mir dann meine Halskette, die sich nicht mehr an meinem Hals befand. Diese gewöhnliche Halskette? Das soll eine Waffe sein von der sich diese mächtigen Kreaturen fürchten? Ich trug sie die ganze Zeit, die ganze Reise über, bei mir und wusste nicht was sie für einen Nutzen hatte?