Der Ursus war erlegt und rührte sich keinen Millimeter. Wir töteten einen Wächter dieses Waldes. Aus Respekt schaufelte ich eine kleine Grube und legte die riesigen Überreste dieses Wesens in das von mir geschaufelte Loch, um es anständig zu beerdigen. Schließlich waren wir es, die es darauf ankommen ließen und nicht andersrum. Ich bat um Verzeihung und hielt eine kleine Gebetsrede ab. ''Oh Herrin dieses Waldes, bitte vergib uns unsere Sünden und nimm die Seele dieses armen Wesens zu dir.'', betete ich flüsternd in einer beugenden Körperhaltung.
Das Gebet fertig ausgesprochen ging ich zu Onaki und trug sie in meinen Armen fort. Sie war zwar geheilt, aber noch immer zu erschöpft zum gehen. Da wir sehr tief im Wald waren und eine weitere Konfrontation mit einen der Ursus zu vermeiden, gingen wir einen Fluss entlang. Dort war der Wald wesentlich weniger dicht und die Gefahr auf eine neue Bestie zu treffen war deutlich geringer. Das dachte ich jedenfalls, da es der Wald an sich war, der diese Gefahren mit sich brachte.
Allerdings lag ich da vollkommen falsch, denn in nur einem kurzen Augenblick schleuderte es mich und Onaki in den Fluss. Aufgetaucht und nach tiefer Luft schnappend sah ich einen Hibiskus. Weißes Fell und lange stählerne Krallen hatte diese Bestie. Mit ihren Zähnen und ihrem starken Kiefer konnte sie einen übergroßen Baumstumpf mühelos zermalmen.
Die Kraft verließ uns, wir waren am Ende. Das wars jetzt aber wirklich dachte ich bereuend die Entscheidung getroffen zu haben diesen Weg zu gehen. Dieses Wesen war viel mächtiger als der Ursus von vorhin. In Stücke reißen würde uns der Hibiskus ganz sicher dachte ich mir. ''Ihr habt den Tod gewählt, als ihr diesen Wald betreten habt. Für eure Sünde gibt es die Höchststrafe. Den qualvollen Tod!'', sprach die Bestie mit einer äußerst Bestien artigen Stimme zu uns und blickte auf uns herab, während wir vor Erschöpfung nur keuchen konnten.
Trotz meiner unbeschreiblichen Ermüdung schwamm ich mit Onaki wieder an Land und hielt eine beschützende Position an. Mir blieb keine einzige Energie mehr, um einen Zauber zu sprechen, welches uns beschützen könnte. Der Hibiskus holte zum tötenden Schlag aus, ich schloss meine Augen und stellte mich vor Onaki auf ein Wunder hoffend. Gerade als der Hibiskus mit Tötungsintention ausholte, erschien vor uns ein Wesen mit gräulicher Hautfarbe und weißen Haaren. In nur einem kurzen Augenblick wurde der Hibiskus zerstückelt. Ein Explosionszauber wurde von dieser Gestalt ausgesprochen. Genau wie Razul Menderes es bei der armen verstorbenen Frau in Altravessa tat.
''Wer hätte gedacht, dass wir uns so schnell schon wiedersehen würden Aramoto.'', sagte das Wesen und drehte sich zu mir um. Er sah genau so aus wie die Wesen vom hohen Rat. Meine Gedanken rasten wie verrückt in meinem Kopf. Wer war er? Ich war mir sicher, dass ich ihn nicht kannte, also hielt ich meine beschützende Körperhaltung weiterhin an. ''Du bist doch vom hohen Rat! Wieso hast du uns gerettet? Raus mit der Sprache! Wer bist du verdammt nochmal!'', schrie ich voller Hass und Entsetzen in meiner Stimme. Sie war so voller Hass, dass die Umgebung um mich herum bebte.
Das Wesen wandelte kurz daraufhin sein Gestalt.
Ein alter vernarbter Mann überzogen mit einer Dreckschicht war zu erkennen. Er? Ich verstand überhaupt nichts mehr und wurde ohnmächtig.
Ich wachte auf und kam wieder zu meinen Sinnen. Der Ort an dem ich mich befand war die alte Hütte des Engelswesens, die freundlicherweise uns ihr ehemaliges Zuhause anvertraute. Es war mir aber nicht wichtig wo ich war, ich wollte wissen wo dieser alte Mann war und schaute mich um. Ich stand aus dem Bett auf und hörte wie sich zwei Stimmen miteinander unterhielten. In der Küche dieser Hütte angekommen sah ich Onaki und den alten Mann sitzend und redend.
''Oh, du bist wach. Das ist schön! Ich weiß, dass du verwirrt bist, hör mir jetzt gut zu.'', sagte der alte Mann nervös und schuldig grinsend. Ich stellte mich vor dem alten Mann und griff beschuldigend nach seiner Kleidung und hob ihn hoch. ''Du wirst mir jetzt auf der Stelle sagen, warum du mich damals vor dem Tod in der Wüste gerettet hast. Du bist einer von denen!'', schrie ich ihn brüskiert und entsetzt an. Er verstand meinen Groll sehr gut und nickte inständig.
''Es stimmt, ich gehöre der gleichen Rasse wie die Wesen, die sich der hohe Rat nennen, an. Das heißt aber nicht, dass ich ihre Ideologie teile. Ich verabscheue das Töten von Menschen zu tiefst und deswegen habe ich den hohen Rat hintergangen.'', erzählte mir der alte Mann und erklärte mir die ganze Situation genauer. Minuten vergangen in dem er mir die Situation genau schilderte. Wie ironisch es doch war, dass mich ein Wesen rettete, das gerade aus dieser einen Rasse stammte, die die Menschen kaltblütig und zum spaß ermordeten dachte ich mir.
''Ich heiße übrigens Brahm Ahnen, ich habe dir diesen Namen bei unserer ersten Begegnung nicht gesagt, weil mein Name in aller Munde ist und du impulsiv reagiert hättest, verstehst du jetzt? Ich bin genau wie du ein Feind des hohen Rates und ich werde euch dabei so gut wie möglich unterstützen die Zauber zu beherrschen.'', entgegnete der Brahm mir mit einer sehr überzeugten und entschlossenen Betonung in der Stimme. Ich gewöhnte mich langsam an die Situation und fand mich damit ab, dass er zu der selben Rasse wie zum hohen Rat gehörte.
''Ich kann mittlerweile den Wasserwand Zauber kontrollierter einsetzen. Brahm erklärte mir, dass man sich während des Zauberspruchs besonders auf die Ein und Ausatmung konzentrieren muss und sich vorstellen muss wie man die eigene Energie lenkt und stückchenweise freigibt.'', erzählte mir Onaki stolz, als wäre sie ein kleines Kind, das gerade herausgefunden hat, dass Feuer einen Menschen verbrennen kann, wenn man dem Feuer zu nahe kommen würde. Ich schnipste ihr mit meinem Finger gegen die Stirn und war eifersüchtig, dass sie schon so weit kam.
''Wirst du uns also nicht weiter begleiten, nachdem du uns bei den Zaubern geholfen hast Brahm?'', fragte ich ihn in seiner menschlichen Gestalt aus. Dieser schüttelte seinen Kopf und sah mich ernst an. ''Ich bin zwar mächtig, aber einen anderen Ratsmitglied aus der selben Rasse kann ich nicht töten. Sie sind zu mächtig. Ihr seid nun eins mit dem Merthyl Kristall, ihr habt die Macht dazu sie zu töten. Es wird also eure Aufgabe sein, meine Aufgabe ist lediglich euch die Magie zu vereinfachen.'', erklärte er mir und zeigte mit seinem Finger auf meine Brust, dort wo mein Merthyl Kristall noch hing. Ich bemerkte erst jetzt, dass der Kristall nicht mehr existierte, sondern, dass sich der Kristall mit meinem Körper verschmolzen hat. Ich war nun der Merthyl Kristall.