Eine zierliche junge Frau in weißer Kleidung trat zum Vorschein. Ihre Haare hatten ebenfalls eine weiße Farbe. Das war also das Engelswesen von der ich nur in den Büchern gelesen habe. Sie hatte eine sehr angenehme und beruhigende Stimme. ''Ich habe sehr lange darauf gewartet, dass ihr in diesem Wald erscheinen würdet.'', sagte das Engelswesen in einer ruhigen Tonlage.
Das grelle Licht um das Wesen herum nahm an Stärke ab und verschwand nun vollkommen. Ihre Finger richtete das Wesen auf mich und Onaki. ''Kommt mit ihr Beiden, die Kristalle müssen bevor wir den Spruch aufsagen ins himmlische Licht gehalten werden.'', sagte sie und fing an loszugehen. Wir zögerten nicht lange, sahen uns gegenseitig an und nickten entschlossen.
Wir folgten dem Engelswesen, der den Pfad der Pflanzen für uns frei machte. Wenige Meter vor uns war ein Schrein zu sehen, dessen Boden aus antikem Stein gefertigt war. Angekommen bat das Engelswesen uns, unsere Merthyl Kristall Gegenstände aus der Tasche zu holen. Ohne das zu hinterfragen machten wir schließlich was das Wesen von uns verlangte.
Onaki und ich sollten nun die Gegenstände anziehen. Als das vollbracht war, bat uns das Wesen auf den merkwürdigen Steinboden mit antikem Muster zu treten und darauf zu stehen. Zunächst passierte nichts und wir dachten, dass dass mit unseren Merthyl Kristallen irgendetwas nicht stimmte. 10 Sekunden vergingen, dann 20 und dann 30.
Bevor ich vor Ungeduld und Impulsivität etwas sagen konnte, fingen beide Kristalle plötzlich an zu reagieren und zu leuchten. Sie vibrierten und zogen sich magisch gegenseitig an, als existierte irgendeine Anziehungskraft um die beiden Kristalle herum. Dann wie aus dem Nichts schien ein Strahl, heller als 1000 Sonnen auf uns herab und traf die beiden Kristalle. Das Engelswesen fing an uns Anweisungen zu geben und den Spruch vorzusagen.
''Oh Herr der Menschen, verleihe uns ein unbeschreibliche Macht, denen die wahrlich an deine Kraft glauben. Verleih uns einen Teil deiner Kraft und lass uns mit dir vereinen!'', sagte das Engelswesen und wir sprachen ihr nach. Nachdem wir den Satz zu Ende gesprochen haben, hörte dieses schon fast Blindheit verursachende Licht auf. Der Ring und die Halskette wollten sich auch nicht mehr gegenseitig anziehen. War es nun vollbracht? Konnten wir nun den hohen Rat bekämpfen dachte ich vertieft innerlich, bis das Wesen wieder zu uns sprach.
''Die Kristalle sind nun ein Teil von euch, benutzen könnt nur ihr diese Kristalle. Die Kraft, die ihr erlangt habt gleicht der höchsten Macht der Mächte. Allerdings müsst ihr lernen sie kontrolliert einzusetzen. Bleibt einige Tage hier im Inazuma Wald und kämpft gegen Bestien, um die Kraft die ihr von nun an verfügt zu bendigen.'' sagte das Engelswesen uns belehrend und warnend.
Am liebsten würde ich jetzt schon los ziehen und den hohen Rat konfrontieren, aber das hätte bloß meinen Tod bedeutet. Ich entschied mich dafür einen kühlen Kopf zu bewahren und verneigte mich zusammen mit Onaki vor dem Engelswesen dankend. Eine Sache beruhigte mich schließlich, und zwar, dass wir nun eine Perspektive zum Sieg errungen haben. Mein Körper fühlte sich auch Dank der Fusion mit meiner Halskette nun um ein vielfacheres Stärker.
Das Gleiche galt auch für Onaki. Ich probierte einen Zauberspruch aus, den ich mal in einem Buch gelesen habe. Ich probierte ihn zuvor auch schon aus, allerdings passierte nichts. Doch jetzt.. ''Oh Herr der Unterwelt, leihe mir deine alles durchtrennende und alles verbrennende Klinge... Höllenklinge!'', rief ich und in meiner Hand entstand eine gewaltige Hitze. Ein Schwert aus blauen Flammen formte sich darin.
Onaki war erstaunt und feuerte mich an. Zur Probe holte ich gegen einen der Riesenbäume zum Schlag aus. Mein eigentliches Ziel war bloß der eine Baum, allerdings zerschnitt ich dutzende und hunderte solcher Bäume, die hinter meinem Ziel standen. Das war ein mächtiger Zauber dachte ich mir, allerdings schien es auch viel Ausdauer zu verzehren. Ich konnte nur einen einzigen Schlag damit ausführen und brach kurz daraufhin keuchend zusammen.
''Huff... So einfach ists doch wohl nicht.. Onaki probier du es auch mal aus!'', rief ich ihr zu und ermutigte sie dazu auch einen Zauber einzusetzen. ''Oh Herr der Ozeane, verleih mir deine Kraft und erzeuge eine unaufhaltsame Wasserwand, die alles und jeden wegspült.. Himmlisches Wasser!'', kurz nachdem sie diesen Spruch diktierte, erschien eine gewaltige Wasserwand, größer als jeder Tsunami und spülte sämtliche Bäume und Pflanzen durch den Wasserdruck, der sich daraus bildete weg.
Eine dieser Bäume war bestimmt 100 Meter groß und dennoch hielt keines der Bäume, die sich im Weg des Wasserwandes befanden stand. Allerdings brach auch Onaki kurz nach dem Spruch des Zaubers zusammen. Wir brauchten etwas Zeit, um uns an die Anstrengung und Strapazierung des Zaubers zu gewöhnen. Es existierten schließlich noch andere starke Zauber, die wir im Kampf gegen diese Wesen benötigen würden.
''Bis ihr soweit seid, könnt ihr in dieser alten verlassenen Hütte übernachten. Sie war mein Zuhause, bevor ich gestorben bin. Sie müsste auch heute noch in gutem Zustand sein. Ich werde euch in wenigen Tagen noch einmal besuchen, um zu schauen wie weit ihr mit euren Zaubern gekommen seid.'', sagte die Stimme des Engelswesens und verschwand in einem Echo, zusammen mit ihrem Körper.
Sie war also ein Geist, das hier hin und wieder über den Wald wacht. Ich würde zu gerne ihren Grab besuchen, würde sie eins haben. Von meinen Gedanken wieder in die Gegenwart gedriftet, teilte ich Onaki mit, dass wir uns jetzt ausruhen sollten und ging in die Hütte, von der das Engelswesen sprach. Onaki folgte mir daraufhin in die Hütte.
Die Hütte war mit alles möglichem ausgestattet, mit einem Bad, einer Küche und einem Schlafzimmer. Allerdings gab es nur ein Bett und wir waren zu zweit. Beschämt lagen wir uns nebeneinander, steif wie ein dicker Baumstamm und errötet wie eine Tomate. Onaki war schon recht hübsch dachte ich mir und versuchte dennoch mein Blick in die andere Richtung zu werfen, da mir das unangenehm peinlich war.