Was zur Hölle hat dieser Nazari mit ihr gemacht? Das sie schüchtern ist und eine fremde Person erst einmal richtig kennenlernen musste, habe ich gemerkt. Aber warum wird sie regelrecht getriggert bei bestimmten Themen? Und warum denkt sie, es sei schlecht auch mal Schwäche gegenüber anderen Menschen zu zeigen? Der Zorn pulsiert wieder durch meine Adern und ich knurre innerlich dunkel auf. Sollte ich diesen Mistkerl jemals allein zwischen den Fingern bekommen, werde ich ihm ein bisschen Anstand in den Leib prügeln, so viel ist sicher.
„Natürlich ist es legitim auch Schwäche zuzulassen. Man kann nicht immer nur stark sein, Kleines. Es ist nichts Schlechtes und niemand würde dich jemals dafür verurteilen – schon gar nicht ich.“
„Ich bin dein Auftrag; die Person, die du schützen sollst und musst. Natürlich sagst du das jetzt zu mir“, lächelt sie mich traurig an und lässt einen kleinen Seufzer aus ihrem Mund entweichen. „Aber das verstehe ich voll und ganz. Danke trotzdem für die aufmunternden Worte, Calin.“
Zum Henker! Ich habe das Gefühl, dass ihre Erinnerungen an die Vergangenheit sie noch vollends im Griff haben und sie meinen Worten kaum Glauben schenken kann. Auch, wenn sie das vermutlich will. Mit Daumen und Zeigefinger fahre ich unter ihr Kinn, hebe es an und schaue ihr wieder direkt in die faszinierend grünen Augen, die einen traurigen Schimmer innehaben, als sie ihren Blick hebt und mich verwirrt anschaut. Ihre Pupillen sind geweitet und ich kann erkennen, dass sie mit sich und ihren Tränen zu kämpfen scheint.
„Du bist Rilana Joyce Myers und ich mag dich. Sehr sogar. Du bist längst nicht mehr einzig und allein meine Zielperson. Wenn ich dich schütze, dann weil ich es will und nicht, weil ich es muss, weil ein Vertrag meinerseits unterschrieben wurde“, teile ich ihr ernst mit. „Ja, ich habe gesagt, dass ich niemanden mehr so nah an mich heranlassen möchte, weil die Gefahr für alle Beteiligten zu hoch ist – nicht nur allein für mich. Auch für eine Partnerin. Sie wird Ziel der Kriminellen, weil sie zu meiner verdammten Achillesferse wird. Dadurch mache ich mich verletzbar, meine Partnerin angreifbar.“
Eine einzelne Träne löst sich aus ihrem rechten Augenwinkel und zerschellt auf meinem Zeigefinger, der immer noch an ihrer Wange liegt, während der Daumen meiner anderen Hand zärtlich ihr Kinn streichelt. Scheiße – ich mache dieser Frau gerade ein verfluchtes Liebesgeständnis und kann, will, nichts dagegen tun. Sie ist mir mittlerweile viel zu wichtig geworden und ich habe, verdammt noch mal, keine Lust sie zu verlieren. Egal wie, oder wodurch.
„Thuit mi ann an gaol leat mo chridhe.“
„Was bedeutet das, Calin?“, fragt sie mich mit zittriger, leiser Stimme und mein eigenes Herz zieht sich zusammen, weil ich es nicht ertrage, sie so traurig zu sehen.
Mit einem bedeutungsvollen Lächeln überbrücke ich die wenigen Zentimeter, welche unsere Münder voneinander trennen, schiebe dabei meine Hand, welche an ihrem Kinn gelegen hat, in ihren Nacken und küsse sie. Lege all meine Gefühle für sie in diesen einen Kuss und schließe meine Augen, um diese Empfindungen noch zu verstärken, welche durch mich hindurch peitschen wie Stromschläge. Sanft kraule ich sie im Nacken und lasse meine Hand zu ihrer schmalen Taille wandern, um sie noch ein wenig enger an mich zu ziehen. Ein leises Seufzen ist aus Rilanas Mund zu hören und beschert mir eine wohlige Gänsehaut, während ich mit meiner Zunge um Einlass bittend über ihre Unterlippe fahre, welchen sie mir willig gewährt.
„Calin“, höre ich sie nach Luft schnappend, als sich unsere Lippen nach einigen Minuten widerwillig trennen, damit unsere Lungen frischen Sauerstoff bekommen.
„Hm?“
„Das Gälische“, murmelt sie schüchtern und sieht mich mit gerötetem Gesicht und dunkelroten feuchten Lippen an, welche von unserem Kuss geschwollen sind. „Du wolltest mir verraten, was du gesagt hast.“
„Wollte ich das?“, grinse ich sie an und packe sie bei der Taille, hebe sie kurzerhand an und setze sie mir richtig auf den Schoß, die Beine winkelt sie dabei an, damit sie links und rechts von meinem Körper kniet. „Davon habe ich nichts gesagt, Liebes.“
Bei Aussprache dieses Kosenamens schaut sie mich verwundert an und leckt sich scheinbar unbewusst über die Unterlippe, um dann kurz über meine Worte nachzudenken. Ihre Augen fixieren dabei meinen Mund und ich komme mir vor wie ein leckeres Gebäckstück, welches in der Teilchenauslage beim Bäcker hinter einer Glasscheibe liegt. Bin ich eher die Puddingtasche, oder ein Muffin mit Schokoglasur? Amüsiert grinse ich und sie lässt ihren Blick direkt in meinen schnellen.
„Hast du nicht. Aber sicherlich willst du es mir trotzdem verraten, oder?“, ihre Augen funkeln und ich kann erkennen, dass ihre Mundwinkel verdächtig zucken.
„Hast du es denn nicht zugehört? Ich habe es dir bereits übersetzt.“
„Ich glaube, ich habe dich nicht richtig verstanden. Es war ein wenig… undeutlich und verwaschen in der Aussprache.“
„Verwaschen?“, wiederhole ich verblüfft und muss wohl zum Schießen aussehen, denn sie kichert leise. „Na warte.“
Sie will mich herausfordern? Kann sie haben.
Mit meiner rechten Hand greife ich in ihre vollen, weichen Haare und umfasse ihren Hinterkopf, mit der linken Hand fahre ich ein Stück unter ihr Shirt und lege sie flach auf ihren unteren Rücken, presse sie fest gegen meinen Oberkörper und erobere mit wilder Leidenschaft ihren süßen Mund, ohne dass sie überhaupt in irgendeiner Form reagieren kann. Ein anbetungswürdiger Laut kommt aus ihrer Kehle und ich spüre das meine Hose verdammt eng wird, während meine Zunge ihre heiße Mundhöhle erforscht. Am liebsten würde ich sie jetzt in mein Bett schleppen wie ein Höhlenmensch und sie zu meiner Frau machen. Ihr mein Zeichen aufdrücken. Ich zügle mich, denn sie hat weiß Gott genug durchgemacht in letzter Zeit und verdient es, von einem Mann erobert zu werden. Richtig, mit Dates, Gefühl und langsamen Herantasten aneinander. Nicht wie im Wilden Westen zwischen Tür und Angel auf dem Fußboden wie die Tiere.
Ich knurre leise in den Kuss und versuche mich zu beherrschen und den Kuss wieder in seichtes Fahrwasser zu lenken, doch darauf scheint Rilana keine Lust zu haben, denn ihre Hände umfassen meinen Nacken und sie presst ihren Schoß gegen meine harte Erregung, was mich zu einem gepressten Stöhnen bringt.
„Mo chridhe… langsam. Ich will dich nicht...“, versuche ich zwischen zwei Küssen mit ihr zu kommunizieren und sie vielleicht ein wenig zu bremsen, was sie ignoriert und mein Shirt hochschiebt, um es mir über den Kopf zu ziehen. „Ri...“
„Nicht reden“, haucht sie atemlos und ich schlucke hart. „Arme hoch.“
Mein Kopf schaltet nun vollends ab, als ich ihre vor Erregung raue Stimme höre und ich hebe widerstandslos meine Arme, damit sie mein Shirt ausziehen kann. Mit einer ungeduldigen Bewegung wirft sie es hinter sich und es landet quer über dem Couchtisch. Ihr Blick wandert über meine Brust und ich kann Bewunderung in ihren Augen aufblitzen sehen. Scheinbar gefällt ihr was sie sieht und ich greife entschlossen nach dem Saum ihres Shirts, um sie auf den gleichen Kleidungsstand wie mich zu bringen. Gleiches Recht für alle. Ohne zu zögern hebt sie ihre Arme und lässt sich das störende Stück Stoff bereitwillig ausziehen. Unter dem Shirt trägt sie einen schwarzen Spitzen-BH, was mich schon wieder leise knurren lässt. Wenn das so weitergeht, werde ich zum Tier.
„Du bist wunderschön“, teile ich ihr fast schon atemlos mit und streiche mit meinem Finger zart über den Rand ihrer Cups, welche ihre Brüste bedecken.
„Ich will dich spüren, Calin. Jeden Zentimeter von dir. Ohne störenden Stoff. Bitte, weise mich nicht ab.“
Was zu viel ist, ist zu viel. Mit einem Stöhnen packe ich mit beiden Händen ihren knackigen Hintern, stehe auf als sie ihre Arme flink um meinen Nacken schlingt und gehe schnurgerade die Treppen zur oberen Etage hinauf, um sie in mein Schlafzimmer zu tragen. Ihre schlanken Beine hat sie um meine Hüften geschlungen und ihre Mitte reibt aufreizend gegen meine mehr als harte Männlichkeit, mich dabei fast um den Verstand bringend. Bei allen Heiligen.
In der Tür bleibe ich stehen und schaue verwundert auf das zerwühlte Bett, bis mir klar wird, dass Rilana sich in meiner Abwesenheit in mein Bett geschlichen haben muss. Ein warmes Gefühl breitet sich in meiner Brust aus und ich küsse sie zärtlich auf die Lippen, was sie leise lachen lässt.
„Du hast in meinem Bett geschlafen, huh?“
„Ja… Ich konnte nicht einschlafen, weswegen ich mich in dein Bett gelegt habe. Hier habe ich mich sicher gefühlt“, gibt sie leise zu und ich schaue ihr liebevoll in die Augen.
„Das ist okay. Du darfst jederzeit in meinem Bett schlafen.“
„Auch, wenn du hier bist?“
„Auch, wenn ich hier bin. Gerade dann“, zwinkere ich ihr zu.
Ohne weitere Verzögerungen trete ich an mein Bett heran und lasse mich mit ihr zusammen auf die Matratze sinken. Halb über sie gebeugt erobere ich hungrig ihren Mund und lasse meine Hand, mit der ich mich nicht abstütze, über ihren halb entblößten Oberkörper wandern, um sie zu erkunden. Jeden Millimeter Haut will ich kennenlernen und berühren. Sie mit Haut und Haaren nehmen, bis niemand von uns beiden mehr weiß wer wo anfängt und wer wo aufhört. Noch nie hat eine Frau mich so vereinnahmt und um den Verstand gebracht, wie Rilana.
Für sie bin ich bereit meine Freiheit aufzugeben und das volle Risiko einzugehen, was eine Beziehung in meinem Beruf mit sich bringt, wenn sie mich denn ebenso will.