Habt ihr schon einmal die Begriffe „Hansi-Bubi-Vogel“ und „Standard-Wellensittich“ gehört? Beides sind Wellensittiche, aber dennoch sehen sie unterschiedlich aus. Es lohnt sich, sich vor der Anschaffung auch über die verschiedenen Zuchtformen der Wellis zu informieren. Dazu an dieser Stelle ein kurzer Überblick.
Kommen wir einleitend auf den wilden Wellensittich zu sprechen: In seiner australischen Heimat werden Wellensittiche ca. 17 bis 18 cm lang und wiegen ungefähr 30 bis 35 Gramm.
Mit eben diesen Vögeln wurde damals mit der Zucht in Europa begonnen. Zunächst haben sie weitgehend ihre Form beibehalten, sodass jene Wellis, die so langsam die Wohnzimmer der Menschen bezogen, dem australischen Wellensittich weiterhin in Form und Größe ähnlich waren. Jahrzehnte lang waren generell die Vögel, die als Haustier gehalten wurden dem Australier ähnlich. Die Züchter jedoch entwickelten mehr und mehr Ehrgeiz und züchteten nach und nach größere Wellensittiche, die sie auf Ausstellungen präsentierten. Der sogenannte Schauwellensittich wurde geboren. Dieser unterlag dann einem bestimmten Standard. Daher die Bezeichnung Standardwellensittich. Dieser Standard schrieb genaue Merkmale zur Größe, Körperform und Federbeschaffenheit vor. So wurden die Körper massiger, die Federn länger und weicher. Besonders das Kopfgefieder bildete sich enorm aus, sodass die Wellis nun scheinbar wuchtige Köpfe haben. Dadurch kann es zu Augenproblemen und schlechter Sicht kommen (Unfallgefahr beim Freiflug!). Über die Jahre wurden immer extremere Tiere hervorgebracht. Teilweise sind die Tiere mittlerweile so schwer, dass sie nicht mehr fliegen können oder sogar ihre eigenen Gelege zerstören. Probleme mit den Federn treten häufig auf, da die Federn oft zu weich sind, um sich richtig ausbilden zu können. Auch kann es zu starkem, krankhaften Federwachstum (Featherduster) kommen.
Zudem spielte bei der Züchtung auch immer wieder massive Inzucht sowie Linienzucht eine Rolle. Bei der Inzucht werden nahe miteinander verwandte Vögel verpaart. Zum Beispiel Geschwister oder Elternteile mit ihren Kindern. Bei der Linienzucht wird eine Zuchtline, also ein fester Stamm, aufgebaut und diese Tiere ohne (oder nur sehr selten) Blutauffrischung durch neue Individuen immer wieder untereinander verpaart (z.B. Onkel und Nichte). Dadurch wird sichergestellt, dass bestimmt Erscheinungsbilder weitervererbt werden (großer Kopf, spezielle Farben etc.). Die Gesundheit wurde und wird dabei oft nicht berücksichtigt. Ein hohes Alter erreichen solche Tiere oftmals nicht mehr. Aber sie sollen ja auch nur Preise gewinnen und ihrem Züchter Ansehen verschaffen.
Die Wellis, die in Privathaushalte gelangen, sind auch heute oft noch jene, die der wilden Urform an nächsten kommt. Züchter sprechen hier von „Hansi-Bubi-Vögeln“. Das geht darauf zurück, dass viele Stuben-Wellis oft Namen wie Hansi und Bubi tragen. Ein leicht abwertender Unterton ist dabei durchaus gewollt. Denn für Schauwellensittich-Züchter sind die kleinen Liebhaber-Wellis meist nicht so viel „wert“. Daneben hat sich die Bezeichnung „Farb- oder Farbenwellensittich“ durchgesetzt. Das ist etwas verwirrend, da ja auch Schauwellensittiche farbig sind, aber es klingt etwas respektvoller, und dient ja lediglich zur Unterscheidung der Zuchtformen.
In den letzten Jahren wurden Hansi-Bubis dann oft mit Standards verpaart, sodass sich immer mehr die sogenannten „Halbstandards“ durchgesetzt haben. Diese sind heute die am häufigsten in Zoohandlungen angebotenen Wellensittiche. Aber auch immer mehr Standardwellensittiche gibt es dort zu kaufen. Diese werden nicht selten als Schauwellensittiche bezeichnet. Der richtige Schauwellensittich, der heutzutage auf Ausstellungen Preise erzielt, ist tatsächlich noch mal eine etwas andere Hausnummer und gelangt selten in die Zoohandlung und somit kaum in den Privathaushalt, da er zu wertvoll ist. Vielleicht kann man einen „ausrangierten“ Schaui vom Züchter erhalten, wenn man das möchte.