Hier ist er wieder‚ euer Professor Undulat mit einem neuen Kapitel vom „Welli-Ein-Mal-Eins“. Bisher haben wir vor allem über den Wellensittich selbst gesprochen. Heute geht es um einen weiteren sehr wichtigen Faktor, der vor der Anschaffung des neuen Haustiers unbedingt beachtet werden muss: Der geeignete Käfig, bzw. die richtige Voliere! Eure Vögel sollen sich schließlich auch außerhalb der Freiflugzeiten wohlfühlen.
Schaut man in die Vergangenheit der Vogelkäfige (auch Vogelbauer genannt), so sieht diese recht düster aus. Was gab es da nicht schon alles für Grausamkeiten!? Kennt ihr diese „Schlösschen“, die zwar sehr chic aussahen, aber für die artgerechte Haltung eines Vogels gänzlich ungeeignet waren? Zum Glück ist das lange vorbei.
Alles, was danach kam, war jedoch auch weit davon entfernt, ein geeigneter Vogelkäfig zu sein. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren die Maße eines Wellensittich-Käfigs kaum größer als 40x20 cm, wenn nicht sogar noch kleiner. Warum auch größer? Man hielt eh nur einen diese „Ziervögel“, wie sie manchmal genannt wurden. Mehr waren diese intelligenten Tiere leider auch oft nicht. Sie sollten süß aussehen und die Menschen mit ihrem Gesang erfreuen. Aber natürlich sind es Lebewesen, mit besonderen Bedürfnissen, wie heute zum Glück die meisten Halter wissen, und nicht nur hübsche Zierde.
Ein weiteres schwarzes Kapitel der Vogelkäfig-Historie sind diese scheußlichen Rundkäfige mit senkrechten Gittern. Diese wurden zwar eher für Kanarienvögel verwendet (und auch das ist falsch!), aber hin und wieder sieht man darin auch Wellis oder andere Sittiche ihr Dasein fristen. Leider auch heute noch. Denn in einigen Ländern ist der Tierschutzgedanke noch nicht so ausgeprägt. Es gibt ein paar Punkte, die man beim Käfigkauf auf jeden Fall VERMEIDEN sollte:
- Runde Form,
- komplett Längsgitter,
- chromglänzende oder weiße Gitter,
- billige Gitterlegierung,
- zu kleine Maße und zu weite Gitterabstände,
- Das richtige Seitenverhältnis
Und warum?
- Runde Formen verwirren den Vogel, er verliert leicht die Orientierung, da er ohne Ecken keinen Bezugspunkt findet.
- Längsgitter oder Quergitter mögen vielleicht für Kanaris oder Finken Jacke wie Hose sein, aber Wellensittiche und ihre Verwandten klettern für ihr Leben gern. Daher sollten mindesten zwei Seiten des Käfigs Quergitter haben. Da die Vögelchen aber auch ganz gerne an den Gittern herunterrutschen, ist es nicht schlimm, wenn die beiden anderen Seiten Längsgitter haben. Der Idealfall ist natürlich ein Käfig, der komplett aus Quergittern besteht. Dann können die Wellis rundherum klettern.
- Die Farbe der Gitter ist auch nicht unwichtig. Ihr kennt das vielleicht von Fliegengittern. Wollt ihr blickdichte Gitter, dann nehmt ihr die weißen. Durch die dunklen Gitter könnt ihr dagegen besser aus dem Fenster schauen. Genauso ist es bei Vogelkäfigen. Je dunkler die Gitterstäbe, desto besser können eure Vögel hindurchsehen. Am schlimmsten sind metallisch glänzende Gitter, die blenden noch zusätzlich und vermindern die Durchsicht.
- Achtet außerdem darauf, dass die Farbe nicht von den Schnäbeln abgeknabbert werden kann. Selbst wenn die Legierung an sich ungiftig ist, befindet sich darunter oft Zink. Wenn die Wellis zu viel daran herumlecken, können sie unter Umständen eine Zinkvergiftung erleiden. Gebt also lieber ein bisschen mehr Geld für den Vogelkäfig/ die Voliere aus. Am Ende haben sowohl ihr, als auch eure Vögel mehr davon.
- Der Punkt „Maße“ ist so eine Sache. Der zunehmende Tierschutzgedanke mag im besten Sinne der Tiere geschehen, passiert aber häufig zum Leidwesen der Tierbesitzer. Menschen, die nicht gerade in einer riesigen Wohnung oder gar einem Eigenheim leben, dürften bei folgenden Empfehlungen ins Grübeln kommen. So wird für zwei Wellensittiche (je nach Quelle) ein Käfig mit einer Breite von 1 m bis 1,5 m empfohlen. Der Käfig/ die Voliere sollte jedoch in erster Linie ein sicherer Rückzugsort für die Vögel sein. Der Ort, an dem sie Fressen und zur Ruhe kommen. Deswegen lasst euch von diesen Mindestmaßen bitte nicht zu sehr verunsichern. Ein Welli-Käfig sollte so groß wie möglich sein, das ist richtig. Aber das Wort „möglich“ ist je nach Wohnsituation bei jedem anderes. Ich sage immer: Schaut, wo ihr den Käfig/ die Voliere hinstellen möchtet und wie viele Wellis ihr halten wollt. Dann kauft ihr einen Käfig/ eine Voliere, der/die diesen Platz ungefähr ausfüllt. Wer nicht so viel Platz hat, der wird sich bestimmt keine sechs oder acht Wellis halten. Die Breite sollte bei zwei Wellis aber nicht weniger als ~65 cm, im Idealfall 80 cm sein. Das Wichtigste ist ausreichend Freiflug, eine artgerechte Einrichtung und, dass der Käfig nicht durch zu viel Spielzeug verengt wird. Die Wellis sollten ohne Probleme hüpfen, klettern und ein wenig flattern können! Der Abstand zwischen den einzelnen Gittern sollte nicht größer als 13 mm betragen, damit sich die Wellis nicht mit dem Kopf dazwischen quetschen und womöglich hängen bleiben können.
- Was das Seitenverhältnis des Käfigs angeht, versucht, diese sehr hohen und dafür schmalen Käfige und Volieren zu vermeiden. Die sehen im ersten Moment zwar sehr geräumig aus, aber Wellis halten sich nur äußerst selten auf den unteren Etagen auf, sodass da sehr viel Platz verschenkt wird. Zudem fliegen Wellensittiche nicht so gerne wie ein Helikopter von unten nach oben, sondern lieber waagerecht. Durch das dadurch provozierte häufige steil nach oben Hüpfen können sogar Schäden an den Wirbelsäulen der Tiere entstehen. Ein geeigneter Wellensittich-Käfig ist breiter als hoch!