Im Leben eines jeden Tierbesitzers kommt einmal der schwärzeste aller schwarzen Tage. Nämlich der, an dem es heißt Abschied nehmen. Abschied von einem lieb gewonnenen Begleiter, einem vollwertigen Familienmitglied.
Das Beste was in diesem grausamen Moment passieren kann, ist, dass der Vogel nach einem langen, glücklichen und gesunden Leben einfach von der Stange fällt und seinen Weg über die Regenbogenbrücke antritt. Ohne vorher Tage oder Wochen leiden und zig Tierarztbesuche hinter sich bringen zu müssen. Dem ist leider nicht immer so. Oft geht dem (oftmals erlösenden) Abschied ein schier endloser Leidensweg voraus. Dieser beginnt in manchen Fällen bereits lange bevor die Federlosen überhaupt etwas davon bemerken. Denn Wellensittiche leben im Schwarm und sind auf diesen angewiesen. Allerdings stellen erkrankte Vögel eine Gefahr für die anderen Tiere dar (Ansteckung, Anlocken von Fressfeinden). Aus diesem Grund werden schwache Tiere meist aus der Gruppe ausgestoßen. Das will natürlich kein Sittich und verbirgt seine Krankheit deshalb, so gut es geht.
Trotzdem sollte man einen sterbenden Wellensittich nicht aus der Gruppe isolieren. Denn die hinterbliebenen Vögel müssen auch die Chance haben zu begreifen, warum ihr Spielgefährte oder Partner nicht mehr da ist. In der sicheren Obhut des Menschen kann es durchaus auch vorkommen, dass sich ein oder mehrere Vögel um den kranken oder sterbenden Kameraden kümmern. Gerade paarweise gehaltene Wellensittiche hängen sehr aneinander und sollten nach Möglichkeit Abschied voneinander nehmen können.
Das wird natürlich schwieriger, wenn eine ansteckende Erkrankung oder eine schwere Verletzung vorliegt, die Einzelhaltung im Krankenkäfig erforderlich macht. Auch ist es schwieriger, wenn der Piepmatz beim Tierarzt eingeschläfert werden muss. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, sich beim Tierarzt oder anderen Welli-Haltern zu befragen, wie man am besten mit der Situation in Bezug auf die anderen Vögel umgeht.
Gerade bei Paarhaltung ist es wichtig, so schnell wie möglich einen neuen Partner für den zurückgebliebenen Wellensittich zu organisieren. Auch wenn es mit Sicherheit sehr schwerfällt, nach dem Tod des geliebten Vogels sofort an einen neuen zu denken. Aber für den Zweitvogel ist es das Beste ihn nicht zu lange allein zu lassen. Ein neuer Partner wird ihn schnell auf andere Gedanken bringen. Je nach Alter, Charakter und gesundheitlichem Befinden des Tieres sollte man auch abschätzen, ob es sinnvoll ist, ihm einen Jungvogel dazu zusetzen. Das kann einen alten Vogel stressen. Es kann ihm aber auch zu neuem Schwung verhelfen und/oder elterliche Gefühle in ihm wecken. Das sollte jeder Halter individuell für sein Tier entscheiden.
Ich hoffe, all eure Wellis haben noch ganz viele schöne und gesunde Jahre mit euch! Die allerliebsten Grüße – Euer Professor Undulat.