Die Dominant-Rezessive Vererbung
Und schon geht es weiter mit der Genetik!
Euer Professor Undulat würde euch zu diesem doch etwas komplizierteren Thema gern ein Schaubild präsentieren, welches zeigt, wie das ungefähr aussieht mit der Mendelschen Vererbungslehre bei den Wellensittichen. Da dies auf Belletristica derzeit noch nicht möglich ist (wenn doch, sagt mir gerne, wie), müsst ihr dafür ins Internet gehen oder euren alten Biologie-Hefter auskramen. Viele von euch haben das schon im Biologieunterricht gesehen. Die alte Geschichte mit den grünen und den gelben Bohnen. Doch wir können dieses Beispiel ganz einfach auf grüne und blaue Wellensittiche übertragen. Denn die Mendelschen Regeln über die dominant-rezessive Vererbung kann man auch an Wellis anwenden.
In meinem Beispiel ist ein Eltern-Vogel „Normal Hellgrün“ gefärbt. Der zweite Partner-Vogel ist eine „Rezessive Schecke Hellblau“. Die sogenannte „Wildfarbe“ vererbt hierbei dominant. Ihr kennt ja den Begriff >Dominieren<, wenn jemand über einem anderen steht, ihn überragt und unterdrückt. So ist das auch mit den Genen.
Als Antwort auf die Fragen zu dem letzten Beitrag habe ich zur besseren Veranschaulichung das Beispiel mit dem großen, breiten Hochhaus und der kleinen Scheune gewählt. Stellt euch also vor, die Gene, die für grünes Gefieder verantwortlich sind (dominant), sind ein großes, sehr breitet Hochhaus. Die Gene, die für blaues Gefieder verantwortlich sind (rezessiv), sind eine kleine Scheune.
Verpaaren sich nun der Vogel mit dem „dominanten grünen Hochhaus“ und der Vogel mit der „kleinen blauen Scheune“ so haben die Küken sowohl das „grüne Hochhaus“, als auch die „blaue Scheune“ in den Genen. Das nennt der Fachmann >GENOTYP<, (die blauen Gene sind vorhanden). Das „Hochhaus“ steht nämlich vor der „Scheune“, sprich, das Grün vor dem Blau. Ihr könnt die „kleine blaue Scheune“ nicht sehen, weil das „große grüne Hochhaus“ davor steht. So ist es dann auch mit dem Wellensittich. Er ist grün. Das, was sichtbar ist, nennt man in der Fachwelt >PHÄNOTYP< (nur die grünen Gene sind sichtbar).
Wenn man blaue Wellensittiche züchten möchte, dann muss man diesen Vogel, der durch seine Eltern die Erbanlagen für Grün UND Blau in sich trägt (also SPALTERBIG ist), entweder mit einem Vogel verpaaren, der blau ist (REINERBIG) oder ebenfalls spalterbig in Grün UND Blau. Denn nur dann können Nachkommen entstehen, die die rezessiven Gene, die für das blaue Gefieder verantwortlich sind, doppelt vererbt bekommen haben, also REINERBIG blau sind.
Bildlich gesehen, haben die Wellis nun zwei „kleine blaue Scheunen“ in den Genen. Es gibt kein „grünes Hochhaus“ mehr, was sich vor die „blauen Scheunen“ stellt und diese verdeckt. Diese Vögel sind sowohl im Genotyp (was in den Genen ist) als auch im Phänotyp (was letztendlich sichtbar ist) blau. Die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich blaue Nachkommen entstehen, ist natürlich höher, wenn ein Partner-Vogel reinerbig blau ist. Sind beide Vögel nur spalterbig blau, liegt die Wahrscheinlichkeit für blauen Nachwuchs bei 50:50.
Diese Regel kann auf alle dominanten und rezessiven Erbanlagen angewendet werden. In unserem Beispiel ist der Hahn ja nicht nur hellblau (ohne Dunkelfaktor, darüber reden wir ein anderes Mal), sondern auch eine „Rezessive Schecke“. Da steckt rezessiv ja bereits im Namen. Auch die Gene für die Scheckung unterlegen demnach genetisch der „normalen“ Variante der Henne. Alle Küken sehen demnach (zur großen Verwunderung des Hahnes) genau wie die Henne aus. Pech gehabt, Herr Papa!
Wichtig ist dabei natürlich immer zu wissen, die die Großeltern aussahen, also die Eltern der Vögel, mit denen ihr züchten wollt. Denn nur dann kann man abschätzen, welche Genotypen da mitmischen.
In diesem oben genannten Beispiel ist die grüne Henne reinerbig normal grün gefärbt. Genotyp und Phänotyp sind also identisch. Was passiert, wenn man eines dieser Küken wiederum mit einer reinerbig blauen rezessiven Schecke verpaart, seht ihr im nachfolgenden Kapitel! Bis dahin alles Gute, Euer Professor Undulat.