Heute früh zu Beginn unseres Spaziergangs: Zwei große Hunde - beide mindestens dasselbe Kaliber wie meiner - kommen uns entgegen gelaufen. Von Mensch keine Sicht. Mein Süßer bleibt stehen, wie festgefroren. Seine typische Haltung seit einiger Zeit, wenn nicht identifizierte Hunde auftauchen. Erschreckt rufe ich "nein" und stelle mich vor meinen Liebling. Die beiden halten inne, drehen sich um. Ich rufe "hallo?" Ein menschliches Wesen, das sich um seine Schützlinge kümmert, wäre mir jetzt sehr recht.
Allerdings habe ich die beiden Hunde mittlerweile erkannt - und meine Hoffnung auf eine friedliche Begegnung sinkt in den Keller. Zu ihrem Rudel gehören noch ein Hellbrauner, der an einer langen Leine geht, an dessen Ende ein Männchen. Gesehen habe ich sie erst kürzlich, und bin umgedreht, um die Begegnung zu vermeiden. Der Mensch hatte mehrfach seinen Freigängern Befehle zugerufen, die sie nicht befolgten. Also genau das, was ich persönlich unverantwortlich finde: Frei laufende große Hunde, die nicht in Sicht- und Rufweite ihres Menschen gehen oder ihn nicht ausreichend respektieren. Mein Alptraum. Noch vor etwa einem Jahr hätte mein Schatz trotz der Übermacht die Herausforderung angenommen. Mittlerweile ist er zum Glück etwas ruhiger und reagiert nicht. Aber auch abgesehen von meinen persönlichen Befindlichkeiten finde ich es nicht in Ordnung: Es könnte auch Kinder oder Erwachsene ängstigen, wenn sie unverhofft auf große Hunde treffen.
Immerhin nahm der Mann einen der Hunde an die Leine. Der andere lief zielstrebig zu uns. Interessant war dann der Dialog, der sich entspann:
"Ist der ängstlich?"
"Nein, aber ich kann es fremden Hunden nicht ansehen, wie sie drauf sind."
"Ach, sind Sie ängstlich? Der tut nichts."
"Ja?" Tatsächlich hat der große Schwarzweiße den Anstand, zunächst mich anzusteuern. Ich gebe ihm das Handzeichen, mit dem ich meinen auffordere, sich zu setzen. Es wirkt. Das beruhigt mich, damit ich den Kontakt zu Snoozi zulassen kann.
"Der will viel lieber bei uns mitmachen."
"Glaube ich nicht."
"Die Hunde haben das Bedürfnis frei zu laufen und Eichhörnchen aufzustöbern."
Ob die Eichhörnchen das Bedürfnis haben, gejagt zu werden?
Mittlerweile kommen auch die beiden angeleinten Hunde auf meinen zu. Ich sehe an seinem nun aufgestellten, wenn auch wedelnden Schwanz, das die Stimmung umkippt. Drei zu eins ist ihm zu viel.
"Es ist nicht in Ordnung, die Hunde außer Sicht frei zu lassen."
"Dass sie frei sind, sagt doch alles."
Nein, meine Erfahrung ist eine andere. Manche - auch große - Hunde, die ohne Leine gehen, zeigen sich aggressiv. Früher ging es mir dennoch darum, diese Tiere vor meinem Hund zu schützen. Mittlerweile - er ist zwölf - geht es mir darum, ihn zu schützen. "Ich kann es den Hunden nicht ansehen. Vor allem wenn sie in der Mehrzahl sind."
Der ehemals frei laufende, nun angeleinte Hund schnuppert an meinem Schatz und reißt das Maul auf. Versucht, ihn zu beißen. Er kann ausweichen - vor allem, weil ich darauf geachtet habe, dass wir immer den Rücken frei haben und nicht von dem Rudel umzingelt werden.
"Ja, der ist manchmal unverträglich."
"Aha. Das meinte ich."
"Die haben das Bedürfnis frei zu laufen."
"Hier gilt aber trotzdem Leinenzwang." Ich hätte noch gerne darauf hingewiesen, dass fünf Minuten mit dem Auto (inklusive Parkplatzsuche) von hier ein Waldstück ist, das ausdrücklich für Freigänger reserviert ist. Zu Fuß wäre es eine halbe Stunde. Dort bedeutet frei laufen lassen zwar immer noch nicht, dass man seine Tiere nicht im Griff haben muss. Oder dass sie andere belästigen dürfen. Aber wenigstens muss man dort auf solche Begegnungen gefasst sein.
Meine Ausführungen finden allerdings kein Ohr mehr vor. Der Mann grummelt irgendetwas vor sich hin, dass ich akustisch nicht verstehe, und wendet sich ab.
Wir setzen unseren Weg fort.