Mein Herzenshund - der gerade wieder anfängt zu jammern, als ich anfange zu schreiben - hat eine Menge Talente. So auch eines dazu, Regeln kreativ auszulegen. Wäre er ein Mensch, würde er wahrscheinlich eine erfolgreiche Anwaltskanzlei betreiben. Vielleicht hat er deswegen über Hunderechte* geschrieben? Naja, vielleicht wird der Beruf was im nächsten Leben.
Seine wichtigste ungeschriebene Regel lautet:
Dehnt der Hund eine Anweisung, schmunzelt der Mensch.
Lacht der Mensch, hat der Hund gewonnen.
Vor einigen Jahren. Hund lernt Nordsee kennen. Traumhafte Sonne. Flockige Schafe. Blauer Himmel. Endloser Horizont. Mit anderen Worten, die perfekte Kulisse, um ein paar schöne Fotos von ihm zu machen.
Denkt seine Menschin, die ihn damals noch nicht gut kannte.
Also sucht sie sich einen besonders perfekten Moment aus, als Hund perfekt in der Landschaft steht.
Und in die Welt schaut.
Überallhin. Nur nicht zu ihr.
Hund wird langweilig. Er schmeißt sich an Ort und Stelle hin.
Na gut. Dann eben ein Bild mit liegendem Hund.
"Platz und bleib!"
Menschin versucht, einen geeigneten Abstand vom Vierbeiner zu gewinnen.
Hund wird länger.
Ist aber kein Dackel.
Wird noch etwas länger.
Menschin grinst. Frechdachs!
Hund schiebt sich ganz flach übers Gras und wird noch länger.
Menschin schmunzelt.
Ganz dicht zu Menschin.
Foto wird nichts. Perspektive passt nicht mehr. Haltung unfotogen.
Menschin lacht. Ist er nicht unglaublich süüüüüß? Wie er die Befehle befolgt und sie gleichzeitig nach belieben dehnt?
Anordnungen werden aufgehoben. Spaziergang wird fortgesetzt.
Fotomodell wird er nicht.
Nicht so sehr wegen des Hanges, Matsch ins Fell zu zaubern, das ließe sich beheben. Sondern weil er bis heute weder Lust auf Kameras hat, noch bereit ist, sich fotogen zu zeigen, sobald eine Kamera auftaucht.
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*Snoozi, Hunderechte: https://belletristica.com/de/books/16423-hunderechte/chapter/57759-artikel-1