"Na bitte, das hast du nun davon!" Mitleidlos schaut mich mein Herzchen an und sucht in aller Ruhe ein Gebüsch nach Geruchsspuren ab.
Muss ein toller Artikel sein, den da jemand geschrieben hat. Seiner Begeisterung nach zu urteilen, war es eine Hündin. Aber sicher bin ich mir nicht. Dazu rieche ich zu wenig.
"Viel zu wenig", brummt er. "Ich hab dich doch gewarnt." Seine Nase steckt noch immer in irgendwas.
Derweil schlottern meine Arme, der Wind pfeift durch meine Haare und ich kneife die Augen zu: So einen Wolkenbruch, den ich gerade ertragen muss, gab es hier seit Monaten nicht. Dabei wäre der nächste rettende Baum mit Schutzwirkung nur drei Schritte entfernt.
Doch die Leine ist zu kurz.
Mein Süßer schüttelt sich. Endlich mag er weiter.
Eigentlich ist es jetzt egal. Ich bin sowieso schon bis auf die Haut durchnässt. Hoffe, dass wir jetzt wenigstens zügig heim können.
Aber überall gibt es etwas Interessantes, das genau erschnüffelt werden will.
Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass nach dem Dauerguss, der weiterhin vom Himmel fällt, noch Geruchspartikel erkennbar sind.
Oder braucht er aus dem Grund länger zum Lesen?
"Tja", schnauft er, "vorhin wollte ich heim. Aber du ja nicht. Du musstest unbedingt weiter. Obwohl jeder den Regen schon riechen konnte, der sich da zusammenbraute."
"Ach, Liebster, natürlich. Und ich hatte mir schon eingebildet, dass du aus lauter Faulheit die Abkürzung nehmen wolltest ..."
"Pfft." Man steckt sein Schnäuzchen in ein Grasbüschel.
Man könnte meinen, er wählt mit Bedacht die Stellen mit dem meisten Wind und dem geringsten Schutz aus, um stehen zu bleiben. Dabei hasst er es, von Regen nass zu werden!
Ach, aber nein, wie könnte ich? Du glaubst etwa, ich lasse dich absichtlich im Regen stehen? Pffft! Erhobener Nase trabt er unter einem Baum hastig hindurch. An der Straße müssen wir auf ettliche Autos warten, die gerade in dem Abstand voneinader passieren, dass wir nicht schnell auf die andere Seite wechseln können.
Durchweicht bis auf die Haut kommen wir nach Hause.
Schatzi wälzt sich auf dem Teppich trocken und legt sich auf seine Lieblingsdecke. Nächstes Mal hörst auf mich, ja?
Ich werd's mir überlegen, denke ich, während ich in der heißen Badewanne vom Abendessen träume.