Mal wieder an der Ostsee. Der Wind trieb das Wasser enorm stark in die Bucht, sodass der Hundestrand fast komplett verschwunden war. Ebenso viele Strandabschnitte an der benachbarten Steilküste. Die Treppe, die eigentlich zum Sand führt, endete im Wasser. Also meistens, manchmal zogen sich die Wellen auch weit genug zurück, dass man sich schnell um die Ecke auf ein fat trockenes Stückchen retten konnte. Selbst meinem Schnuffi war das Naturspektakel etwas suspekt, aber da ich darauf bestand, dass es ein tolles Abenteuer sei, ließ er sich gerne überreden. Nasse Füße hätte er ja früher oder später sowieso bekommen. Ich musste ihm schnell über das letzte Stückchen des Geländers an der Treppe hinterher hechten, bevor die nächste Welle sie umspülte.
Geschafft! Der Lohn: Ein zu beiden Seiten vom Wasser abgeschnittenes, sehr schmal gewordenes Stückchen Sand, das uns alleine gehörte an diesem wundersonnigen Tag, an dem wirklich alle Einwohner der Stadt samt ihren Vierpfotern unterwegs waren. Toll.
Allerdings mussten wir uns wenige Meter später wieder an den Wellenrhythmus anpassen und die Krone eines herabgestürzten Baumes umlaufen. Ging fast gut - bis auf die Leine, die sich verhedderte und mich zum Umkehren und abpuhlen zwang, natürlich im Eiltempo, da sich die Ostsee nicht wirklich für unser kleines Missgeschick interessierte.
Das Gefühl, Strand nur mit den Wellen und ein paar Möwen zu teilen, den Blick ungehindert zum Horizont schweifen zu lassen und von Sonne und Wind umarmt zu werden, ist soetwas wie Freiheit plus Glück. Mein Schatz teilt es offenbar, jedenfalls standen spielen, Baum benagen und toben auf dem Programm bis ich es an der Zeit fand, den Rückweg anzutreten. Ich könnte diesen Hund abdrücken, weil er wieder spielt und mit Begeisterung am Leben teilnimmt.
Der Rückweg war mir nicht ganz so gnädig, sondern weichte einen meiner Stiefel schon mal ein bisschen ein. Treppauf schaffte Hundi problemlos, genoss den Blick hinab auf den Strand. Der weitere Rückweg gestaltete sich dann so: Ich: 'lass uns durch den Wald zurück, da ist weniger los'. Hund: *zerrt Richtung Wasser*. Ich: 'Geht nicht, da vorne ist doch kein Durchkommen.' Hund: *zerrt* Ich: 'Naja, wir können es uns ja mal angucken.' Er: *freu, renn, zerr*.
Tatsächlich sah der Abschnitt nicht ganz so unpassierbar aus, wie ich ihn auf dem Hinweg beobachtet hatte. Nur ein paar tief hängende Zweige, wenn ich also einen Sprint hinlegen, die gerade eben ausreichend breiten Lücken zwischen den Zweigen erwischen und mich auf etwa Hunde-Größe zusammenducke an den beiden entscheidenden Stellen, könnte es was werden ...
Während ich mir noch eine Taktik zurecht lege und die Wellen beobachte, rennt Hundi schon mal vor, guckt erstaunt zurück, wo ich bleibe, kommt zurück. *na los, worauf wartest du? Ist doch toll hier!!!*
Schließlich sehe ich meine Chance gekommen und sprinte los, ducke mich unter den Zweigen ab, renne weiter, noch mal tiefer ducken, und ein paar Meter ... und wusch - die Welle hat meinen Fuß erwischt, die Gischt mein Gesicht mit Sand bespritzt. Hund ist mir auf den Fersen. *Geht doch, aber wieso hast du es so eilig?* Wedelt, schnuppert hier, schnuppert da. Wieso zum Auto? Da vorne ist doch noch mehr Strand!!!
Zuhause wirkt er dann allerdings so erschöpft und verhundert, dass ich doch erst ihn komplett versorge, bevor ich mir trockene Sachen heraussuche. Wettrennen mit Wellen im Wintermantel macht auch von innen nass ...