Nervös fingerte Martin an dem kleinen Kästchen in seiner Manteltasche herum, während er neben Benedict herlief. Ihr Atem stieg in kleinen weißen Wolken Richtung Himmel auf, da es knackig kalt war. Schnee knirschte unter ihren Stiefeln und beide Männer waren dick eingemummelt mit Mützen, langen Schals, Mänteln und Handschuhen.
Um sie herum ging die dichte Bebauung der Stadt langsam in die Büsche und Vorgärten des Vorortes und schließlich die Bäume und das Unterholz des uralten knorrigen Waldes über. Tief in dem Wald lag Martins Ziel.
Er hatte Benedict zu diesem langen Spaziergang überredet. In seinem Rucksack transportierte er zwei Thermosflaschen mit Tee und eine Thermopicknickdecke, sowie einige Leckereien.
Benedict sah sich interessiert um, normalerweise mochte er Spaziergänge nicht. Jedenfalls nicht, wenn sie nicht einem bestimmten Zweck dienten. Aber hier gab es trotz der winterlichen Kälte genug zu sehen und so wanderten sie durch den knirschenden Schnee, lauschtem dem Knacken und Knarzen des alten Astwerks, dem Heulen des Windes und all den anderen Geräuschen des Waldes.
Martin führte Benedict trotz der hereinbrechenden Dunkelheit sicher an ihr Ziel. Einer Lichtung auf einem kleinen Hügel. Ein Bachlauf gluckerte am Rande eben dieser Lichtung leise vor sich hin, halb zugefroren, aber tapfer dagegen ankämpfend. Über ihnen strahlten die Sterne am Himmel und der Mond stand voll und klar am Firmament.
Benedicts Augen strahlten wie die eines Kindes am Weihnachtsmorgen. Sterne faszinierten ihn und sie so klar und deutlich zu sehen war wundervoll. Er dachte sich nichts dabei, als Martin ihm einen Becher Tee reichte und eine Decke auf dem Schnee ausbreitete. Zu abgelenkt war er von den Sternen. Erst als Martin auf ein Knie niedersank und seine freie Hand in die seinen nahm, richtete er seine Aufmerksamkeit auf seinen Partner.
"Martin?", sagte er fragend und neigte den Kopf leicht zur Seite, wie um ihn zu studieren.
"Weißt du, Ben … wir sind schon lange ein Paar, sind noch länger befreundet und kennen einander schon ewig. Ich … verdammt … alles, was ich mir überlegt hatte in dieser Situation zu sagen ist so inadäquat. Es fängt nicht ansatzweise ein, was ich für dich empfinde. Es mag kitschig klingen, aber du bist ES. Die zweite Hälfte meiner Seele und ich möchte das du mein Für Immer wirst. Würdest du mir die Ehre erweisen mein Mann zu werden?", stammelte Martin aufgeregt und sah Benedict mit großen Augen fragend an, hielt ihm das Kästchen mit dem Ring entgegen.
Einen Moment lang starrte Ben ihn verblüfft an, dann aber rollten plötzlich heiße Tränen über seine Wangen und er nickte heftig, sank selbst auf der Decke auf die Knie und umarmte Martin, bevor er ihn küsste.
"Ja, Martin … Gott ja", flüsterte er.
In einiger Entfernung hörte man Kirchenglocken Mitternacht schlagen und Martin lächelte. Während er Benedict den Handschuh der linken Hand abnahm und den Ring überstreifte, flüsterte er mit einem verschmitzten Grinsen:
"Ich liebe dich, Ben. Fröhliche Weihnachten!"
Als Antwort erhielt er einen weiteren Kuss.