Sanft strichen Isabellas Finger über die tiefschwarzen Schuppen an der Flanke ihres Gefährten. Sie suchte nach Unebenheiten, Verletzungen oder dergleichen, aber sie fand nichts.
Jasper schnaubte und wandte ihr seinen großen Kopf mit den goldenen Augen zu. Sein langer Hals schrieb einen feinen Bogen und er stupste mit seiner Schnauze gegen Isabellas Brust, um ihr zu verstehen zu geben, dass er in Ordnung war.
Der Kampf gegen den kleineren Drachen hatte ihm nichts ausgemacht. Er hatte ihn schneller in seine Einzelteile zerlegt, als der Jungspund hatte blinzeln oder Feuer speien können.
Jaspers schuppige Haut war vernarbt. Seine Jugend unter der Drachenreiterin Maria war nicht einfach gewesen, aber er hatte sie überstanden und nachdem er seine zweite Reiterin Alice im Kampf verloren hatte, hatte er sich endlich eine Reiterin gesucht, die zu ihm passte, der er sein Geheimnis anvertrauen konnte.
Nachdem Isabella amüsiert lachend genickt hatte, konzentrierte Jasper sich und zwischen einem Herzschlag und dem nächsten stand neben Isabella ein großgewachsener, muskulöser junger Mann mit kurzen, honigfarbenen Locken und denselben goldenen Augen, die ihr Drache hatte. Die großen ledernen Flügel an seinem Rücken verrieten ihn noch einen Augenblick lang, bevor sie sich wie von Zauberhand in seinen Rücken zurückzogen und nur noch als dunkles Tattoo seine Haut zierten.
Die Narben waren in der menschlichen Gestalt auffälliger, zeigten deutlich wie gefährlich Jasper war.
Isabella reichte ihm eine Lederhose und ein weiches Leinenhemd, welches er nicht zuschnürte.
Als er bekleidet war, trat Isabella zu ihm und legte eine Hand an seine Wange. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen und er kam ihr noch ein Stück entgegen, bevor sie einander küssten.
Ein zufriedenes Grummeln entwischte Jasper und er blickte seine Gefährtin ein wenig beschämt an, aber Isabella lächelte nur und nahm ihn an die Hand.
"Komm, wir werden dich endlich meinem Vater vorstellen. Charlie kann es kaum erwarten, den Mann kennen zu lernen, der es geschafft hat mir mein Herz zu stehlen", forderte sie ihn auf.
Jasper zögerte nicht einen Moment. Isabellas Akzeptanz, ihr Wille ihm zu folgen und sein eigener Wille ihr zu folgen, zeigten ihm deutlich, dass sie die Eine war. Die, auf die er so lange gewartet hatte.
Isabella bedeutete Familie.
Und Familie bedeutete, dass in nicht all zu ferner Zukunft auch Kinder auf sie warteten.
Drachenkinder.
Denn auch in Isabella wohnte ein Drache.
Sie wusste es nur noch nicht.