Tarik saß im Schneidersitz am Boden und klopfte mit den Fingern auf seinen Schenkeln einen Rhythmus. Dazu murmelte er einen nur für ihn selbst verständlichen Sprechgesang vor sich hin.
“Tarik? Was genau machst du da?”, sprach ihn sein bester Kumpel Ali an.
Tarik stoppte für einen Moment und blickte ihn verständnislos an.
“Es ist langweilig hier auf ner alten Burg rumzuhängen, aber keine Geister herum spuken zu sehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses alte Gemäuer vollkommen geistlos ist. Gerade in alten Burgen spuken normalerweise etliche Entitäten aus dem Jenseits herum”, erwiderte Tarik und schloss dann seine Augen wieder, um seinen Gesang fortzusetzen.
Ali schüttelte den Kopf, ließ seinen Kumpel aber gewähren. Er wusste ja, dass Tarik fasziniert von Geistern war und solche Sendungen wie Ghost Adventures liebte. Es würde ihn nicht wundern, wenn sein Rucksack gefüllt mit Equipment war, mit dem sein Kumpel Kontakt mit dem Jenseits aufnehmen konnte.
“Mach du mal … ich versuch zu pennen”, teilte Ali ihm noch mit und rollte sich dann auf seinem Bett ein. Die Decke zog er über den Kopf und ließ sich von Tariks gemurmelten Gesängen in den Schlaf tragen. Er war froh, dass sie sich immer zu zweit ein Zimmer teilten. Der letzte Schulausflug war ziemlich schlimm gewesen, als sie nur nach Geschlechtern getrennt in Schlafsälen schlafen mussten. 20 Jungs auf einem Haufen sorgten für einen ordentlichen Muff. Mit diesem Gedanken schlief Ali entgültig ein.
“Interessant … und du sagst, das ist ein Mensch? Bist du sicher, dass wir ihn nicht ins Jenseits ziehen dürfen, Tarik?”
Eine seltsam hohl klingende Stimme riss Ali aus dem Schlaf. Er blinzelte unter seiner Decke und lugte schließlich unter einer Ecke hervor. Tarik saß noch immer am Boden, wo er ihn zurückgelassen hatte. Allerdings schimmerte seine Haut, als würde er von innen heraus leuchten und seine dunkelbraunen Augen waren eben nicht mehr dunkelbraun sondern bernsteinfarben mit einem rötlichen Schimmer und seine Eckzähne sahen deutlich spitzer aus, als er sprach.
“Ja, Malik. Ich bin mir sicher. Ali ist noch zu jung. Du darfst gucken … aber ihn nicht ins Jenseits ziehen. Er ist meine Nahrungsquelle”, sagte Tarik und sein leuchtender Blick fixierte Ali. “Komm her, Ali … lass mich dich kosten”, flüsterte Tarik mit hypnotischer Stimme und Ali konnte nicht anders als ihm zu gehorchen. Wenig später saß er auf dem Schoss seines besten Freundes und dieser vergrub sein Gesicht an seiner Halsbeuge. Hätte sie jemand beobachtet, hätte es ausgesehen, als würden sie Liebe machen, aber stattdessen labte Tarik sich an Alis Blut, während Malik, der Geist, sie beobachtete und sich selbst ein bisschen Lebensenergie von Ali raubte.
Tarik leckte über die kleine Wunde an Alis Hals und lächelte, als dieser stöhnte und sein ganzer Körper für einen Moment bebte. Er erhob sich mühelos mit Ali in seinen Armen und trug ihn zurück ins Bett, wo er ihn unter die Decke legte und ihn auf die Stirn küsste. “Schlaf, Ali”, flüsterte er ihm ins Ohr, bevor er sich an Malik wandte und ihn leise tadelte, bevor auch er selbst sich hinlegte, obwohl er nicht müde war.
Am nächsten Morgen weckte ihn Ali aus dem Halbschlaf in den er gefallen war. “Du glaubst nicht, was ich seltsames geträumt hab, Tarik”, verkündete Ali. Tariks Augen blitzen einen Moment lang bernsteinfarben auf, aber Ali dachte, er hätte sich getäuscht und begann ihm davon zu erzählen. Das seine Boxershorts Flecken an der Front aufwies erwähnte keiner der Beiden.