Katzen.
Über sie kann man geteilter Meinung sein, für uns aber sind es die Tiere, die wir um uns haben wollen, und wir haben derer drei.
Die Prinzessinnen Emma und Lily, ihresgleichen Tri-Color und somit Glückskatzen und den Hofnarren Günes, genannt Pupsi, der uns einfach zugelaufen ist. Die Renitenz, mit der sie an der verschlossenen Terrassentür kratzte, den Kratzbaum okkupierte und immer mal wieder von meiner Mutter hoch zum Feld getragen wurde, weil die dachte, sie gehöre zum Bauernhof, und die Katze immer wieder vor Muttern zurück beim Haus war, verdient eine eigene Geschichte.
Natürlich ereignete sich all dies vor zwei Jahren, als wir im Urlaub waren.
Inzwischen ist sie Teil unsere Haushaltes
Emma aber hatte nun einen Abszess, was zuerst nur erkennbar an einer geschwollenen Backe war, die sie wie ein Preisboxer im Fellmantel aussehen ließ.
Nun entstehen Abszesse bei Katzen nicht von alleine, sondern sind meist eine Spätfolge irgendwelcher Schlägereien mit anderen Katzen. In der Regel von Bissverletzungen, demzufolge die Ursache schon eine Weile her ist. Aber weil Emma am Wochenende heiße Ohren hatte, und insgesamt hinfällig wirkte, wollte sich meine Mutter nicht auf den Selbstheilungsprozess verlassen, und rief beim Tierarzt an.
Nun packt man weder Emma noch ihre Schwester Lily einfach so in einen Kennel und transportiert sie zum Arzt.
Meist muss das gut vorbereitet werden, d.h. der Kennel muss schon am Vortag vom Dachboden runter geschleppt und im Arbeitszimmer deponiert werden, denn hat sie einmal den Kennel gesehen, sieht man die Katzen den ganzen Tag nicht mehr.
Als Pupsi neulich zum Tierarzt musste, dauerte es drei Tage bis Lily nicht mehr vor Tom weglief.
Lily.
Die nicht beim Tierarzt war und nicht hin sollte.
Aber die gesehen hatte, wie Tom den Kennel in der Hand hielt
.
Ich will gar nicht so genau wissen, wie meine Mutter Emma da rein gekriegt hat, aber ohne Verletzungen an den Händen und Armen ging das sicher nicht vonstatten.
Das Theater war abzusehen, weshalb Muttern die tierärztliche Praxis telefonisch darüber informiert, dass sie nicht wisse, wann sie kommen könnte, denn die Verfrachtung der Katze in die Transportbox sei dem Zufall und viel Glück geschuldet.
Nun zeichnet sie die Tierarztpraxis unseres Vertrauens durch zwei Tierärzte aus, die miteinander verheiratet sind, und der weibliche Part dieses Duos ist sehr schroff. So raunzte sie mein Mutter auch an, sie wäre ja wohl imstande, eine Katze in einen Kennel zu stopfen.
Meine Mutter kommt auf mich, respektive ich auf sie, weshalb ihre Antwort auch nicht eben freundlich ausfiel: "Sagen Sie mal, halten sie mich für bescheuert? Gucken sie mal in ihre Kartei. Es ist Emma. Emma der Familie A. Das müsste ihnen alles sagen."
Ohne eine Antwort oder gar einen Termin abzuwarten, legte sie auf. Bestellte meinen Vater ab, weil noch mehr Menschen Emma nervös machen würden, und übte sich in Geduld. Als die krakeelende Katze schließlich in der Box war, fuhr sie einfach los.
In der Praxis wurde sie direkt von einer Mitarbeiterin angepflaumt: "Wenn sie keinen Termin haben.."
In diesem Augenblick trat der Tierarzt aus der Tür seines Behandlungszimmers. "Ah, es ist Emma. Dann kommen sie mal rein."
Unter den verschnupften Blicken derer mit Termin tat meine Mutter wie geheißen, was sofort wegen Randalierens und Auseinandernehmens der Praxis in einer Vollnarkose für Emma mündete. .
Die Eiterbeule wurde aufgeschnitten und gereinigt, die Prinzessin bekam Antibiotikum gespritzt, und meine Mutter die Ansage, die Katze dürfe auch anderntags nicht raus, weil sie, wie der Doc meinte, nicht geschäftsfähig sei.
Ich male mir aus, wie meine Mutter zwei von drei Katzen heimlich Freigang gewährt, und die dritte schimpft und meckert, doch es hilft ja nichts.
Ich lasse mir Fotos von Emma schicken.
Und von den anderen Katzen, hoffend, keine Anzeichen von Emmas Unmut an ihnen zu finden.
Ein Chor des Bedauerns setzt sich von Potsdam zum Niederrhein fort, und als ich auflege, verkünde ich: „Wenn wir hier fertig sind und das Lindtgeschäft in der Innenstadt noch auf hat, kaufe ich meiner Mutter eine riesige Pralinenschachtel.“
„Pralinen?“, Steffi ordert den Kellner herbei, um Limoncelli zu bestellen, „nicht lieber was Typisches für diese Region.“
„Was denn? Einen Zaun?“
„Hm, stimmt.“
Wir plündern das Lindt-Geschäft.
Die Schilderung dessen erspare ich hier en Detail, nur so viel sei gesagt- Wir Damen hatten einen leichten Schwips vom Wein und dem Limoncello, was mit einer gewissen Enthemmung gegenüber Süßwaren im Zusammenhang mit einer potentiellen Bikinifigur einherging, sodass es bei weitem nicht bei der gigantischen Pralinenschachtel für meine Mutter blieb.
Wir hatten gar nicht gewusst, dass es so viele Lindor-Kugeln gibt.
Kurz vor Feierabend machte der amüsierte junge Verkäufer das Geschäft des Tages. Steffi mit dem Schüppchen in der einen Hand, der durchsichtigen Tüte, die sich mit immer mehr Lindor-Kugeln füllte, in der anderen, lief mit entzücktem Leuchten in blauen Augen die Reihe der durchsichtigen, mit verheißungsvollen Kugel gefüllten Behälter entlang.
Ich wählte die größte Schachtel Pralinen, die Lindt jemals im Angebot hatte.
Und noch eine, auf der "Beste Freundin" stand, sowie drei Tafeln Schokolade mit verschiedenen Füllungen, die Kinder wählten auch noch irgendwas und mein Gemahl erwarb merkwürdigerweise eine Mischung für Schokoladenpudding.
Also etwas, das Arbeit machte.
Ich fragte den Verkäufer nach Goldhasen, deren Abwesenheit er bedauernd bestätigte. Ich hätte sicher gekauft, was ich sonst nur Ostern sehe. Diesen gigantischen 1 Kilo-Hasen, der in ausgewählten Geschäften immer für viel Geld oben auf dem Aufsteller steht.
Mit vielen Tüten marschierten wir aus dem Geschäft, dem Auto entgegen.