Auf der Kanincheninsel finden wir kein einziges Kaninchen, aber dafür Ruhe. Sie liegt im Westen des Sees, ist über eine kleine Wasserstraße zu erreichen, was bedeutet, wir verlassen das zu große Gewässer und bleiben von weiteren Handelsschiffen unbehelligt.
Sie ist dem eigentlichen Ufer etwas vorgelagert, was heimelige Geborgenheit suggeriert. Zumal das Ufer auch nicht bebaut ist.
Zwischen Bäumen und Sträuchern am Festlandufer machen sich ein kleiner Yachthafen, zwei, drei kleine Häuschen und eine Art Strand aus.
Aber die Insel gehört uns alleine, beziehungsweise den Jungs, die sie, kaum dass wir gelotet und geankert haben, mit dem Kajak entern und zu Fuß erkunden.
Wir Frauen klettern in das andere Kajak und umrunden die Insel. Klein ist sie nicht, immerhin brauchen wir fast fünfundzwanzig Minuten dafür. Als wir zum Hausboot zurückkehren, turnen die Jungs noch immer auf der Insel herum und unsere Männer scheinen eingeschlafen.
„Hallo!“, krakeele ich, „Könnte mal jemand das Tau annehmen?“
Irgendwoher taucht Thomas auf, der das Tau auffängt und uns heranzieht.
„Total schön“, flötet seine Frau, „Komm‘ lass‘ uns das auch mal machen.“
„Och, nöö.“
„Ach, komm schon.“
Grummelnd und mit wenig Begeisterung klettert er, nachdem ich raus bin, zu seiner Frau ins Kajak.
„Wenn sie zurück sind, machen wir das auch“, fordere ich von Tom, der mir ein Handtuch reicht.
„Klar.“
Sie kommen zurück, was komisch anzusehen ist. Es hat schon etwas Loriotartiges, wie Thomas lang und breit von gefährlichen Strömungen schwadroniert und nicht sieht, wie der Gesichtsausdruck seiner Frau hinter ihm jede Aussage negiert. Und ich belasse es auch nicht dabei, das wäre gar nicht meine Art.
„Wir waren doch eben da“, ich zucke mit dem Kinn zu Steffi, „da war nichts. Oder seid ihr anders gepaddelt?“
„Nein“, sagt sie scharf intoniert, „da ist auch nichts.“
Wir erklimmen das Kajak nun unsererseits, umpaddeln einmal die Insel und finden weder gefährliche Strömungen, noch Seeschlangen. Danach habe ich eine Stunde Sport gemacht, genau wie Steffi, sodass wir uns erst einmal hinsetzen. Was heißt setzen, hinlegen.
Wir lassen uns Getränke bringen.
Thomas späht durch den Feldstecher. „Da am Strand baden sie nackt.“
„Hm“, summt seine Gemahlin desinteressiert, „Kannst ja hin paddeln.“
Ich habe nicht angenommen, dass er es tut, aber kaum sind die Kinder von der Kanincheninsel zurück, steht er da, mit einem Paddel in der Hand und behauptet, Nicolas wollte mit ihm raus paddeln.
„Hm“, summen wir Frauen gleichgültig im Chor, und schielen unter unseren Sonnenbrillen hervor, „macht mal.“
Tom studiert die Karte, während sich Thomas mit der Frage an seine Söhne selbst verrät. „Wer kommt denn jetzt mit?“