Der Plauer See, der sich als gigantisch entpuppt.
Schnell ist klar, woher die Warnungen im Tourenheft kommen, denn selbst ohne Wind ist der Wellengang heftig.
Überall nur Wasser, die Ufer meilenweit entfernt, einzelne Boote als kleine Punkte irgendwo im schimmernden Nass, und der Wind ist hier auch spürbar kälter.
„Du leibe Güte“, Steffi, auf dem Deck stehend, sieht voraus ein anderes Hausboot heftig schaukeln, „Bin ich froh, dass wir in Potsdam waren.“
Von rechts erschallt ein Signalhorn, respektive Schallzeichen. Unsere Köpfe fliegen nach dorthin, wo wir einen großen Frachter sichten.
„Heilige Scheiße“, lacht Jan, „was heißt das denn?“
„Fahre rechts vorbei“, erläutert Tom unaufgeregt.
„Und wenn es zweimal tutet“, fragt Nicolas neugierig.
„Fahre links vorbei.“, rät Thomas.
„Und dreimal?“, der Junge rückt seine Brille zurecht.
„Bin manövrierunfähig“, Tom kurbelt am Ruder.
„Und viermal?“
„Mein Kind hat das Signalhorn gefunden, heißt das“, schnappt Steffi, dann gehetzt zu Tom, „Echt jetzt? Sind wir manövrierunfähig.“
Ich bin die Einzige, die ihm ansieht, dass er sie auf den Arm nimmt. Er kann es einfach nicht. Ich sehe es ihm immer an.
„Gemütlich ist es hier nicht“, ich rolle weiter an den Deckrand, „da vorn geht es links in einen Kanal.“
„Über den geht es nach Brandenburg-Stadt“, liest Nicolas von der Karte ab, „da wollen wir doch hin.“
„Was gibt es denn da?“, Jan nimmt einen Schluck aus der Colaflasche.
„Zäune?“
Steffi runzelt die Stirn lachend. „Ne, aber Möpse.“
„Möpse?“ Jetzt runzelt Tom die Stirn.
Wir hopsen förmlich über die Wellen, die von einer großen Yacht verursacht werden, und können das Winken aus dem anderen querenden Hausboot nicht so recht interpretieren.
„Ob das ein Hilferuf oder ein Gruß ist, erschließt sich mir nicht“, murmele ich zurück winkend.
Steffi schnappt sich das Fernglas. „Mal gucken, ob die irgendwie verzerrte Gesichter ziehen.“
„Das mit den Möpsen erkläre ich gleich“, ich versuche, irgendetwas auf der Seekarte zu erkennen, „aber lasse uns erst zur Kanincheninsel. Da können wir ankern und schwimmen.“
„Und Kajak fahren“, hüpft Nicolas.
Steffi senkt das Fernglas. „Ich habe nicht den Eindruck, die sind in Not. Aber die winken immer noch. Und das sieht irgendwie hektisch aus.“
Wir stellen uns in Reihe auf und winken freundlich lächelnd zurück.