Träge warf ich einen Blick durch den Raum, bewegte leicht meine Arme, die noch immer weh taten – wie ungefähr alles an mir. Ich war wund, auf eine unglaublich angenehme Art und Weise. Meine Brustwarzen glühten, ebenfalls wie meine Schamlippen, die der Massagestab absolut hinreißen hingerichtet hatte: Sie waren gefühlt drei Mal so groß wie sonst. Jan war noch immer da, hielt mir eine Flasche Wasser an die Lippen und küsste mich wieder auf die Stirn. Der Blick, den er mir zu warf, war so voller Liebe. Und tatsächlich fühlte ich mich in diesem Moment unglaublich behütet, beschützt und geliebt.
„Hey“, brummte er leise und strich mir sanft über die Wange, was ich mit einem zaghaften Nicken bestätigte. Ich war absolut K.O. Alles tat weh, aber ich war gleichzeitig nicht minder befriedigt.
„Hi“, krächzte ich und wurde dann leicht rot. Da hatte ich vielleicht ein wenig viel gestöhnt und geschrien. Mehr, als ich mich jemals erinnern konnte, aber Jan gemeinsam mit dem großen Dildo kam auch dem am nächsten, wie ich mir eine double Penetration immer vorgestellt hatte. Einfach wahnsinnig.
„Bist du zurück bei mir?“
„Hmm“, seufzte ich und drückte meine Wange wieder in die Kuhle seines Halses. Da roch er auch nach dem Sex immernoch himmlisch gut.
„Geht es dir gut, tut dir etwas weh?“, fragte er. Der Unterton aus seiner Stimme war noch immer nicht fort, aber das war nicht schlimm. Seine Augen zeigten mir die Sanftheit, die ich gerade benötigte.
„Ungefähr alles. Ich glaub, ich bin noch nie so heftig gekommen, Daddy“, gestand ich leise und musste dann schüchtern grinsen, was ihn zufrieden schnaufen ließ. Männliches Ego erfüllt.
„Du warst sehr tapfer, Kleines. Ich habe nicht erwartet, dass du so lange durchhältst.“
„Aber ich habe den vierten nicht mehr geschafft“, warf ich ein, was ihn milde lächeln ließ.
„Ich auch nicht. Du warst so unglaublich heiß, dass ich mich nicht mehr zurückhalten konnte. Den Orgasmus holen wir nach, aber nicht mehr heute“, lockte er mich. Ich lächelte und fing an die Tattoos auf seiner Brust nachzumalen. Noch immer fühlte ich mich so zufrieden und glücklich.
„Das ist okay.“
„Okay also?“, zog er mich auf, zupfte dann aber so lang an meinen Haaren, bis ich ihm wieder in die Augen sah.
„Ich denke, du hast etwas vergessen, Kleines.“
„Oh. Vielen Dank für die Orgasmen, Daddy“, korrigierte ich mich schnell, was ihn nur Seufzen ließ.
„Das nächste Mal kommt das von dir, oder aber ich quäle dich so lange weiter, bis du es verstanden hast, kapiert?“
„Ja, Daddy“, gab ich grinsend von mir. Das sollte eine Drohung sein, aber diese Qual gefiel mir auf eine ganz verquere Art und Weise. Sein Handy holte mich schließlich ein wenig aus meinem kleinen Traum heraus, und Jan offensichtlich auch, denn er schnalzte genervt mit der Zunge und sah auf das Gerät, dass immer und immer wieder blinkte und brummte. Nachricht für Nachricht. Ein Blick zeigte mir auch warum.
„Haben wir fast zwei Stunden gespielt?“, fragte ich völlig desorientiert und bekam einen amüsierten Blick von seiner Seite aus, ehe er nickte.
„Dabei wollte ich doch, dass du die Kerzen auspustest“, warf ich ihm vor, bekam aber einen leicht tadelnden Blick. Gut, vielleicht hatte mir der Orgasmus auch besser gefallen.
„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Daddy“, nuschelte ich also schließlich und schlang die Arme um ihn, was er nur warm erwiderte und mir einen Kuss aufdrückte.
„Danke, Kleines“, lächelte er, tat es dann aber ab. Das war ihm offensichtlich unangenehm, immerhin wurde er nun auch schon 48. Kein junger Knabe mehr.
„Gern, alter Mann“, neckte ich ihn und erwartet insgeheim schon, dass er mich tadeln würde, aber es folgte nur eine amüsiert hochgezogene Augenbraue, die mir damit auch symbolisierte, dass der Dom zwar noch da war, aber eigentlich nicht mehr das Sagen hatte, sondern eher mein Kuschelbär.
„Willst du gar nicht ans Handy gehen?“
„Nein, das wird die nächsten Stunden so weiter gehen, weil wieder weiß Gott wer alles aus den Ecken gekrochen kommt um sich zu melden. Lass sie schreiben, die wichtigsten Person habe ich hier und alle weiteren wichtigen sehe ich ohnehin morgen“, seufzte er leise auf und fuhr mir dann über die Wange, malte mir meine Lippen nach.
„Aber möchtest du denn vielleicht schon deine Geschenke auspacken?“, fragte ich neugierig. Er hatte nichts gewollt, aber ich war eigentlich schon sehr nervös, was er dann so sagen würde zu dem, was ich mir überlegt hatte.
„Hatte ich nicht deutlich ausgedrückt, dass ich keine Geschenke wünsche?“, meinte er ernst, aber ich klimperte nur entschuldigend mit den Augen. Das half auch, denn er nickte schließlich.
„Wenn sie teuer waren, dann geben wir sie zurück“, erklärte er mir, was mich ein wenig erleichtert aufatmen ließ. Immerhin hatte ich ja quasi bis auf die Hotelzimmer kein Geld ausgegeben, nur Arbeitszeit investiert.
„Ich hol es kurz“, meinte ich und sprang regelrecht aus dem Bett, obwohl meine Beine noch immer nicht ganz dabei waren und fast nachgaben, hätte Jan mich nicht an der Hüfte gepackt und festgehalten.
„Hey, pass auf. Du hattest eine verdammt anstrengende Session, Kleines. Du kannst nicht einfach durch die Gegend hüpfen, nur weil die Hormone deinen Körper fluten“, tadelte er mich und zog mich wieder auf die Bettkante.
„Sag mir, wo die Geschenke sind und ich hole sie“, forderte er mich auf.
„Im Schrank in meinem Zimmer. Unten links die Schublade ist eine Tüte drin“, erklärte ich und ärgerte mich ein wenig über mich selbst. Dafür bekam ich nun Jans nackten Hintern zu sehen, weil er splitterfasernackt aufstand und kurz über den Flur huschte. Zurück kam er mit Amber auf dem Arm, der sich freudig auf dem kleinen Hocker zusammenrollte, und eben jener besagter Tüte.
„Ich wusste nicht, dass du das Zimmer benutzt.“
„Nur dafür“, gab ich lächelnd zurück und wartete, bis er neben mir saß, sah ihn nervös an. Hoffentlich würde er sich freuen.
„Das ist schwer“, stellte er fest, sah mich dann fast ein wenig verlegen an. Vielleicht bekam er nicht oft Geschenke?
„Na los, pack schon aus. Ich bin ganz nervös“, grinste ich und strich mir ein paar Haare aus dem Gesicht. Das war die Wahrheit. Ob er es mögen würde?
Jan griff zuerst zum großen Geschenk, dass ich mühevoll eingepackt hatte, weil der Ordner irgendwie immer das Geschenkpapier zerrissen hatte und es erst nach dem dritten Versuch geklappt hatte. Eine Augenbraue fragend hochgezogen, legte er die Tüte mit dem kleineren Geschenk beiseite und packte dann in aller Ruhe – wahrscheinlich auch um mich zu ärgern – die Mappe aus.
Verwirrt warf er mir einen Blick zu.
„Fotoalbum?“, fragte er, aber ich schnaubte nur und schüttelte den Kopf.
„Mach auf“, bat ich ihn und wartete darauf, dass er meiner Aufforderung nachkam. Auf der Deckseite hatte ich mit Photoshop ein wenig gearbeitet, hatte die beiden Anwesen, die zur Auswahl standen, so zurechtgebastelt, wie ich es mir vorstellte. Und er brauchte, starrte eine Weile auf das Deckblatt, ehe er weiter blätterte. Eine große Falte legte sich zwischen seine Stirn, während seine Finger über die einzelnen Kapitel strich von der Wettbewerbsanalyse bis hin zur Erklärung, warum welche Anwesen interessant waren. Die Datenblätter, die Schreiben der Besichtigungstermine und im Anhang die Hotelbuchungen, natürlich ohne Preisangabe.
Und er sagte nichts, blätterte immer und immer wieder darüber, ehe er sich räusperte. Mein Herz flatterte, vor Angst, dass er es nicht mochte, dass ich mich zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte, so wie John. Aber als er seinen Blick endlich anhob und meinen suchte, flutete mich die Erleichterung. Er war nicht enttäuscht, er war gerührt.
In seinem rechten Augenwinkel blitzte eine kleine Träne, auch wenn ich nicht sicher war, warum genau. Sein Mund ging mehrfach auf und wieder zu, ehe er mich in einer ruppigen Bewegung an seine Brust zog und sein Gesicht an meinem Kopf verbarg.
„Ich werde dich nie wieder gehen lassen“, krächzte er regelrecht, während ich merkte, dass die Träne langsam hinunterkullerte und sich in meinem Haar verteilte. Also hob ich den Kopf an, suchte seinen Blick, nur um ihm dann eine weitere Träne von der Wange zu streichen.
„Gefällt es dir?“
„Bist du wahnsinnig? Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal ein derart durchdachtes, aufwendiges, auf mich zugeschnittenes Geschenk gemacht hat. Das ist mitunter das beste Geschenk, dass ich je bekommen habe. Ich bekomme sonst immer nur Parfüm oder irgendwelche Wellness-Gutscheine. Und das, du hast dir so viel Mühe gemacht und du wusstest, dass ich dieses Konzept brauche. Ich war schon auf der Suche nach einer Agentur, die das für mich macht und nun –„, er stockte einfach, fuhr sich selbst über die Augen.
„Ich liebe dich, du wahnsinniges, kleines Ding.“
Ich lächelte ebenfalls, stützte mich langsam ab um ihn noch einmal zu küssen und dann über seine Wange zu streichen.
„Wir können es morgen in Ruhe durchgehen. Und dann erkläre ich dir die Standorte und warum und wieso und wir können darüber diskutieren, ob das genau in deinem Wunsch ist.“
„Du weißt, dass ich davon kaum Ahnung habe. Und ich bin dir umso dankbarer, Kleines. Das ist ein fantastisches Geschenk. Danke“, gab er noch einmal zu. Irgendwie berührte es mich, wie er reagierte. Da war der starke Dom und dann dieser Mann, der sich über ein bisschen Papier und Konzept für seinen Traum freute. Immerhin hatte ich damit richtig gelegen.
„Dann musst du jetzt noch das zweite Geschenk aufmachen“, meinte ich und sah wieder leicht nervös drein. Jetzt kam das Halsband – falls ihm das auch gefallen würde.
„Noch eins? Elena, das ist viel zu viel.“
„Bitte, mach es dennoch auf“, bat ich ihn zärtlich und drückte ihm das kleine Päckchen in die Hand. Dieses Mal zögerte er nicht so lang beim Papier, war dann aber wohl ein wenig erstaunt, als er die Holzschatulle erblickte, in der ich das Halsband verpackt hatte. Kein Name oder Logo stand drauf, was ihn nun ein wenig verwirrte.
Ganz zögerlich hob er den Deckel an und blickte dann auf das kleine lederne Ding, dass er schließlich heraushob und musterte. Im gedimmten Licht der Nachtischlampe glänzte der kleine Stein hell und edel, während die unterschiedlichen Farben sich ein wenig abdunkelten. Seine Hand strich lange über das Leder, fühlten es ab, legten es zusammen um den Verschluss zu testen.
„Ich weiß, dass eigentlich der Dom das Halsband aussucht, aber ich, weißt du, ich würde es gern morgen tragen, wenn es für dich in Ordnung ist, also wenn du das auch möchtest. Ich möchte, dass man erkennt, zu wem ich gehöre.“, versuchte ich schließlich eine Erklärung zu liefern, als er immernoch nichts gesagt hatte.
Sein Blick wanderte langsam zu mir, glitt sanft über mein Gesicht bis hin zu meinem Hals. Ganz langsam ließ er es noch einmal durch seine Finger gleiten und hielt es dann an meinen Hals. Ich hielt mir selbst die Haare hoch, sodass er es hinter mir verschließen konnte und es mit einer leichten Bewegung mittig ausrichtete, an der Öse zog, dass ich mich weiter nach vorn beugen musste.
„Wem gehörst du?“, seine Stimme war gewechselt, war nun wieder tief, während seine Augen mich intensiv musterten.
„Ich gehöre dir, Daddy.“, ging ich auf seinen Ton ein, schluckte leicht nervös, hielt aber seinem Blick stand, während seine Hand sich um meinen Hals legte.
„Was bist du, hm?“
„Deine kleine Sub, Daddy“, stöhnte ich mehr als alles andere. Warum mich das so anmachte? Keine Ahnung, aber ich zerfloss schon wieder.
„Meine kleine, gierige Sub“, antwortete er schließlich und beugte sich zu mir hinunter, um mir in einem wilden Kuss die Zunge so tief in den Hals zu schieben, dass sich alles drehte, als ich gierig nach Luft schnappte.
„Du bist so perfekt, Elena, dass ich manchmal nicht weiß, womit ich dich verdient habe“, flüsterte er leise, zog mich wieder so fest in seinen Arm, dass ich nur zufrieden die Nase an seiner Brust verbergen konnte. Amber kam trotz seines Hockers müde dazu getapst, warf sich einfach neben mich und dieses eine Mal sagte Jan nichts, als er das Licht ausmachte und die Bettdecke über uns drei zog. Weil es einfach perfekt war, auch mit einem kleinen, wuselnden Hund.
Der Schlaf, der für uns danach folgte, war unglaublich komatös, wurde aber am nächsten Morgen relativ früh durch unseren Wecker geweckt. Während Jan kurz mit Amber ging, lümmelte ich noch im Bett, wurde aber wenig später nach unten beordert. Wir mussten anfangen, die Dinge vorzubereiten – dass ich dabei nur mein Halsband trug und keine Klamotten, gefiel Jan scheinbar ganz gut, denn mit einem Blick auf die Uhr erklärte er mir, dass das bis eine halbe Stunde vor eintrudeln der Gäste auch nicht anders sein würde.
Josi, Steffi und die Kleinen kamen als erstes. Zum Glück waren wir beide schon angezogen und ich hatte mich in ein Sommerkleid gesteckt, dass farblich schön zu meinem Halsband passte. Jan hatte darauf bestanden, dass ich es nicht abnahm. Weder am Vormittag noch am Nachmittag und ich tippte darauf, dass es zunächst auch so bleiben würde.
Trotz dessen, dass es ihnen allen auffiel, gab es keinen Kommentar oder aber schiefen Blick, nicht einmal von Josi, dir mich sanft auf die Wange küsste und mir erzählte, dass der Kuchen der Jungs furchtbar schmeckte und sie sehr stark auf mich zählte – na toll. Kaum, dass wir die ersten versorgt hatten, trudelten auch die nächsten ein. Raphael und Simon, die sich aufgrund von Jans Familie, ebenso wie die anderen, nun deutlich weniger SM lastig gaben. Simon umarmte mich auch, grinste mich an und erzählte mir, wie hübsch er das Halsband fand, während Raphael einen zufriedenen Blick zu Jan warf und mich dann in eine Umarmung zog, die ich so nicht erwartet hatte. Ähnlich erging es mir bei Thomas und Sabrina, sowie ihren beiden Partnern, wobei Lucas so hungrig war, dass er direkt an mir vorbei lief zur Käseplatte und sich ein Stückchen stibitzte. Grundsätzlich kannten sich alle in Jans Haus aus, was mich auch sehr freute – so musste ich wenigstens nicht alle drei Minuten zum Kühlschrank rennen um Milch für einen Kaffee rauszuholen. Man bediente sich einfach.
Jans Cousine stellte sich als ein wenig durchgeknallt, so ganz in Desigual gestylt, vor, war aber genau wie ihre beiden Töchter, eine absolut liebe Person. Wobei ihre jüngste Tochter Julie, nicht wirklich wie eine aussah. Man erklärte mir nichts, aber die kurzen Haare und der deutliche Kleidungsstil ließen mich darauf tippen, dass Julie vielleicht gar keine Julie sein wollte, sondern eher ein Julian. Trotzdem wirkte die Kleine nicht wirklich schüchtern, lächelte mich an und stürzte sich dann auf Amber, der ein wenig geschockt war von dem vielen Besuch.
Zu guter Letzt fehlten noch Sarah und Martin, wobei Jan mir kurz vorher erzählt hatte, dass die letzten Jahre immer nur Martin gekommen war. Der Klinsch zwischen den anderen und Sarah, auch mit ihm, war zu groß gewesen, als dass sie hätte teilnehmen wollen. Da sie sich jetzt vertragen hatten, hoffte er, dass auch Sarah bald wieder den Anschluss an die Gruppe finden würde – und ich hoffte es auch. Denn ich fühlte mich pudelwohl in der Runde, freute mich, dass die Subs auch endlich mal ein wenig reden konnten, wenn die Themen auch eher gesittet waren.
Als Sarah und Martin dazu kamen, kippte die Stimmung kurz ein wenig. Zwar betraf das Jans Familie nicht, die die beiden herzlich begrüßten, aber die anderen schauten sehr reserviert zu, wie ich erst Martin in den Arm nahm und mich dann von Sarah fest drücken ließ. Spielerisch fuhr sie einmal über mein Halsband und drückte mir dann einen Kuss auf die Wange. Ja, ich fühlte mich ausgesprochen wohl bei ihr.
„Sarah“, warf Raphael schließlich ein, stand als erster auf, und warf noch einen musternden Blick auf Jan. Jan hatte sie aber an mich herangelassen und mir wurde mit einem Mal klar, dass er genau damit den anderen signalisierte, dass es ok war. Er hätte sie niemals in meine Nähe gelassen, wenn sie sich nicht wieder vertragen hätten.
„Hallo Raphael, lang nicht mehr gesehen“, sie wich seinem Blick nicht aus, wirkte unglaublich stark, wenn man nicht, so wie ich, neben ihr stand und das Zittern ihrer Hand auf dem Rücken fühlte. Ich legte daher einen Arm um ihre Taille und grinste sie frech an.
„Sahne und Zucker?“
„Gott, endlich jemand, der mich versteht“, stöhnte sie auf den Kaffee bezogen, und grinste dann zögerlich. Das schien die andere ein wenig zu entspannen, warum auch immer. Vielleicht half es, zu sehen, dass ich entspannt mit ihr umging, ebenso wie Jan, der ihr den Platz neben sich anbot. Auf der anderen Seite saß ich, zumindest eigentlich. Jetzt gerade hetzte ich hinein um die Brötchen zu retten, die ich vergessen hatte. Zum Glück war aber alles noch in Ordnung, sodass ich schnell die restlichen Sachen zusammensuchte und gemeinsam mit Sarahs Kaffee nach draußen brachte. Sie hatte in der Zwischenzeit wohl jedem Hallo gesagt und saß nun an der Tafel.
„Ihr wisst, ich hasse den scheiß mit den Reden. Es ist trotzdem schön, dass ihr heute gekommen seid. Und da wir alle wie immer sehr hungrig sind, greift doch bitte zu“, richtete er sich an Alle, die seiner Aufforderung auch schnell nachkamen. Insbesondere die Jungs, die sich auf die Würstchen stürzten, während ich mir eines der frischen Brötchen nahm.
Fast drei Stunden später war man sich einig: Das durfte ich dann nächstes Jahr noch einmal machen. Gewissermaßen hatten sich alle ins Koma gefressen, natürlich nur im übertragenen Sinne, aber die Pansenlähmung war durchaus vorhanden. Einzig die Jungs tobten noch mit Amber und Julie durch die Gegend, als hätten sie die 12 Würstchen nicht untereinander aufgeteilt.
Jan hatte die ganze Zeit seinen Arm um meine Schultern gelegt und streichelte mich, entweder im Nacken oder am Hals. Manchmal legte er die Hand auch auf meinen Oberschenkel, malte dort Muster. Er war absolut entspannt und zufrieden, was man ihm auch deutlich ansah. Obwohl am Abend noch eine große Feier stattfinden würde, störte ihn das alles nicht die Bohne. Er genoss den Moment und während ich schon nervös war wegen des Abends, war er noch tief im Gespräch mit Sabrina und Raphael über das neue E-Auto von Tesla, dass ich mir sowieso niemals würde leisten können und daher getrost verdrängte.
Es war fast 15 Uhr, als schließlich auch der Letzte gegangen war. Das Chaos war überschaubar, da mir die Subs beziehungsweise Sklaven geholfen hatten, die schmutzigen Sachen in die Küche zu bringen.
Martin hatte dabei noch einige Komplimente für das Halsband bekommen, während Simon mir angeboten hatte, mir heute Abend nicht von der Seite zu weichen. Auch wenn er anfänglich etwas steif gewesen war, hatten wir jetzt einen kleinen Zugang zueinander gefunden. Ich wusste, dass er und Raphael heute Abend ein wenig auf die Tube drücken wollten, aber er hatte mich auch schon vorgewarnt – im Gegensatz zu Jan – dass es durchaus dazu kommen konnte, dass man Jan auf die Bühne holte, und zwar ohne mich. Trotzdem sollte ich mir keine Sorgen machen. Raphael und er hatten einen kleinen Deal geschlossen und es stand fest, dass man mich nicht allein lassen würde, wofür ich ihnen wirklich dankbar war.
Raphael hatte mich ebenfalls noch einmal zur Seite genommen, hatte mir eindrücklich erklärt, wie gut mir das Halsband stand und dass er froh war, dass Jan und ich diesen Schritt gewagt hatten – auch wenn er für mich eher klein erschien, war das in der Szene und gerade für Jan, der lange keine feste Partnerin gehabt hatte, wohl ausgesprochen wichtig. Quasi wie ein Versprechen. Komisch, dass er mir das nicht gegenüber erwähnt hatte.
Jedenfalls versicherte auch Raphael mir noch einmal, dass er am Abend einen Blick auf mich haben würde und er zuversichtlich sei, dass wir die Party genießen würden. Und ich war ehrlich gesagt auch dafür dankbar, denn der Zuspruch tat gut. Insbesondere, wenn ich mich als Jans Sub zeigen würde und nicht nur, als seine Freundin. Hatte ich mir zumindest so vorgestellt, denn Jan und ich hatten darüber noch gar nicht geredet. Eigentlich hatte er das ja nicht gewollt, aber vielleicht bekam ich ihn ja doch dazu.
Unser Gepäck im Schlepptau hinterließen wir Amber, den das ganze mal wieder nicht juckte, bei Jonas und Ole, sowie Steffi, die nach uns noch ein wenig aufräumten, weil sie wussten, dass wir ein wenig unter Zeitnot waren, als wir ins Auto einstiegen und Richtung Club fuhren. Immerhin mussten wir noch duschen, uns fertig machen und einen letzten Blick auf die Vorbereitungen werfen, die, als wir dann ankamen, fast vollendet waren. Ich ging meine Checkliste durch, während Jan bereits mit ein paar Gästen redete, die schon angereist waren. Und dann verzogen wir uns gemeinsam in das kleine Häuschen am See.