Ächzend schlug ich die Augen auf, stöhnte dabei kurz, weil der Schmerz in meinem Rücken mich unangenehm darauf hinwies, dass ich nicht wie eigentlich erhofft in unserem Bett geschlafen hatte. Stattdessen bestätigte ein Blick zu Jan hinüber, der zwar wach, aber noch immer ein wenig benommen wirkte, dass wir uns noch immer da befanden, wo ich uns befürchtet hatte: Im Bad neben dem Klo.
„Hey“, kam es mehr als krächzend aus seinem Mund. Der Alkohol hatte sein Übriges getan und hinterließ ihn offensichtlich mit einem Kater, denn er verzog unzufrieden die Stirn, fasste sich danach stöhnend dorthin, während ich versuchte mich leicht hochzustemmen. Aber mein Körper zeigte mir, dass er ganz genau wusste, was gut für mich war und was nicht: Eine Nacht auf harten, kalten Fliesen war es offensichtlich nicht gewesen.
„Hi“, gab ich daher quälend von mir, lehnte mich an die Wand neben mir, einfach um ein wenig Halt zu haben, während die Wirbel sich langsam wieder einrenkten und die Verspannungen in der Schulter damit ein wenig hervorbrachten – schöne Scheiße.
„Hast du bei mir geschlafen?“, fragte er, klimperte noch einmal ein wenig wirr gegen die Decke und setzte sich dann auch auf.
„Offensichtlich schon.“
„Das hättest du nicht tun müssen“, gab er brummend von sich und rollte gleichzeitig zur Seite. Seine Hand striff warm meinen Oberschenkel, ehe er auf meiner Kopfhöhe mit seinen Augen stecken blieb, die Lippen ganz offensichtlich zu einem Kuss spitzte. Ein Schaudern erfasste mich. Bäh!
„Jan, du riechst, als hättest du einen Whisky Keller ausgesoffen und dich danach stundenlang übergeben. Bitte putz dir erst die Zähne“, kam es ein wenig weinerlich aus meinem Mund, während ich nebenher feststellte, dass nicht nur mein Rücken mir heute Probleme machte: Mein Bauch krampfte und das konnte nur eins heißen – meine Fruchtbarkeit hasste mich einmal mehr.
„Hm, sorry“, gab er noch einmal benommen von sich und rappelte sich dann umständlich auf. Auch er hatte mies geschlafen, brauchte ein wenig, um sich zurecht zu finden. Eigentlich wäre das süß gewesen wenn er - der in mittlerweile nur noch seiner Retro und einem T-Shirt, die Haare wild an seinem Kopf anliegend, während seine kräftigen Hände das Waschbecken packten, damit er nicht weg taumelte - nicht so zerstört und etwas bleich im Gesicht ausgesehen hätte, so als würde ihm jeden Augenblick wieder etwas hochkommen.
„Uff.“
„So schlimm?“, hakte ich selbst nach, zog mich dann an der Wand hoch und verfluchte mich selbst dafür ebenfalls den Boden dem Bett bevorzugt zu haben.
„Es ging mir schon mal besser. Wieso hast du bei mir geschlafen?“, hakte er nach und wandte sich mir wieder zu, während ich das Bettzeug zur Seite schob. Weit weg vom Waschbecken. So wie ich ihn kannte, würde er gleich anfangen Wasser in sein Gesicht zu spritzen und es würde alles in einem Umkreis von 1,5 Meter nass werden – ein Grund warum alle Wände im Bad gefliest waren.
„Ich wollte dich nicht allein lassen. Nicht, dass du im Schlaf erstickst“, gab ich eine offensichtliche Ausrede. Musste ihm ja nicht unter die Nase halten, dass ich einfach ein schlechtes Gewissen gehabt hätte, ihn allein dort liegen zu lassen. Gleichzeitig verzog ich den Mund, atmete tief ein. Scheiß Periode.
„Dein Bauch? Hast du deine Tage bekommen?“, hakte er nach, stockte dann aber in der Bewegung als er sich zu mir drehen wollte.
„Kleines, was ist gestern passiert? Dein Rücken ist total aufgekratzt“, kam es verwundert von ihm. Sofort fühlte ich seine warmen Hände auf meinem Rücken, die bedächtig über mich strich. Unangenehm, wenn ich denn ehrlich war.
„Du hast mich gestern am Baum genommen“, fing ich an zu erklären.
„Ja, aber. Aber doch nicht so doll? Du hast nichts gesagt“, kam es anklagend über seine Lippen, ehe er gezielt unter das Waschbecken griff, um Desinfektionszeug hervorzukramen und mich dann auf das Klo zu dirigieren, mit dem Rücken zu ihm.
Kühles Nass verteilte sich tröpfchenweise über mir, während er jede kleine Stelle begutachtete.
„Immerhin hast du keine Splitter. Wieso hast du mir nicht Bescheid gesagt?“
„Ich war rattig und dachte, du hast das geplant“, gab ich peinlich berührt zu, hörte sein schweres Seufzen. Also war es keine Absicht gewesen.
„Nein, den Baum hatte ich nicht geplant. Und hättest du etwas gesagt, hätte ich dich da weg geholt. Das muss weh getan haben.“
„Manchmal steh ich auf Schmerzen, wenn du sie mir zufügst“, verteidigte ich mich und fühlte augenblicklich seine Hand unter meinem Kinn.
„Ich weiß, Liebling. Aber sag mir das nächste Mal bitte Bescheid. Wenn ich betrunken bin, fürchte ich, bin ich nicht so aufmerksam wie du es sonst von mir gewohnt bist.“
Ein kurzes Nicken, dann löste er sich von mir, griff zu seiner Zahnbürste, nur um sicher zu stellen, dass sein Atem mir nicht genauso viele Schmerzen zufügte, wie der Baum es in meinem Rücken getan hatte. Ich raffte mich ebenfalls auf, unzufrieden über den Verlauf des Morgens. Zu gern wäre ich neben ihm aufgewacht, hätte mich wie ein Kätzchen an seine Seite geschmiegt und meine Hände auf Wanderschaft gebracht, den Orgasmus zurückgeholt, der mir am Vorabend entgangen war. Aber Jan hatte offensichtlich keinen Lust auf Sex, noch immer Kopfschmerzen und entschied sich, nachdem er im Bad fertig war, dass er unten Frühstück machen würde. Für Jonas, Jo und all jene, die unsere Gästezimmer belagerten.
Ich brauchte selbst nur kurz, folgte ihm dann. Immerhin hatten wir mit rund zwölf Personen zum Frühstück geplant, inklusive uns selbst. Das musste er dann doch nicht allein machen. Gerade bog ich um die Ecke im Flur, wollte an den Zimmern vorbei schleichen um keine der Schnapsleichen zu ihrer frühzeitigen Auferstehung zu nötigen, als mir Jonas Zimmertür sperrangelweit auffiel – und mein Partner, der eigentlich schon unten hätte Kaffee aufsetzen sollen, saß am Bett seines Neffen, während Jonas und Jo offensichtlich nackt unter der schmalen Bettdecke zusammengerutscht waren. Insbesondere Jonas schien das eher unangenehm zu sein, wo ich quasi halb über seine Unterhose stolperte, die direkt vor der offenen Tür lag – da hatte man wohl nicht sonderlich viel Zeit gehabt.
„Und ihr habt also Sex, ja?“, hakte Jan nach, musterte insbesondere Jo eindringlich, dass der junge Mann tatsächlich verlegen durch sein Haar fuhr und Jonas an seine Brust zog.
„Äh, also, ja“, gab er schließlich überfordert von sich, während ich nur den Kopf schüttelte und mich dann mit verschränkten Armen in die Tür lehnte. Jan, meine kleiner Detektiv.
„Aber ihr schützt euch doch, nicht? Mit Kondomen. Geschlechtskrankheiten sind ein schwieriges Thema und ich möchte nicht, dass sich einer ansteckt. Zumal du Jonas, sowieso noch viel zu jung- „
„Jan“, gab unser Neffe gequält von sich, sah hilflos mit hochroten Ohren von Jan und Jo, schließlich zu mir, weil er mich entdeckt hatte.
„Nein, nichts da, Jan. Dein Vater hat ganz offensichtlich versagt bei der Thematik Safer Sex. Erst hat er deine Mutter geschwängert, was sie eigentlich nicht wollte und dann hat er sich wer weiß wo sonst was eingefangen. Es ist wichtig, dass ihr eure Möglichkeiten kennt und die Krankheiten“, gab der ältere Herr auf der Bettkante leicht verärgert von sich, dass Jo bereits nach Worten suchte – das sah man ihm an.
Ich zeigte schließlich erbarmen, räusperte mich in meiner Position, dass Jonas schon erleichtert die Luft ausstieß. Das war ihm sichtlich unangenehm.
„Weißt du, Schatz, die beiden sind sechszehn und achtzehn. Ich denke, sie wissen genug über sexuell übertragbare Krankheiten und wie man mit Kondomen umgeht. Heutzutage lernt man sowas nämlich in der Schule. Und sie sind ja nicht mehr so jung“, versuchte ich ihn ein wenig zu besänftigen, dass Jan zu mir hinüber blickte und die Stirn runzelte.
„Als hättest du beim ersten Mal gewusst, wie du ein Kondom richtig benutzt.“
„Jan“, kam es wieder gequält von Jonas, der dieses Detail offensichtlich nicht hatte preisgeben wollen, während Jo die Stirn runzelte und seinen Freund nur noch mehr in den Arm nahm. Als hätte ihn das vor der Glucke geschützt.
„Genau genommen, war mein erstes Mal mit dem großen Bruder einer sehr guten Freundin. Er hat eine Hausparty geschmissen, weil die Eltern im Urlaub waren. Wir beide waren als die einzigen Jüngeren eingeladen und haben uns abfüllen lassen. Am Ende des Abends bin ich mit ihrem Bruder in die Kiste, völlig fertig. Und er hat nach der Hälfte mich von sich runter geschubst und neben das Bett gekotzt“, gab ich relativ emotionslos wieder, erinnerte mich erneut daran, warum ich so lange Probleme gehabt hatte mich vor Männern nackt zu zeigen. Immerhin machte das mit dem Selbstbewusstsein einer jungen Frau einiges, wenn der Partner beim Sex kotzte.
„Und wie alt warst du da?“, fragte Jonas leise nach, dass ich die Lippen verzog, mich gemächlich auf die Bettkante setzte, wo auch Jan saß.
„Neunzehn war ich. Ich hatte mich für den richtigen Mann aufgespart. Tja, wir haben uns danach nie wieder in die Augen sehen können. Nichts mit großer Liebe und Prinz Charming“, wiegelte ich das Thema ein wenig ab, wobei ich die große Falte auf Jans Stirn durchaus sehen konnte. Das Detail hatte ich ihm bisher verschwiegen und wie immer hatte der Oberdetektiv eine kleine Spur für ein Geheimnis gefunden. Ich konnte nur hoffen, dass er es auf sich beruhen ließ.
„Siehst du. Ela hatte das auch nicht sofort drauf. Und bei uns ist das ja anders“, meinte Jonas schließlich und musterte Jan neugierig. Wo die Aufmerksamkeit nicht mehr auf ihm lag, war er sich der Tatsache, dass er nackt im Bett lag, scheinbar nicht mehr so bewusst.
„Deine Tante war eine Spätzünderin und betrunken. Ich habe damals drauf geachtet und das solltet ihr auch tun“, versuchte Jan die Kurve zu bekommen, aber Jonas brummte nur widerwillig auf.
„Damals?“
„Hm“, erwiderte mein Partner offensichtlich unzufrieden über die Richtung, in die das Gespräch glitt, seufzte dann aber doch tief auf. Jonas große, fragenden Augen zogen halt einfach immer.
„Ich war vierzehn. In einer Band. E-Gitarre. Unser Lead-Sänger war mein bester Freund. Totti, eigentlich Torsten, war nen ziemlich attraktiver Typ und wir haben wegen der Band viel Zeit miteinander verbracht. Irgendwann hat dann eins zum anderen geführt“, erwiderte er schulterzuckend, dass Jonas die Stirn runzelte.
„Du bist schwul?“, hakte er verwirrt nach.
„Bisexuell ist der Fachbegriff. Ich empfinde beide Geschlechter als ansprechend.“
„Aber du hattest bisher nur Frauen hier“, hakte Jonas verpeilt nach, während ich mir innerlich auf die Wange biss. Klar, Jonas hatte seine Liebschaften ja auch nie gesehen. Wusste nicht, was Jan und Simon manchmal taten, wie er im Club auftrat. Das war vielleicht gerade auch besser so.
„Man kann auch sexuellen Kontakt außerhalb von Beziehungen haben. Das mit Totti und mir hielt auch nicht lang. Obwohl wir noch lange befreundet waren wegen der Band, aber als wir dann irgendwann ein wenig bekannter wurden, kamen die Frauen und es geht nichts über so kleine, süße Fans“, gab er sich von der machohaften Seite, dass ich leise schnaufte und dann sofort stockte. Moment mal! Er hatte in einer Band gespielt?
„Du hast mir nie gesagt, dass du in einer Band gespielt hast!“, empörte ich mich, sah sein amüsiertes Schmunzeln.
„Das ist lang her, Liebling. Die Gitarre liegt noch drüben im Kämmerchen. Vielleicht krame ich sie dir einmal heraus und spiel dir ein Liedchen“, gab Jan schulterzuckend zurück und räusperte sich dann. „Und ihr beiden hier. Benutzt Kondome. Egal wie sich das anfühlt. Ihr wollt nicht krank werden, verstanden? Wenigstens muss ich mir keine Sorgen machen, dass einer von euch schwanger wird“, kam eine deutliche Aufforderung, die beide mit einem schüchternen Nicken bestätigten.
„Gut, dann werden wir unten das Frühstück herrichten und ihr beiden nehmt vielleicht einen Abstecher ins Bad. Ihr müffelt“, verkündete der Hausherr ernst und stand dann auf, nur um mich an der Taille zu nehmen und mich zur Treppe zu geleiten.
„Musste das sein?“, hakte ich leise nach, hörte ihn tief Brummen.
„Manchmal muss Daddy tun, was er eben tun muss. Und nun sei brav und kümmere dich um das Frühstück, Subbie, während ich drüben schaue, ob die Scheune noch steht“, erwiderte er trocken. Ein Kuss auf die Wange, ein sanftes Tätscheln auf meinen Po, dann ließ er mich tatsächlich unten im Flur stehen. Was für ein Arsch.
Das hielt sich auch leider über die nächsten Stunden. Während ich in der Küche das Frühstück für die Horde Jugendlicher vorbereitete, die wenig später meinen Esstisch umzingelten, war Jan wo anders beschäftigt, räumte irgendwas weg und holte sich selbst schließlich ein wenig Frühstück ab. Viel sahen wir uns nicht, erst als die meisten wieder fuhren und Jonas mit Jo Richtung Steffi abdüste – natürlich nicht ohne sich noch einmal überschwänglich bei uns zu bedanken – kamen wir wieder zusammen. Ich sogar mit herausragend guten Neuigkeiten für einen Sonntag.
Ich hatte eine ehemalige Kollegin und Freundin gefragt, ob sie mir bei dem Marketingkonzept mit Leipzig helfen würde. Natürlich war das ein Ding, das ich auch selbst auf die Beine stellen konnte, aber Feedback war immer gut und Mona war schon immer eine kleine Fee gewesen, was Logo-Gestaltung anging. Wenn ich ehrlich war, war das eines der Dinge, die ich eigentlich sofort angehen wollte, gerade auch weil das aktuelle Log aussah, als hätte Jan die Idee besoffen, an einem Abend mit Raphael fabriziert. Da machte es schon Sinn, wenn für Leipzig ohnehin ein Konzept auf die Beine gestellt werden musste, das Darguner Konzept gleich mit anzupassen.
Leider sah Jan das anders. Ich hatte ihm ausführlich erklärt, welchen Nutzen das haben würde, wie viel leichter es uns mit der Erstellung von Materialien machen würde. Allein die Außenkommunikation mit zwei ähnlichen Namen und zwei ähnlichen Logos, vielleicht bei beiden den Zusatz – Made by Ellrich. Und mein Partner stellte auf stur. Erst hatte er die Argumente, wie beispielsweise dass Mona keinen Cent dafür nehmen würde, weil sie mir noch einen Gefallen schuldete, einfach abgeblockt, war dann in ein Schweigen verfallen, nur um mir dann an den Kopf zu donnern, dass es reichte.
„Aber Jan“, hatte ich es noch versucht, aber er war stur geblieben.
„Nein, Kleines. Nichts da, aber Jan. Es ist mein Club, es ist mein Name, es ist mein Logo. Und du bist als Assistentin weder darin involviert, derartige Entscheidungen zu treffen, noch solltest du dich so gegen deinen Dom auflehnen.“
„Kleines? Schnallst du nicht, dass ich gerade nicht Kleines bin?“, kam es mir wütend über die Lippen, die Hände zu Fäusten geballt. Was dachte er sich eigentlich? Ich war nicht involviert? Gegen meinen Dom auflehnen? Ging es denn noch?
„Du bist Kleines, wenn du in meinem Haus bist. Und du vergisst gerade, dass es mein Baby ist. Also reiß dich zusammen. Ich finde das Logo gut so. Deine Vorschläge hören sich interessant an, aber die Umsetzung wird uns eine Menge Geld kosten und bei so viel Geld wie wir aktuell in Leipzig investieren, sollten wir uns da deutlich zurückhalten“, kam die harsche Antwort von ihm, während mir der Mund aufklappte.
Als wäre der Club nur sein Baby! Als wäre er der Alleinherrscher! Als hätte ich das letzte Jahr nicht ebenso hart für den Club geschuftet, aus ihm auch mein kleines Baby gemacht, in das ich mein Herzblut steckte.
„Weißt du was? Kleines für den Arsch. Fick dich!“, gab ich gereizt von mir, schnappte mir im Vorbeigehen mein Handy und tat das, was ich immer tun musste, wenn es mir zu viel wurde: Ich lief weg. Nebenher schlüpfte ich in meine Sneaker, griff meinen Haustürschlüssel. Dabei war mir gar nicht bewusst, wo ich hinwollte. Nur einfach weg von diesem Grobian, der nicht einmal genug Taktgefühl besaß, anständig mit mir zu reden.
„Ela!“, rief Jan mir noch hinterher, offensichtlich noch immer aus dem Arbeitszimmer heraus, aber ich zeigte ihm nur den Mittelfinger, riss die Haustür auf, zog sie im selben Schritt hinter mir zu, als ich hindurch getreten war, dass sie scheppernd in den Rahmen fiel – nur um dann gegen etwas zu laufen. Oder besser gesagt gegen Jemanden.
Ein kurzes, überraschtes Ächzen, dann schlangen sich zwei starke Arme um mich und ein wohl bekanntes Parfüm stieg mir in die Nase. Nicht mit mir!
„Raphael, lass mich los!“, gab ich meckernd von mir, fühlte Amber, der sich an meinem Bein schubberte, weil er sich freute mich zu sehen. Immerhin hatte Raphael auf ihn über Nacht aufgepasst, damit er keinen Stress mit den Jugendlichen hatte.
„Ah, das glaubst du doch selbst nicht. Rennst mich wütend über den Haufen und sagst mir dann weder Hallo, noch entschuldigst du dich dafür. Ansehen, Elena“, forderte er mich mit ruhigem Tadel auf, während seine Haare mich gemein in der Nase kitzelten. Eine forsche Bewegung meinerseits. Auf die Kuscheltour hatte ich wirklich keinen Bock!
„Nein, ernsthaft, lass mich los“, motzte ich erneut, fühlte seine Arme noch fester um mich ziehend, bis ich an seiner Brust klebte, unweigerlich nach oben sehen musste, wenn ich atmen wollte. Und das nutzte er aus, suchte meinen Blick, halb amüsiert, halb besorgt.
„Hey, was ist los, Kitty?”
“Jan ist ein Arschloch. Er hört mir nicht zu und hat mir grad erzählt, dass der Club ja sein Ding ist, nicht meins. Und dass ich mich nicht einmischen soll. Ich mein Hallo!“, meckerte ich vor mich hin, dass er die Stirn runzelte. Blaue Augen musterten mich ernst, dann seufzte er auf.
„Und das ist eskaliert und du bist wieder dabei wegzulaufen, nicht wahr? Hatten wir uns nicht versprochen, dass du das nicht mehr machst?“
Verlegen drehte ich den Kopf zur Seite, merkte nur nebenbei wie ein Arm sich lockerte und er dafür meinen Kopf an seine Brust presste. Ich fühlte mich einfach überrannt, zumal mein Rücken wieder zog, wo er nun wieder drauf herum drückte.
„Aber er ist scheiße“, flüsterte ich leise, hörte ihn erneut leise seufzen.
„Das denkst du aber sonst nicht, wenn er dir auf den Sack geht. Na komm, sieh mich an. Was ist los?“, forderte er erneut, dass ich der samtigen Stimme langsam nachgab und mich erneut analysieren ließ. Raphael war genauso gut in dem Ding, wie Jan.
„Fertig?“, nörgelte ich schließlich herum, dass er brummte.
„Fertig, ja. Du hattest ein anstrengendes Wochenende. Dir tut etwas am Rücken weh, du kleine Zappeltante und du hast deine Tage“, stellte er fest.
„Woher weißt du das?“, entkam es mir leicht schockiert, während mein Bauch wieder zog. Elendiger Verräter. Konnte er während des Stress nicht einfach mal ruhig sein?
„Du bist sensibel, du verziehst dein Gesicht, hast eine Hand auf dem Bauch und zwei Pickel im Gesicht und das passiert bei dir sonst nur, wenn Jan dir einmal wieder McDonalds zugestanden hat. Aber das hat er nicht, denn ihr habt gestern gegrillt. Außerdem riechst du, nun ja, gut“, erklärte er nebenher, fast schon leicht amüsiert, während mir das Blut in den Kopf schoss. Na, wie liebreizend von ihm. Ich würde mich wohl demnächst mit Parfüm eindieseln müssen, damit er das nicht mitbekam.
„Er hat mich heute Nacht gegen einen der Apfelbäume gevögelt“, gestand ich leise, hörte ihn amüsiert brummen, beide Augenbrauen nach oben gezogen. Er versuchte alles, um nicht zufrieden zu grinsen.
„So, hat er das?“
„Ja und dann hat er mich allein liegen lassen, hat mir den Orgasmus untersagt und ich habe bei ihm auf den Fliesen vor dem Klo geschlafen!“
„Ich nehme an, er war ordentlich betrunken?“
„Hmm“, gab ich zustimmend von mir, biss mir auf die Unterlippe.
„Dann wird er vermutlich einen ordentlichen Kater haben. Hast du ihm deinen Rücken schon gezeigt?“, kam es fast schon fürsorglich von ihm.
„Er hat ihn desinfiziert“, gab ich kleinlaut zu.
„Und trotzdem rennst du vor ihm weg? Er hat sich immerhin um dich gekümmert, obwohl es ihm schlecht geht.“
„Er war halt scheiße“, fing ich an zu erwidern, merkte so nicht, wie Raphael seine Position veränderte. Erst als seine Hände mich am Hintern packten und hochnahmen, quietschte ich überrascht auf und schlang die Arme um ihn.
„Was soll das? Lass mich runter!“, gab ich jammernd von mir, aber der Blick, der mir entgegenkam, hatte wenig von meinem besten Freund. Raphael hatte geswitcht und ich hatte keine Ahnung warum.
„Nein, Kitty. Das werde ich nicht tun, denn du brauchst ganz offensichtlich ein wenig Halt. Aber keine Sorge. Passe ich nicht gut auf dich auf?“, forderte er mich dazu auf, meinen Kopf schwelgen zu lassen. Und der Mistkerl wusste ganz genau, in welche Szene er mich zurückversetzte: Jans Geburtstag. Ich in seinen Armen im Club, während Jan die Sklavin schlug.
Seine großen und dennoch nicht zu massiven Hände, die mich gekonnt gereizt hatten. Der warme Atem an meinem Hals, das tiefe Brummen in meinem Rücken, wie er mich immer weiter in Richtung meines Orgasmus getrieben hatte und ich dann am Ende doch nicht unter ihm gekommen war. Ein heiseres Seufzen entwich mir, was er mit einem wohligen Brummen kommentierte, sich dann gezielt durchs Haus bewegte, bis er sich kurzerhand mit mir ins Büro setzte. Als wüsste er nicht, dass mein untersagter Orgasmus nach mir schrie.
Nur zögerlich sah ich zu ihm nach oben, entdeckte den eindeutigen Blick, den er drauf hatte. Dabei war er so ruhig, so beherrscht. Anders als Jan, aus dem meist die bedrohliche Kälte sprach. Zwei kräftige Bewegungen und er hatte mich ohne Vorwarnung auf seinem Schoß umgedreht, dass ich plötzlich zu Jan sah, der Amber sanft über die Seite fuhr und uns distanziert musterte. Wie auch immer er das so schnell mitbekommen hatte, aber auch aus ihm blickte nicht der Schmusebär, sondern der Dom, der nur skeptisch verfolgte, was der andere Mann mit seiner Sub machte.
„Ich habe unser kleines Kätzchen eingefangen. Aber ich fürchte, bevor wir zu einer sinnvollen Lösung für euren kleinen Streit kommen können, sollten wir etwas tun. Gibst du mir den Vibrator, den du in der Schublade hast? Nicht den Satisfyer, den langsamen“, forderte er ihn auf, ohne, dass mir etwas erklärt hatte. Und so saß ich dort, sah verwirrt dabei zu, wie Jan nur kurz zögerte, Raphael noch einmal prüfend musterte und dann tatsächlich zu der Schublade mit den Vibratoren griff.
„Also, Ela? Ich habe noch keine Antwort bekommen“, richtete der Dunkelhaarige sich an mich.
„Doch, du passt gut auf mich auf“, gestand ich kleinlaut zu Raphael, musterte dabei aber Jan, wie er wortlos den Vibrator rübergab und Amber dann mit einer eindeutigen Bewegung in den Flur schickte. Glücklicherweise war unser Hund doch recht gut erzogen, schnaubte nur einmal und zog von Dannen, während ich skeptisch den Vibrator in Raphaels Hand musterte. Und jetzt?
„Siehst du. Also wirst du nun den Kopf auf meine Schulter legen, so ist brav. Spreiz die Beine und stell sie so auf, genau, Kitty“, lobte er mich, während ich weiterhin benommen zu dem Gerät schaute, unsicher was jetzt kommen würde. Mein Kopf arbeitete nicht schnell genug, blieb auf der Strecke, ehe Raphaels Hand mein Kleid hochschlug, sich damit auf direktem Wege Zugang zu meinem Slip verschaffte. Und so langsam dämmerte es dann auch mir. Das war ja wohl nicht sein Ernst, oder?
„Nein, Raphael. Echt nicht, ich- „
„Ah, Ela. Lass die Hände neben meinen Beinen. Genau so, nicht wegnehmen. So ist brav. Du hast deine Tage. Du bist unausgelastet und weinerlich. Und du wirst dich jetzt wieder entspannt zurücklehnen und nehmen, was ich dir gebe. Nicht wahr, Kitty? Für deinen Daddy und für mich“, forderte er resolut, aber nach wie vor sanft. Das Blau seiner Augen funkelte dabei so stark, dass ich schlucken musste, versuchte meine Gefühle zu ordnen. Verwirrung. Scham. Sorge, was Jan davon halten könnte. Erregung, weil eben genau dieser Tonfall alles mit mir machte. Und so wartete ich einfach ab, sah zu seinen starken Händen.
Eine Gänsehaut überfuhr mich, als eine sich tatsächlich unter meinen Slip schob, ihn einfach zur Seite zog, nur um dann diesen nervigen Einfach-Vibrator anzulegen. Das würde ewig dauern! Und Jan sah mir dabei zu, obwohl ich mich mit ihm nicht vertragen hatte – konnte ich das überhaupt? Kurz bäumte sich mein Kopf auf, wollte Reißaus nehmen, aber irgendwas hielt mich zurück. Ob es Jans Blick war, Raphaels große Hände oder die verwirrende Stimmung, die mich lähmten, konnte ich nicht sagen. Aber es war auch egal, als das feine Summen des Geräts ertönte und ich sogleich die sanfte Vibration an meiner Klit spürte.
„Uh“, entwich es mir unzufrieden, unsicher, wie ich mich denn nun verhalten sollte. Ein zaghafter Blick zu Jan, der die Arme verschränkt hatte und mich einfach nur undefiniert musterte.
„Entspann dich, Kitty. Nichts Schlimmes. Nichts Neues. Ich halte dich, Jan passt auf dich auf“, raunte mir der Langhaarige ins Ohr, dass ich ein Seufzen schließlich nicht mehr unterdrücken konnte. Die Vibration war zu verlockend, ließ mich heiser aufseufzen. Seine zweite Hand fuhr mir über den Bauch, drückte mich an ihn heran, während die ersten Wogen der Erregung durch mich zogen, mich genau dort packten, wo Jan in der Nacht aufgehört hatte. Und Himmel, ich hatte den Orgasmus verdient nach all dem. Auch wenn er sich wie eine kleine Bestrafung anfühlte, weil Jan zusah.
Es dauerte unerwartet kurz dafür, dass es der scheiß Vibrator war, der, den ich sonst niemals im Leben selbst gewählt hatte. Und dennoch war ich Raphael dankbar, dass er nicht mit dem Satisfyer gegangen war, weil es mir vermutlich den Bauch zerrissen hätte. So dauerte es ein wenig, bis die Erregung immer weiter stieg, mich immer tiefer mit sich zog und ich am Ende kaum noch still halten konnte. Raphael schaffte es dennoch mich dort zu halten, mich auf unglaublich lustlose Art so voll mit Lust zu machen.
Es zuckte bereits in mir, als ich heiser seufzte, versuchte das Gefühl noch ein wenig hinauszuzögern, damit es stärker wurde. Ich wollte nicht einfach dem Ganzen erliegen, ich wollte fliegen!
„Willst du nicht um Erlaubnis fragen, ob du kommen darfst?“, raunte eine tiefe Stimme in meinem Ohr, dass ich Raphaels warmen Atem an meinem Hals fühlen konnte. Es wäre ein leichtes gewesen, meine Lippen auf seine zu drücken, mich einem innigen Zungenkuss hinzugeben, während seine zweite Hand vermutlich angefangen hätte meine gepiercte Brustwarze ein wenig zu quälen, mir den Orgasmus versüßt hätte. Aber ich tat es nicht, unterdrückte diesen kleinen Wunsch.
„Darf ich kommen, Daddy?“, richtete ich stattdessen mein Wort an meinen Dom, konnte ein weiteres Stöhnen nicht mehr unterdrücken, in der Hoffnung er habe Mitleid mit mir und würde mir die Erlaubnis geben.
Aber nichts dergleichen geschah. Ein Blick zu Jan, der offensichtlich nicht damit gerechnet hatte. Er brauchte um zu realisieren, dass ich mich an ihn gewandt hatte, schien dabei überrascht und gleichzeitig so unglaublich griesgrämig, dass ich nicht wusste, ob er überhaupt irgendwas dazu sagen würde.
Tat er auch nicht. Dafür stand er auf, ging bedächtig um den Tisch herum und dann langsam vor mir in die Hocke. Trotz dem Stirnrunzeln konnte ich die Erregung in seinen Augen sehen, wie er erst zu meinem Gesicht sah und sich dann offensichtlich meiner Mitte zuwandte. Seine Finger zögerten, fuhren über meinen Oberschenkel, dass die Energie, die sich in mir angestaut hatte, kaum noch in mir bleiben wollte. Es zog und drückte und krampfte bereits so doll, dass ich unbedingt kommen wollte. Er würde mich doch nicht ein weiteres Mal hängen lassen?
Erneut glitt mein Blick über sein Gesicht, wartete darauf, dass er endlich die Lippen bewegte und mir seine Zustimmung gab. Aber kein Wort kam über seine Lippen, nur ein eindeutiges Nicken, ehe sich in mir alles zusammenkrampfte und ich ein letztes Mal heiser die Luft ausatmete, die sich zuvor in meiner Lunge gestaut hatte. Zuckend kam ich, gequält von Raphael, der den Vibrator zunächst nicht wegnehmen wollte und ihn schlussendlich dann doch, wie ein benutztes Kondom einfach neben sich fallen ließ.
Träge blinzelte ich durch den Raum, sah auf Jans gerunzelte Stirn, während sich der Bär neben uns mit Distanz auf das Sofa fallen ließ, nur um dann Raphaels Lippen an meiner Schläfe zu spüren.
„Brave Kitty. So brav, hm? Geht es dir jetzt besser?“, hakte er nach, meinen Slip, als wäre nichts gewesen, zurück an den richtigen Platz schiebend und meinen Rock richtend. Als hätte er mich gerade aus Versehen berührt und meine Klamotten hätten sich verzogen – nicht, als hätte er mich bestimmt über fünfzehn Minuten lang, langsam zum Orgasmus getrieben, ehe ich in einem heiseren Stöhnen gekommen war.
„Hm, danke“, gab ich beschämt zu, selbst nicht ganz sicher an wen das gerichtet war. Ich versuchte mich ein wenig zu bewegen, aber Raphael zog mich nur fester auf seinen Schoß, bis ich nachgab.
„Fein. Möchtest du dich bei deinem Daddy nicht dafür entschuldigen, dass du weggelaufen bist?“, hakte er seelenruhig nach, während ich ihn innerlich dafür verfluchte, dass er mich derart zur Schau gestellt hatte, nur um mir die Unterleibsschmerzen zu nehmen und mich dann noch einmal vorzuführen. Kurz war ich am Überlegen zu bocken, aber Jans Blick ließ mich innehalten.
„Es tut mir leid, dass ich davon gelaufen bin. Aber nicht, wie ich mich benommen habe. Du hast dich falsch verhalten“, erklärte ich meinem Partner, dass Jan tief seufzte.
„Meine Wortwahl war falsch, das gebe ich zu. Allerdings ist das kein Grund einmal wieder Reißaus zu nehmen, Kleines. Wir hatten darüber gesprochen, hm? Mir wäre es lieber gewesen, du wärst nicht weggerannt und Raphael hätte dich einfangen müssen. Stattdessen hätten wir beide darüber reden müssen“, gab mein Freund reserviert zurück, dass ich schuldbewusst brummte, die Finger des Dunkelhaarigen aufmunternd an meinem Oberschenkel fühlte. Das stimmte. Das letzte Mal, dass ich weggelaufen war, war in einem kleinen Drama geendet und dennoch hatte ich nicht anders gekonnt, bei seiner Reaktion.
„Also, nochmal von vorn. Was möchtest du gern tun, Kitty?“, mischte sich Raphael mit leichtem Tadel ein, dass sowohl Jan als auch ich ungläubig den Kopf zu ihm drehten. Aber er wartete nur, schaute uns geduldig an, ehe ich gezwungen anfing vorzutragen, warum ich den Logowechsel so unbedingt wollte. Welche Vorteile es geben würde. Und dass es gar nicht so teuer war, wie Jan sich das vorstellte. Das meiste konnten Mona und ich allein machen. Die restlichen Materialien würden wir aufbrauchen und danach einfach mit neuem Logo bestellen. Mit Sicherheit war das nicht günstig, aber auch nicht so fatal, wie der Kurzhaarige in der Runde sich das ausgemalt hatte.
Und dieses Mal blockte Jan nicht direkt ab, hörte mir in Ruhe zu, während Raphael bekräftigend nickte.
„Das hört sich doch sinnvoll an. Mona kommt vorbei, ihr beschnuppert euch, dann schaut ihr, was dabei rauskommt. Wenn es nicht gefällt, kann man immernoch nach einer Alternative suchen“, fasste er zusammen, dass ich leise seufzte. Seit wann war er denn unser Streitschlichter?
„So sollten wir es machen“, stimmte Jan schließlich zu, lehnte sich auf der Couch weiter zurück, die er mittlerweile auch schon im heimatlichen Arbeitszimmer stehen hatte, weil er mich zu gern darauf lümmeln sah.
Sekundenlang blinzelte ich ihn an, musterte seinen so schwierig zu deutenden Blick und fühlte mich dann ganz furchtbar. Der Orgasmus war nett gewesen, aber Raphaels große Hände, die mich zuvor so liebevoll gehalten hatten, waren nun fehl am Platz. Ich wollte nirgendwo lieber sein als bei Jan, den ich zwar für die Wortwahl insgeheim immernoch ein wenig hasste und trotzdem gleichzeitig so sehr brauchte. Zu meiner Überraschung sah er das ähnlich – oder hatte es einmal mehr drauf gehabt meine Gedanken zu lesen, denn er schob wortlos die Arme unter mich, zog mich auf seinen Schoß, dass ich gar keine andere Wahl hatte, als mich an seine Brust zu kuscheln. Und ab diesem Zeitpunkt brachen ohnehin alle Dämme.
„Ich liebe dich und den scheiß Club“, gestand ich leise in einem ersten Anflug eines schlechten Gewissens, fühlte im selben Augenblick, wie meine Augen sich mit Tränen füllten.
„Ich weiß, Kleines. Und ich bin dir unglaublich dankbar, dass du ihn gemeinsam mit mir leitest. Meine Wortwahl war falsch. Aber es ist unser freier Sonntag, wir sollten nicht über den Club reden und wir müssen aufhören für unnötige Dinge Geld aus dem Fenster zu werfen, nur weil sich das schön auf Instagram-Profilen machen wird. Natürlich ist es auch dein Baby, sonst würdest du dir nicht so viele Gedanken drum machen, aber ich habe Kopfschmerzen und bin müde, mein Magen will noch immer nicht so wie ich. Lass uns damit verbleiben, dass wir es testen und dann schauen wir weiter“, bat er mich leise, dass ich nur nickte und meine Nase an seinen Hals steckte, eine weitere Hand auf meinem Rücken fühlte. Das war ein anständiger Kompromiss.
„Das hört sich an, als hätte ich das Kätzchen gezähmt. Benimm dich Ela, ich bin mir sicher, dein Daddy hätte nicht so nett reagiert wie ich“, wies der Vampir mich darauf hin, dass er zwar den Ton angegeben hatte, aber nicht wirklich in die Dom-Rolle geschlüpft war. So, wie wir es Weihnachten auch abgesprochen hatten. Ein Wort von Jan, dass ich nur halb verstand, weil ich am Überlegen war, was ich darauf antworten sollte, dann war Raphael aber auch schon weg und ich blieb bei meinem Partner auf dem Schoß zurück. Noch immer leicht weinerlich, aber schon deutlich besser als noch zuvor.
„Du musst aufhören vor mir weg zu laufen“, meinte Jan schließlich erneut leise in die Stille hinein, die uns daraufhin erfasst hatte. Amber schaute um die Ecke, empfand das Verlassen Raphaels wohl als eindeutige Handlungsempfehlung neben uns aufs Sofa zu hopsen und seine Nase auf mein Bein zu legen.
„Ich weiß, aber du hast mich grad so wütend gemacht. Und warst so uneinsichtig“, gestand ich schließlich. Ein erneutes Brummen, ehe er schließlich nickte, ein weiteres Mal unter meinen Hintern griff, nur um ihn nebenher zu knautschen und mich dann – ganz zu Ambers Unzufriedenheit – hochzuheben.
„Jan, bitte, dein Rücken“, warf ich ein, aber er schnalzte nur tadelnd auf.
„Dein Daddy entscheidet, was er tut. Erst recht, wenn du in diesem Zustand bist. Ich habe jedes Recht der Welt dich jetzt zu bestrafen, du bist immerhin weggelaufen, auch wenn ich das nicht vor habe. Raphael hat mir gerade deutlich gezeigt, wie es dazu gekommen ist und deswegen werde ich dir jetzt einmal mehr zeigen, dass ich derjenige bin, der schützend die Hand über dich hält und niemand sonst. Das beinhaltet nun eben auch, dass ich entscheide, was ich tue und was nicht.“
„Das hat doch aber nichts mit deinem Rücken zu tun“, warf ich gequält ein, aber er brummte nur, trug uns gezielt die Treppe hinauf.
„Ich weiß nicht, ob es dir schonmal aufgefallen ist, Kleines, aber du hast, seitdem du dich mit Sarah zum Sport quälst, ein paar Kilos verloren. Und das war genau ausreichend, damit mein Rücken das ab und an durchaus abkann.“
„Ach, dann fandest du mich vorher also fett?“, gab ich leicht trotzig zurück, hörte sein unzufriedenes Stöhnen an meinem Ohr.
„Wenn du so weiter machst, lege ich dich doch übers Knie und ich verspreche dir, die weiteren Schläge für das Weglaufen möchtest du nicht spüren“, warnte er mich vor, trug mich aber weiter ins Badezimmer, wo ich unsere Schlafsachen mittlerweile weggeräumt hatte. Amber folgte uns schwanzwedelnd, ließ sich wie gewohnt auf den Badezimmerteppich nieder, als Jan mich herabließ, um danach die Badewanne zu verschließen und das Wasser aufzudrehen.
„Baden wir?“, hakte ich zaghaft nach, während er mir einen schiefen Blick zu warf und das Wasser anstellte.
„Nein, Amber“, kam es trocken von ihm. Unser Hund horchte natürlich auf, kippte aber sogleich wieder zur Seite, als er bemerkte, dass Jan offensichtlich nichts von ihm gewollt hatte und stattdessen lieber zu den Badesalzen griff, mich dann auffordernd musterte.
„Zieh dich aus, Kleines. Wir beide baden. Im Warmen. Dann geht es deinem Bauch besser, deine Hände sind nicht mehr so kalt und ich kann mir einreden, dass ich es gewesen bin, der sich um dein Bedürfnis gekümmert hat.“
Verwirrt blinzelte ich ihn an. War es das, was er aus der Situation gezogen hatte? Dass Raphael sich um mich gekümmert hatte, aber er nicht? Immerhin war für mich der Streit das wichtige gewesen, nicht der Orgasmus danach, auch wenn der einen starken Einfluss auf meine allgemeine Zufriedenheit gehabt hatte.
„Wegen Raphael? Du musst dir da keine Sorgen machen“, versuchte ich dagegen zu halten.
„Nein, ich muss nicht. Aber ich tu es, weil er sofort wusste, was du gebraucht hast, um dich zu beruhigen. Und ich habe dich einfach angemotzt.“
„Jan, du bist verkatert“, warf ich ein, aber er pfefferte nur unzufrieden sein Shirt zur Seite, stieg dann aus seiner Hose.
„Das mag sein, Ela. Aber ich bin dein Partner. Ich bin der Mann, der dein Umfeld am meisten prägt und ich habe mich selbst zu deinem Daddy gemacht. Das bedeutet auch, dass es mir hätte auffallen müssen“, widersprach er ernst, sah zu, wie ich aus meinem Kleid und meiner Unterwäsche schlüpfte.
Wortlos stieg er in die halbvolle Wanne, reichte mir die Hand, damit ich auf seinen Schoß sinken konnte, seine Arme direkt fest um mich geschlungen, während seine Nase sich tief an meinem Haar vergrub.
„Bitte, mach dir keine Vorwürfe.“
„Mach ich nicht, Kleines. Ich denke nur darüber nach, wie ich eine derartige Situation demnächst frühzeitig unterbinden kann“, gab er schließlich nach und fing an mir über den Körper zu streichen, mich langsam und zärtlich zu berühren, während ich nachdenklich über seine Unterarme strich, meine Nase schließlich nach einigen Minuten an seinem Hals vergrub, weil ich seinen Geruch so liebte.
„Wieso hast du mir nicht erzählt, dass du in einer Band warst?“, hakte ich irgendwann nach. Es hatte gedauert, bis mein Kopf los gelassen hatte, sich von dem Ärger des Tages verabschiedet hatte.
„Ich habe nicht gewusst, dass es dir wichtig wäre. Wir haben Rock gespielt, manchmal auch ein wenig mehr. Aber die Zeiten sind lang vorbei.“
„In der Schule?“
„Hm? Ja, in der Schule. Dann auf so kleinen Feiern, irgendwann sind wir sogar in den Bars, in der Umgebung aufgetreten, hatten kleine Konzerte. Wir waren in der Region bekannt, aber nach dem Realschulabschluss wurde es schwieriger in der Lehre. Ich hatte viel nebenher zu tun, so wie auch meine Freunde und so hat sich das dann in den Jahren danach zerstreut“, erklärte er in Gedanken versunken, malte nebenher gedankenverloren mit einem Mittelfinger mein Brust nach.
„Aber du kannst das bestimmt noch, oder?“
„Möchtest du, dass ich dir etwas vorspiele?“, hakte er nach, drehte dabei mein Gesicht so zu ihm, dass ich ihn ansehen musste. Die große Falte, die seine Stirn geziert hatte, war verschwunden. Offensichtlich genoss er die Wärme der Badewanne genauso wie ich.
„Natürlich. Singst du auch für mich?“, bat ich ihn mit absichtlich flehendem Unterton, dass er amüsiert schnaubte.
„Für meine Kleine würde ich immer singen.“
„Du weißt, dass du dir das ruhige Bad damit zerstört hast, ja?“
„Du meinst, weil du jetzt so lang auf mir herumrutschen wirst, bis ich mich erbarme und die Gitarre raushole? Die E-Gitarre muss da auch noch irgendwo drin sein, aber die möchte ich nicht aufbauen. Aber die akustische sollte recht weit vorn liegen“, mutmaßte er vor sich hin, geschlagen, weil er eben ganz genau wusste, dass er mir das nicht ausreden konnte.
„Bitte“, zog ich eine Schmolllippe, dass er leise aufseufzte.
„10 Minuten, okay? Dann hole ich sie raus“, versprach er mir und zog mich dann noch einmal an seine Brust. Zufrieden erwiderte ich die Bewegung, genoss den warmen Körperkontakt, das Wasser, das um mich herum spielte. Die kräftigen Beine unter mir und sein ganz eigener Geruch, der trotz des Badeöls immer noch in der Luft lag. Er roch einfach viel zu gut, versetzte mich damit in einen wohligen Zustand der Zufriedenheit. Vergessen war unser kleiner Streit.
Und Jan hielt sein Wort. Keine Viertelstunde später hatte er seine Retro an, mich in ein großes Handtuch eingewickelt auf seinem Schoß sitzen, die Gitarre, die er offensichtlich gehegt und gepflegt hatte, auf meinem Schoß, während er die Seiten stimmte.
„Was spielst du mir?“, fragte ich fasziniert, sah zu, wie er testweise an den Seiten zupfte, seine große Hand um den Griff legte, als würde er sich langsam wieder in Erinnerung rufen, was er einst gekonnt hatte.
„Oh, das ist ganz einfach“, meinte er amüsiert, „aber erstmal wirst du die Augen schließen, wirst tief Luft holen und dich nur auf mich konzentrieren, hm?“
„Okay“, gab ich nach, fühlte Amber, der natürlich mit aufs Bett gemusst hatte, an meinem Bein, wie er aufmerksam schnupperte und meine Finger genoss, die ich ihm hinterm Ohr vergraben hatte. Trotzdem fokussierte ich mich lieber auf den warmen Körper um mich herum, auf seine Lippen, die noch einmal meine nackte Schulter streiften und mir dort eine zarte Gänsehaut verursachten. Und dann stimmte Jan an und ließ mich vergessen.
Ich hatte immer gewusst, dass er eine großartige Stimme hatte, dass er auch sehr gut im Vorlesen war, aber das dunkle Samt, dass mir nun entgegen kam, so süß verlockend und trotzdem so sinnlich, während er auf der Gitarre The Islander von Nightwish anspielte, haute mich regelrecht um.
„Danke. Das war wirklich schön“, gestand ich leise, sah zu ihm nach oben, während er den Kopf schief legte und mich musterte.
„Nichts im Vergleich zu dem Stöhnen, dass du bei einem Orgasmus von dir gibst“, konterte er trocken, ehe ich auch schon die Hitze in meinen Wangen fühlte. Das hatte er nicht gesagt! Oder doch?
„Achso? Nun, äh, dafür hörst du es aber selten, hm?“, gab ich verlegen von mir, hörte ihn ein weiteres Mal schnauben.
„Ich bin mir sicher, ich habe es heute nicht das letzte Mal gehört, Kleines“, erwiderte er brummend und drückte dann seine Lippen auf meine Wange, dass ich ein dümmliches Grinsen nicht unterdrücken konnte. Mit Sicherheit nicht.