Aiden führte Jo aus dem Fahrstuhl. Die Party auf der gigantischen Dachterrasse war bereits in vollem Gange. Trotz des kühlen Herbstabends herrschte eine so angenehme Temperatur, dass Aiden ahnte, dass hierfür nur ein Zauber verantwortlich sein konnte. Die Partygäste wirkten allesamt gutsituiert, waren elegant gekleidet und unterhielten sich in kleinen Grüppchen, während sie Drinks aus schmalen Gläsern schlürften oder sich leicht zur Musik bewegten. Zwischen den Feiernden liefen Bedienstete herum, die leere Gläser gegen neue tauschten oder kleine Häppchen auf Tabletts servierten. Aiden konnte einige gemütlich anmutende Sitzgruppen ausmachen, die um eine kleine Bühne drapiert waren. Dort spielte eine Jazzband, in einer Lautstärke, die Aiden als sehr angenehm empfand.
„Entschuldigung.“ Aiden fing einen der Kellner ab, der gerade an ihm vorbeigehen wollte. „Wo finden wir die Garderobe?“
Der Kellner deutete auf einen Bereich hinter den Fahrstühlen und Aiden drückte ihm zum Dank rasch einen Geldschein in die Hand. Dann wandte er sich an Jo: „Willst du deine Jacke loswerden, Liebste?“
Jo nickte. „Sehr gern.“
Gemeinsam bahnten sie sich einen Weg zwischen den Gästen hindurch und traten schließlich an einen Tresen. Aiden half Jo aus ihrem Mantel und streifte sich dann auch selbst die Anzugjacke ab. Als er die beiden Kleidungsstücke der jungen Frau an der Garderobe reichte, händigte sie ihm im Gegenzug ein Metallblättchen mit einer Zahl darauf aus. Aiden bedankte sich auch hier mit einem ordentlichen Trinkgeld, ehe er von Jo wissen wollte: „Möchtest du einen Drink?“
„Unbedingt.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Nur deshalb bin ich hier.“
Aiden schmunzelte, denn er wusste, dass die umstehenden Gäste, ihre Bemerkung gehört hatten. Jo war gut, denn diese Art der subtilen Andeutungen, würden sie hoffentlich an ihr Ziel bringen.
Mit einem knappen Fingerzeig bedeutete Aiden einem Kellner, dass sie gern etwas zu trinken haben wollten und gleich darauf hielten sie beide eine Champagnerflöte in der Hand. Jo prostete Aiden zu: „Auf uns und auf den Beginn dieses dekadenten Wochenendes.“
Aiden leckte sich über die Lippen, als er mit ihr anstieß. Kurz nippte er an dem prickelnden Getränk, das so überhaupt nicht nach seinem Geschmack war, dann legte er seinen Arm um Jos Taille. Seit er gesehen hatte, wie Gray sie auf ebendiese Weise gehalten hatte, hatte er nichts lieber tun wollen. Er hatte sie halten, sie jede Berührung Grays vergessen lassen und sie als die SHalloeine beanspruchen wollen. Aiden wusste, wie absurd diese Gedanken waren, aber in diesem Moment konnte er nichts dagegen tun. Hier standen sie und auch wenn die gesamte Situation nur eine Maskerade war, so fiel es Aiden viel zu leicht, sich vorzustellen, dass er sie auch in der realen Welt auf diese Weise halten könnte.
„Habe ich dir heute schon gesagt, wie atemberaubend du aussiehst?“, raunte er ihr zu und meinte es genauso. Das Kleid, welches sie trug, betonte all ihre Vorzüge und auch wenn es nicht so auffällig war, wie einige Kleider, die manch andere Dame auf dieser Veranstaltung trug, so hatte Aiden doch nur Augen für sie.
„Nein“, entgegnete Jo und sie sah ihn an, als sei er der einzige Mann auf der Welt.
Aidens Puls beschleunigte sich und er beugte sich zu ihr herab. „Dann muss ich dich um Verzeihung bitten. Denn du verdienst es, dass ich dir in jeder Sekunde des Tages sage, wie wunderschön du bist.“
Jo schluckte, ehe sich ein so verführerisches Lächeln auf ihre Lippen schlich, dass Aiden die Erregung wie eine Welle überrollte.
„Du könntest es mir auch zeigen“, entgegnete sie und das ließ Aiden sich nicht zweimal sagen. Er zog sie dicht an sich und überwandte die letzten Zentimeter zwischen ihnen, um ihren Mund zu erobern.