Aiden war tatsächlich sofort eingeschlafen, kaum dass er den Kopf auf das Kissen gelegt hatte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm nun allerdings, dass er bereits nach weniger als zwei Stunden wieder aufgewacht war. Und er ahnte, dass er sobald nicht wieder würde einschlafen können.
Das war auch der Grund, weshalb er die Decke zurückschlug und die warme Matratze verließ. Ohne lange zu zögern, schnappte er sich seine Trainingshose und verließ sein Zimmer.
Weit kam er allerdings nicht, denn kaum war er in den Flur hinausgetreten, vernahm er Jos Stimme aus einem der Zimmer. „Du kannst im Moment nichts weiter für sie tun.“
Aiden starrte hinüber zu der angelehnten Tür, während er auf eine Antwort wartete, die jedoch nicht gegeben wurde. Stattdessen erklang ein leises Seufzen und Jo erschien im Türrahmen. „Du bist ein sturer Esel, weißt du das?“, fragte sie mit einem Blick über die Schulter. „Sag mir wenigstens Bescheid, wenn sie aufgewacht ist.“ Damit wandte sie sich um und trat nun ebenfalls in den Flur.
Verlegen starrte Aiden sie an, als sie ihn bemerkte und überrascht eine Augenbraue nach oben zog.
Er deutete rasch auf die Treppe: „Ich kann nicht mehr schlafen“, erklärte er.
Jos Blick wanderte von seinem Gesicht langsam tiefer, während sie die Tür hinter sich vollständig zuzog. Gleich darauf standen sie beide damit im Dunkeln, doch es störte sie nicht, denn dank ihrer hervorragenden Nachtsicht, konnten sie noch immer ausreichend gut sehen.
Und so entging Aiden auch nicht, dass Jo sich auf die Unterlippe biss, während sie ungeniert seine nackte Brust anstarrte.
Sofort tauchten vor Aidens geistigem Auge die Bilder der gemeinsamen Stunden in der Hotelsuite auf. Himmel, was würde er darum geben, die Zeit noch einmal zurückdrehen zu können.
Jo räusperte sich schließlich und kam auf ihn zu. „Ich brauche jetzt auch noch einen Tee“, sagte sie und stieg die Treppe hinunter.
Aiden folgte ihr schweigend bis in die Küche, wo Jo den Wasserkocher anschaltete. „Willst du auch einen?“, fragte sie und er nickte. Während sie zwei Tassen aus dem Schrank nahm und Teebeutel hineinhing, massierte Jo sich in einer beiläufigen Geste den Nacken und Aiden fiel auf, wie erschöpft sie wirkte.
„Wieso bist du noch auf?“, fragte er geradeheraus und sie sah kurz auf.
„Ich konnte nicht schlafen“, gab sie dann zu. „Und dann war ich bei Peroy und habe ihm geholfen, die Frau zu waschen und ihr frische Kleidung anzuziehen. Peroy meinte, sie würde sich dann vielleicht etwas wohler fühlen, wenn sie aufwacht.“ Jo seufzte. „Falls sie aufwacht“, korrigierte sie sich dann selbst.
„Das wird sie“, erwiderte Aiden mit einer Zuversicht, die er selbst nicht genau erklären konnte.
„Ich hoffe es.“ Jo schüttelte matt den Kopf.
„Peroy ist also immer noch bei ihr?“, wollte Aiden wissen, der sich an die Worte erinnerte, die er eben im Flur von ihr gehört hatte.
„Ist er“, bestätigte Jo. „Ich glaube, er fühlt sich für sie verantwortlich.“
Das konnte Aiden gut verstehen. Ihm wäre es wohl ähnlich gegangen, wenn er derjenige gewesen wäre, der sie aus diesem Keller gerettet hätte.
Sein Blick glitt zurück zu Jo, die langsam die Luft ausstieß und für einen Moment die Augen schloss. „Wenn ich mir vorstelle, dass sie nur eine von vielen ist, denen diese Leute etwas Derartiges angetan haben, ...“ Sie ließ den Satz unbeendet, aber Aiden verstand, was sie meinte. Diese Frau war leider nicht das einzige Opfer, denn sie wussten, dass es noch viele weitere gegeben hatte.
„Aber jetzt ist es vorbei“, sagte Aiden als er um den Küchentresen herumging und Jo in seine Arme zog. Es überraschte ihn, dass sie sich ohne Umschweif von ihm halten ließ und vielmehr noch. Sie legte ihre Wange an seine nackte Brust und ihre Arme schlossen sich um seinen Rücken, weshalb Aiden seinen Griff um sie noch verstärkte.
Schweigend standen sie eine Weile einfach nur so da und Aiden genoss den Moment mehr als er zugeben wollte. Jos Duft kitzelte bei jedem seiner Atemzüge in seiner Nase und ihr Körper passte in seine Umarmung, als sei sie einzig dafür geschaffen.
Aiden konnte nicht widerstehen, seine Lippen kurz auf ihren Scheitel zu pressen. Dummerweise schien das den Bann zwischen ihnen zu brechen, denn Jo löste sich mit einem kurzen Räuspern aus der Umarmung. Zaghaft machte sie einen Schritt zurück und Aiden musste sich zusammenreißen, um sie nicht sofort wieder an sich zu ziehen.
„Es war ein ziemlich langer Tag“, sagte sie schließlich. „Ich sollte jetzt ins Bett gehen.“
Aiden hielt die Luft an, denn als sie einfach nur weiter vor ihm stand und auf ihre Füße starrte, ahnte er, dass sie nicht meinte, was sie sagte. Sicher war es vernünftig, wenn sie sich jetzt voneinander verabschiedeten, aber der kurze Moment der Nähe hatte ausgereicht, um die Luft zwischen ihnen mit einer erwartungsvollen Spannung zu füllen. Es war nicht so explosiv, wie bei ihrer ersten Begegnung, aber Aiden konnte deutlich spüren, dass das Knistern nicht verschwunden war.
„Möchtest du, dass ich dich begleite?“, fragte er deshalb leise und er wusste, dass er keine Sekunde zögern würde, wenn sie ihn darum bat.
Jo biss sich auf die Unterlippe und ihr Blick zuckte in sein Gesicht. „Das sollten wir nicht tun“, brachte sie mit belegter Stimme hervor und Aiden entging nicht, dass sie seine Frage nicht verneinte.
Augenblicklich beschleunigte sich sein Puls. „Nein, sollten wir wohl nicht“, bestätigte er und machte trotzdem einen Schritt auf sie zu.
„Nein“, wiederholte sie. „Es wäre keine gute Idee.“
In ihren Gewitteraugen war deutlich das Begehren zu erkennen, was auch ihn mit einem Mal erfasst hatte. „Weißt du was?“, raunte er und sein Körper prickelte vor Anspannung. „Das ist mir völlig egal.“
„Mir auch“, stieß sie atemlos aus, ehe sie die Arme um seinen Hals schlang.
Mehr Einladung brauchte Aiden nicht. Blitzschnell hatte er sie hochgehoben und ihre Münder fanden sich wie von selbst. Jos Finger krallten sich in sein Haar, während er sie auf dem Küchentresen absetzte. Gleichzeitig schlang sie ihre Beine um ihn, sodass er sich nah an sie drängen konnte. Ihre Zungen umkreisten einander und Aiden schob seine Hand unter den Stoff von Jos Shirt. Als er über ihren nackten Rücken strich, drückte sie ebendiesen durch und presste so ihre Brüste an ihn.
Aiden knurrte leise und streichelte mit der anderen Hand an Jos Schenkel entlang. Zufrieden stellte er fest, dass sie sich daraufhin nur noch dichter an ihn schmiegte und ließ seine Finger an empfindlichste Stelle gleiten. Als er sacht über den Stoff der Trainingshose strich, stöhnte sie auf.
Aidens Mundwinkel zuckten und er wiederholte die Berührung, diesmal ging er jedoch etwas fordernder vor, was Jo mit einem Schnappen nach Luft quittierte. „Aiden“, stieß sie keuchend aus und er wollte seinen Namen nie wieder auf eine andere Weise hören.
Als Jos Finger plötzlich am Bund seiner Trainingshose zerrten, war allerdings jeder weitere Gedanke vergessen. Ungeduldig half er ihr, den Stoff fortzuziehen und als sie gleich darauf seinen Schwanz umfasste, setzte sein Verstand aus.