Aiden spürte Jos Zähne, die sich durch seine Haut bohrten und er hatte noch nie etwas Erotischeres gefühlt. Der Orgasmus erfasste ihn mit einer Wucht, die er unmöglich hätte aufhalten können und während Jo in seine Schulter biss, kam auch er.
Als Jo nur einen Moment später den Kopf zurückriss, hatte Aiden gerade erst wieder zu Atem gefunden, doch das Entsetzen in ihren Augen, riss ihn gewaltsam zurück in die Realität.
Er begriff nicht sofort, was passiert war, aber langsam lichtete sich der Nebel in seinem Hirn und dann erfasste er die Situation. Jos Lippen waren von Blut verschmiert und ein kurzer Blick auf seine Schulter genügte, um zu bestätigen, dass es seines war.
„Scheiße“, fluchte Jo, die sich aus der Schockstarre gelöst hatte. Panisch drückte sie Aiden von sich und sprang von der Küchenzeile. Dann beugte sie sich über das Spülbecken und spuckte das Blut hinein. Während sie hastig den Wasserhahn aufdrehte und das Rot wegzuwaschen versuchte, dämmerte Aiden, wieso sie so aufgebracht war. Sie hatte ihn gebissen und wenn sein Blut in ihren Kreislauf gelangte, wären sie für immer verbunden. Untrennbar bis zum Tod.
Stumm sah er ihr dabei zu, wie sie immer wieder ausspuckte und über ihre Zunge wischte.
Aiden griff nach dem Bund seiner Hose, die ihm bis zu den Knöcheln gerutscht war, und zog sich an. Dann sammelte er Jos Kleidung vom Boden auf und trat zu ihr. „Es reicht“, sagte er leise und schaltete den Wasserhahn ab. Dann zog er sie sanft vom Spülbecken weg und griff nach ihrem Kinn. „Ist schon okay“, murmelte er, ohne sicher zu sein, ob das tatsächlich so war. Aber fest stand, dass ihn der Gedanke, mit Jo verbunden zu sein, nicht so sehr schockierte, wie er es wohl eigentlich sollte.
„Nein“, stammelte sie den Tränen nahe. „Nichts ist okay.“ Entschieden schüttelte sie den Kopf. „Ich wollte nicht... ich hätte nicht... Es tut mir so leid.“
Aiden spürte einen Stich in der Brust und war sich nicht einmal sicher weshalb.
„Hast du es heruntergeschluckt?“, fragte er ruhig und sie sah ihn ratlos an. „Nein... ich meine, vielleicht... Ich...“ Jetzt bahnte sich tatsächlich eine einzelne Träne den Weg über ihre Wange. „Ich weiß es nicht.“
Aiden fing den einzelnen Tropfen mit dem Daumen auf und nickte langsam. „Spürst du etwas?“, fragte er dann, denn er wusste, dass die Bindung, sollte sie sie ausgelöst haben, ihr die Möglichkeit geben würde, ihn instinktiv zu spüren. Er hatte gehört, dass man von seinem blutsverbundenen Partner genau wusste, wie er sich fühlte, ihn wie ein Echo im eigenen Kreislauf wahrnehmen konnte. Wenn sein Blut es tatsächlich in Jos Organismus geschafft haben sollte, dann würde sie es also spüren.
Einen Moment blickte Jo zu Boden und es sah aus, als würde sie sich ganz auf ihr Innerstes konzentrieren. „Ich... Ich weiß nicht“, wiederholte sie dann aber nur und zuckte hilflos mit den Schultern.
„Du würdest es wissen, wenn wir verbunden wären“, entgegnete er mit einer gefassten Stimme, die seinen Gefühlen überhaupt nicht entsprach. Tatsächlich spürte er eine Enttäuschung, die er sich selbst kaum erklären konnte. Und das, obwohl er doch eigentlich erleichtert sein sollte.
„Dann habe ich keine Bindung ausgelöst?“, hakte Jo hoffnungsvoll nach und Aidens Herz zog sich krampfhaft zusammen.
„Nein“, entgegnete er und löste sich von ihr. „Offenbar nicht.“
„Dem Himmel sei Dank“, seufzte Jo und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Als sie ihn dann wieder ansah, meinte er kurz eine Emotion, in ihrem Blick zu erkennen, die er nicht deuten konnte. Sie verschwand jedoch so schnell wieder, wie sie gekommen war und stattdessen nahm Jo Aiden ihre Kleidung ab. „Es tut mir so unendlich leid“, versicherte sie erneut. „Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich wollte wirklich nicht...“
„Schon gut.“ Aiden winkte ab und Jo schlüpfte rasch in ihre Hose.
„Nein, ich schwöre, das wird nicht noch einmal passieren.“ Nervös zog sie am Saum ihres Shirts. „Ich habe mich einfach mitreißen lassen und dann...“
„Wie ich schon sagte“, unterbrach er sie. „Es ist okay.“
Jo nickte. „Zum Glück.“
„Ja, zum Glück“, wiederholte er so leise, dass sie den Sarkasmus in seiner Stimme nicht hören konnte.