Die neu aufgeflammten Lichter lockten mich weiter in den Gang hinein. Meine Neugierde steigerte sich weiter und ich näherte mich der gläsernen Tür, die aber keine Klinke besaß. War es eine Tür oder nur eine Glasscheibe in der Wand?
Auch in ihr konnte ich die Lichtreflexe erkennen, aber durch die Scheibe drang kein Licht zu mir durch. Ich stellte mich vor sie und konnte wieder mein Spiegelbild betrachten, allerdings schaute ich nun durch das Bild hindurch, um etwas im Bereich hinter der Scheibe zu erkennen. Aber nichts, kein Glimmen, kein Flackern, auch kein pulsierendes rotes Leuchten. Ich war etwas enttäuscht.
Abermals erloschen ohne Ansage die Lampen über mir. Einige Meter weiter im Gang begannen, die nächsten Lichtspender zu glimmen. Weiter lockte mich das Licht. Auf der linken Seite erschien wieder ein Spiegel, der mir diese skurrile Situation verkehrt herum offenbarte.
Ich sehnte mich nach etwas Vertrautem, konnte aber nichts entdecken. So betrachtete ich mich noch einige Momente im Spiegel, um mich nicht so alleine zu fühlen. Gerne hätte ich in dieser Lage mein gespiegeltes Ich umarmt, um einen warmen Körper zu spüren. Sanfte Berührungen hätten mich bestimmt ein wenig beruhigt. Angst verspürte ich zwar nicht, da ich keine konkrete Gefahr wahrnahm, aber eine fürchterliche Beklemmung hielt mich weiterhin fest, da sich meine Lage jederzeit ändern konnte.
Diese Beklemmung verstärkte sich, als das Licht ein weiteres Mal erlosch. Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Wann hatte dieses Psychospiel endlich ein Ende? Dunkelheit umgab mich wieder. Mein Puls raste und ich vermisste beinahe das rote Leuchten in der Ferne. In meiner Situation schon fast das einzige Vertraute hier, obwohl es sich mit einem dunklen Geheimnis umgab.
Als ich das nächste Lichtflackern wahrnahm, atmete ich erst auf, drehte mich dann um und registrierte, woher das Flackern kam. Durch diese Erkenntnis wurde ich schnell wieder unruhiger. Es kam nicht von den Lampen, sondern von der gläsernen Scheibe hinter mir. Vorsichtig näherte ich mich ihr. Schon kurz bevor ich hineinsehen konnte, nahm ich eine Bewegung hinter dem beleuchteten Glas wahr.
Natürlich wollte ich nicht gesehen werden und schaute vorsichtig von der Seite durch die transparente Wand. Ich konnte schemenhaft eine Frau erkennen, die sich in einem ähnlichen Gang wie ich befand. Sie stand vor dem türähnlichen Fenster und schaute hinein. In ihrem Gang schien auch ein diffuses Licht und ich sah ihre weibliche Gestalt durch das Glas. Anscheinend konnte sie mich aber nicht sehen, schaute so in die Scheibe, als sei sie für sie nur ein Spiegel.
‚Mein Gott', dachte ich, ‚waren diese Spiegel etwa für das Licht halbdurchlässig?' Auf der einen Seite Spiegel, auf der anderen eine normale Glasscheibe, durch die man schauen konnte. Ich drehte mich kurz um und versuchte, einen weiteren Spiegel in meinem Gang zu erkennen. Wurde ich etwa auch durch diese gläserne Trennwand beobachtet?
Ich blickte wieder vorsichtig zurück zu der anderen Frau, die nun mit ihren Fingerspitzen über ihren Körper strich. Ich näherte mich der Scheibe noch ein Stück. Hatte die weibliche Person auch so ein Hemdchen an wie ich? Ich fokussierte mich alleine auf ihre Gestalt. Ja, sie trug wirklich auch so einen Hauch von Nichts und schien sich ebenfalls so zu bewundern, wie ich es kurze Zeit vorher noch getan hatte.
Ich wanderte mit meinen Blicken vom unteren Rand ihres Hemdchens immer höher. Konnte ihre weiblichen Rundungen bewundern, die mir seltsamerweise vertraut vorkamen. Auch ihre Brustwarzen standen wie eine Eins und zeichneten sich unter der transparenten Verhüllung ab. Dann schaute ich in ihr Gesicht und mir stockte der Atem. Nein, das konnte doch nicht wahr sein! Belogen mich meine Augen? Spielten meine Sinne mir einen gemeinen Streich? Meine Umgebung schien sich um mich herum zu drehen. Ich verlor fast den Verstand.
Ich schaute in ihre Augen und meine Knie wurden weich. Nein... ich schaute in... in meine Augen!
Fortsetzung mit Kapitel 2 Teil 1...