Marcel drehte den Kopf zur Seite und sah „SIE". Was für eine Frau…Eine Blondine war in seine Realität eingedrungen und füllte sie für einen Moment komplett aus. Gehörte sie zur Bedienung oder nur zu den Gästen? Obwohl im Club die männlichen Gäste in der großen Überzahl vertreten waren, gab es vereinzelte Damen, die ebenfalls die Shows genossen. Die Blondine schien aber zu den Gästen zu gehören. Sie war oben herum nicht nackt, trotzdem konnte er den Ansatz ihrer Brüste erkennen. Sie schimmerten durch ein transparentes Oberteil, das in diesem Blitzlicht mal mehr, mal weniger lichtdurchlässig erschien. Ihre erigierten Knospen malten sich perfekt unter dem seidigen Stoff ab, um die er gerne mal seine Zungen kreisen lassen würde. Kalt konnte es ihr nicht sein, da im Club eine wohlige Temperatur herrschte.
‚Verdammt‘, dachte er. ‚Warum gehört sie nicht zum Personal?‘
Die Blondine setzte sich unaufgefordert auf den Hocker neben ihn, streifte mit ihrer Hand wie zufällig seinen Oberschenkel. Er schauderte bei der Berührung und grinste in sich hinein. Marcel hätte nichts dagegen gehabt, wenn ihre Fingerspitzen weiter über seinen Schenkel gewandert wären. Seine Männlichkeit machte sich bemerkbar, in seinem Schritt wurde es immer enger. Ungewöhnlich schnell gewann sie deutlich an Härte. Die Pille schien schon ihre Wirkung zu entfalten, was wohl mit dem Alkohol zu tun hatte. Eine aufmerksame Beobachterin hätte schon längst die Silhouette seines erigierten Schwanzes bemerkt, die sich auf dem Hosenstoff abmalte.
Diese Frau hatte eine animalische Anziehungskraft auf ihn. Ein anregender Duft erreichte seine Nase, er atmete ihn tief ein und bemerkte beim Ausatmen schon leichte Schwindelgefühle. Seine Sinne spielten verrückt. Die Lichtblitze der Laser tanzten auf ihrem Gesicht und schienen ihn zu hypnotisieren.
Wie in Trance griff er nach seinem Drink, trank einen Schluck und bemerkte gar nicht, wie ein Tropfen an seinem Mundwinkel herunterlief. Wieder überkam ihn ein Schwindelgefühl. Verdammt, er hatte doch erst drei Drinks zu sich genommen. Normalerweise konnte er weit mehr vertragen, das hatte er sich schon mehrere Male selbst bewiesen. Aber diese Frau…er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Seine Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen, die nur noch ein Blitzlichtflackern durchließen.
Wieder erreichte ihn ein Duftschwall, der so herrlich berauschend auf ihn wirkte. Dann…aus.
Er musste das Bewusstsein verloren haben, denn erst in dieser Dunkelheit war er wieder wach geworden. Welcher Irren war er da in die Hände gefallen? War sie eine Killerin, die ihn töten wollte? Die Gedanken daran ließen ihn erzittern. Wahrscheinlich lag es aber auch daran, dass er nichts an seinem Körper trug. Als er die Kühle des Stuhles an seinem Körper spürte, wurde es ihm bewusst. Er saß hier nackt und wehrlos, gefesselt an einem Stuhl in einer unbekannten Finsternis.
Nicht, dass sie nur unbekannt war, nein, die Dunkelheit war auch absolut schwarz. Noch nicht einmal schattenhafte Schemen konnte er ausfindig machen. Ganz zu schweigen von den Lichtblitzen, die er noch im Club gesehen hatte. Wieder schrie er, schon fast flehend und bettelnd. Der Schrei ebbte aber kurze Zeit später ab und starb einen stillen Tod.
Marcel hatte schon mehrmals die Pulse seines Herzschlages gezählt, einfach nur um sich durch diesen monotonen Takt zu beruhigen. Dann bemerkte er, dass die Puls Rate sich dramatisch erhöhte. Der Grund dafür lag in der Finsternis, die direkt vor ihm lag. Ein rotes, nein, zwei rote Leuchtpunkte tauchten unangemeldet vor ihm auf. Er konnte die Entfernung schlecht abschätzen, tippte aber auf ein paar Meter.
Die roten Punkte verharrten auf der Stelle, bewegten sich nicht, pulsierten nur in einem eher langsamen Takt. Ein erstes Zeichen, eine erste Kontaktaufnahme, die er zwar herbeigesehnt hatte, vor der er sich aber auch fürchtete. Ein schwacher, warmer Luftzug streifte sein Gesicht. Hatte er gerade einen Atem gespürt? War jemand in seiner Nähe, den er nicht sehen konnte? Leider war es noch viel zu dunkel in der näheren Umgebung, um etwas erkennen zu können. Das änderte sich aber schlagartig…
Das Licht, das ohne Vorwarnung vor ihm aufflackerte, ließ seinen Herzschlag einen Takt aussetzen. Nachdem sich seine Augen an den abrupten Lichteinfall gewöhnt hatten, schaute er gebannt nach vorne und erkannte nun einen rechteckigen Ausschnitt, der diffuses Licht zu ihm durchließ. Der Ausschnitt hatte die Form einer Tür, die vom Boden bis zur Decke reichte. Das Licht breitete sich in seinem Gefängnis aus, ohne es gänzlich auszuleuchten. Marcel konnte aber nun an sich herunterschauen und sah seine behaarte Brust. Er folgte mit seinem Blick den Haaren, bis runter zu seiner Männlichkeit, die sich verängstigt verkrochen hatte.
Beim Anblick seiner rasierten Hoden stockte er. Hatte er sie sich noch vor dem Besuch in der Strip Bar rasiert? Eigentlich ließ er die Haare natürlich wachsen, rasierte sie nur noch sporadisch. Er konnte sich aber nicht mehr erinnern, es heute Abend noch getan zu haben. Nach dem Streit hatte er auch nicht mehr daran gedacht, obwohl er schon gehofft hatte, dass er in der Bar eine blasfreudige Lady finden würde. In den letzten Jahren waren Körperhaare zwar immer mehr verpönt worden, aber er hatte auf diesen nervigen Modetrend geschissen. Er stand auf Natürlichkeit und da gehörten Haare halt dazu. Außerdem verströmte ein intimbehaarter Mann mehr Pheromone, die eine weibliche Nase beim Blowjob unbewusst wahrnahm. Wenn eine Frau sich davor ekelte, dann sollte sie ihm gestohlen bleiben. Zum Glück war seine Partnerin, zu der er sich jetzt in dieser Lage hin sehnte, eine Liebhaberin von Natürlichkeit, sodass sie es von ihm auch nie verlangt hätte, sie zu entfernen. Diese Haare allerdings waren jetzt weg. ‚Verdammte Scheiße, was haben sie mit dir noch alles gemacht?‘
Er schaute nach vorne, suchte nach dem roten Leuchtpunkten. Doch die waren verschwunden. Dafür tauchte eine Gestalt vor dem Rechteck auf. Sie wurde von hinten von dem diffusen Licht angestrahlt und warf vor ihm auf dem Boden einen Schatten.
Fortsetzung mit Kapitel 7 - Teil 3...