Prompt: Sommernachtstraum (07.06.2020)
Start: 18:45 Uhr
Ende: 19:40 Uhr
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Ein Kuss, der alles verändert. Der meine Welt aus den Angeln hebt und mich schweben lässt. War ich jemals so leicht, so frei, so glücklich?
Die Lippen sind überraschend zart, sie schmecken nach Vanilleeis und lösen ein ungewohntes Kribbeln im Bauch aus. Seufzend schlinge ich meine Arme um seinen Hals und ziehe ihn noch ein wenig fester an mich heran.
Niemals soll es enden, ich vergesse alles um mich herum. Da sind nur noch er und ich und dieser Kuss.
Mein Herz klopft wild und springt beinahe aus meinem Brustkorb. Seine Hand hinterlässt heiße Spuren an meiner Taille und gleichzeitig überzieht eine Gänsehaut jede Stelle.
Atemlos löse ich mich von ihm. Betrachte sein Gesicht, das vom Feuerschein angestrahlt wird. Leises Gelächter dringt zu uns herüber und erinnert mich daran, dass wir in dieser lauen Nacht nicht alleine hier sitzen. Seine Finger streichen über meine Wangen, in seinem Blick liegt etwas, was ich noch nie an ihm gesehen habe. Es ist vermutlich genau das, was auch ich in diesem Moment spüre und auch mich zögern lässt. Ein nie gekanntes Verlangen, süß und unheilvoll zugleich. Ich kann fühlen, wie die Gänsehaut weiter wandert, über meine Brüste, die sich regen. Unter dem weißen Baumwollstoff meines Kleides zeichnen sie sich prompt ab. Einerseits beschämt es mich, andererseits ist es mir völlig egal.
Er räuspert sich. Nimmt meine Hand. Seine Zunge fährt nervös über die Oberlippe. Ehe er etwas sagen kann, küsse ich ihn erneut. Diesmal etwas mutiger. Mir wird warm und das liegt definitiv nicht an den Temperaturen dieses Abends. Meine Hand gleitet unter den Stoff seines kurzen Hemdes. Sie ertastet einen Schweißfilm, die Bauchmuskulatur und schließlich den Nabel. Nochmal beende ich den Kuss. Mustere ihn. Wortlos reicht er mir seine Hand und zieht mich vom Baumstamm auf den wir sitzen. Niemand nimmt wirklich von uns Notiz, als er erklärt, dass er mich nach Hause bringt.
Hand in Hand entfernen wir uns vom Lagerfeuer, greifen nach unseren Rucksäcken und gehen schweigend zu den Rädern. Hintereinander schieben wir sie den engen Weg hin zur Landstraße. Dort schieben wir weiter, nebeneinander gehend, Händchen haltend. Alle Nerven sind gereizt und in Erwartung. Wie geht es nun weiter? Ich möchte nicht nach Hause und das weiß er.
In der Tat biegen wir zu ihm ab. Wir lehnen die Räder im Innenhof an eines der Nebengebäude und ich sehe mich um. Kein Auto steht im Hof, das Wohnhaus liegt dunkel vor uns. Niemand da, erklärt er. Ganz dicht steht er vor mir. Sein Atem kitzelt meine Nase und ich lege eine Hand um seine Hüfte, ziehe ihn zu mir. Sehe ihm in die Augen. Suche nach einer Antwort. Wir haben darüber gesprochen, in letzter Zeit häufiger. Ich bin seine erste Freundin und bin diejenige, die ein bisschen mehr Erfahrung hat. Und doch bin ich jetzt so nervös, als wäre es mein erstes Mal.
Wir sind längst so weit. Das ganze Frühjahr und die ersten Sommertage haben wir miteinander verbracht und es ist nicht nur beim Küssen geblieben. Aber diesen Schritt haben wir uns aufgehoben, für eine Nacht wie diese. Beim nächsten Kuss habe ich die Bestätigung. Wie in einem Traum taumeln wir zur Eingangstür. Nur noch die Sinne funktionieren. Geflüsterte Worte bis zu seinem Zimmer. Fingerspitzen überall.
Ich sehe uns vor meinem Augen, als würde ich von außen zu
sehen. Unsere nackten Körper im Mondlicht, das durchs Fenster schaut.
Ansehen, erkunden, immer gierigere Küsse, Berührungen.
Leises Keuchen, als wir gemeinsam aufs Bett sinken und ich ihm den Weg zeige.
Pochendes Herz, aufgestaute Lust.
Verschwitzte Körper, zerwühlte Decken.
Befriedigung von kurzer Dauer.
Zärtlichkeiten danach, Liebesbekundungen, Teenagerliebe.
Ein Sommernachtstraum.
Eine Nacht wie ein Geschenk.
Ich wünschte, wir wären nie aus ihm erwacht.
Nie mehr waren wir so leicht, so frei, so glücklich.
Wir sind gemeinsam geschwebt und abgestürzt.