Prompt: Hoffnungsschimmer (09.08.2020)
Start: 20:05 Uhr
Ende: 20:55 Uhr
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Als da nur noch Schatten waren, meine Seele im Nebel versank, da habe ich nach einem Licht gesucht.
Nach einem kleinen Funken, einem Leuchtstreifen. Ich bin kleinen Lichtpunkten hinter her gejagt, in der Hoffnung, dass sie sich meiner annehmen. Manchmal blieb es wochenlang dunkel. Manchmal erlosch der fahle Schein des Hoffnungsschimmers, ehe ich ihm folgen konnte. Und manchmal war es ein Irrlicht, das mich nur noch tiefer hinein zog in dieses Labyrinth. Ich stand mehrfach zitternd vor Angst mit dem Rücken an der Wand. Ohne Mut, ohne Zuversicht.
Wie oft wollte ich aufgeben?
Wie oft war ich kurz davor mich einfach fallen zu lassen?
Ein Sprung ins Nichts, ein Sturz kopfüber in den Strudel.
Es sollte doch nur aufhören.
Wenn du nichts mehr siehst, nichts mehr fühlst und glaubst, dann erscheint ein Ende verführerischer als ein Kampf gegen Sackgassen.
Kein Wärme erreichte mein Herz.
Zu Eis gefroren waren meine Emotionen.
Alles fühlte sich gleich an.
Taub, stumpf, alle Schattierungen von Grau.
Da waren keine Farben mehr, keine Töne, keine Ruhe.
Lärm, grau, ein verwaschenes Einerlei.
Die Klauen der Dämonen hatten sich in mir festgekrallt, aus den Wunden sickerte schwarzes Blut.
Der Schmerz dröhnte in mir, Trauer fraß mich auf.
Vor mir nur noch dunkle Löcher, die ich seit meiner Kindheit kenne.
Immer schmaler der Grat dazwischen, immer enger die Einschusslöcher.
Keiner, der mir meine Narben heilte.
Niemand, der mich aus dem Albtraum holte.
Immer wieder folgte ich verlockenden Klängen, einem hellem Pfad.
Immer wieder wurde es grausam still, an jeder Kreuzung bog ich falsch ab.
Die Wege wurde wieder dunkler, der Sturm nahm mich mit in die nächste Welle. Ich drohte zu ertrinken, zu ersticken, zu verbrennen. In meiner Brust tobte ein Feuer. Angefacht von Wut und Zorn. Es hielt Freude und Liebe erfolgreich ab, nährte sich an meiner Angst.
Fast zu spät erkannte ich den Engel, der mir leise folgte. Der sich nicht beirren ließ und irgendwann schlüpfte ich unter seinen Flügel.
Anfangs konnte ich ihn nicht hören, erst mit der Zeit verstehen.
Viel zu oft fehlte mir das Vertrauen. Noch öfter die Hoffnung.
Dieser Engel entzündete eine Kerze und nannte es meinen Willen.
Er versprach, immer für eine kleine Flamme zu sorgen, so lange ich nicht aufgab.
Zusammen gingen wir neue Wege, suchten nach Geheimgängen und dem Pfad an die Oberfläche. Ich durfte die Augen nicht schließen, meine Sinne nicht verbergen. Der kleine Engel wurde stärker und größer, trug mich durch die Nacht.
Er zeigte mir helle Töne, erste schwache Farben und ein stark klopfendes Herz. Er tröstete, versorgte Wunden und verschloss sie mit einem Zauber. Mit dem Kerzenlicht leuchtete er meine Seele aus, berührte die vernarbten Stellen, verschaffte ihnen Linderung. Und dann war da auf einmal ein kleines Licht in mir. Genährt von Zuneigung und Willen.
Es flackerte noch, aber es spendete Wärme.
Mehr und mehr verscheuchte es den Nebel und die Dunkelheit, die Trauer und den Zorn. Es kostete viel Energie, es nicht verlöschen zu lassen.
In meinen Gedanken war wieder Platz für kleine Momente des Glücks. Erstaunt nahm ich wahr, dass der Engel mich immer weiter noch draußen führte, dass wir auf einen hellen Schein zu gingen.
Die Liebe, so seine Worte.
Du musst dich lernen selbst zu lieben, dann kommt alles andere von allein.
Wir führten kleine Schlachten gegen all die kleinen Parasiten in mir. Nicht alle konnten wir sofort vernichten, aber wir gewannen die Oberhand. Umso größer das Licht in mir wurde, umso kleiner wurde mein Begleiter.
Dann war es so weit. Nach Monaten in Gefangenschaft, nach Jahren des Umschiffens dieser Löcher, stand ich vor einem Durchgang. Im Rücken lockten die vertrauten Geister, vor mir strahlte in bunten Farben das Leben. Und doch war ich unsicher, ich kannte es doch nicht.
Der Engel saß auf meiner Schulter, seine Flügel umarmten mich.
Sanft versprach er mir, immer über mich zu wachen, aber die letzten Schritte müsste ich ohne ihn gehen.
Geh ins Licht, atme die Luft und erfreue dich an dem Farbenspiel.
Lass Mut, Liebe, Vertrauen und Zuversicht ihre Arbeit machen.
Dreh dich nicht um, lass dich nicht erneut verführen. Wenn du zurück kommst, dann wird es dich verschlingen.
Meine Augen mussten sich an die Helligkeit gewöhnen, meine Ohren an die Ruhe. Meine Seele gierte nach Erlösung, mein Herz nach einer Heimat.
Ich stand allein auf einer Lichtung.
Der Engel saß ruhig auf einem Felsen, nah beim Eingang zu meiner persönlichen Hölle. Nein, dahin wollte ich nicht zurück. Egal was nun vor mir lag, schlimmer würde nichts mehr sein.
Ein Fuß vor dem anderen, Schritt für Schritt.
Langsam, mit Bedacht. Aufsaugend, sehend, bewusst.
Und dann die Worte, die direkt aus meinem Kopf zu kommen schienen.
Da ist immer Hoffnung, du musst nur hinsehen.
Lache, wenn es nicht für Tränen reicht.
Liebe, so gut du kannst.
Lerne Vertrauen, bleibt stark und stolz.
Verliere nie den Mut.
Rufe nach mir, wenn deine Seele in Flammen steht.
Lebe!