CN: Etwas unappetitliche Metaphern, thematisiert familiäre Gewalt.
- Start: 04.10.2019 - 10:13 Uhr
- Ende: 04.10.2019 - 10:36 Uhr
Aus Blut sind die Fesseln, die mich halten,
dicke Stränge ketten mich zum Grund.
Mal fest, mal flüssig, ganz, wie sie es schalten,
ein schwarzer Stricken knebelt mir den Mund.
Es heißt, man solle Vater, Mutter ehren,
Und welche Rechte, frag' ich, hat das Kind?
Stumm soll man's tragen, sich nicht wehren,
wie ein Schaf, wie träges, dummes Rind.
Schwarz und faulig werden deine Hände,
wenn gegen deine Eltern du sie hebst.
Doch wenn die Rute hinter Heimes Wänden
herniedersaust, ist Recht, was du erlebst.
Stets lieb, stets artig, so musst du dich zeigen.
Hilf im Haushalt, hilf zu jeder Stund'.
Zu Sauberkeit und Ordnung sollst du neigen.
Mach gute Arbeit und halt deinen Mund!
Wir haben es doch gut, so geht es weiter,
in Afrika verhungern sie zuhauf.
Wir helfen dir nach oben auf der Leiter,
Familie ist dein Start in Lebens Lauf.
So jammer nicht, Familie ist dein Hafen.
Wo du gefüttert und ein warmes Dach.
Die Strafen, die dich hier vielleicht mal trafen,
verbessern dich, sie machen dich nicht schwach.
Doch manch eine Familie ist nicht recht,
behandelt ihre Kinder viel zu schlecht.
Statt sich'rem Hort ein Ort von Gram und Angst,
und während du dort um dein Leben bangst
erzählen alle: Die, die musst du lieben,
wie sie dich lieb mit allen ihren Hieben.
Ob Wort, ob Tat, die Wunden sitzen tief.
Wer hörte schon, wenn ich um Hilfe rief?
Manchmal stand ich nicht aus dem Bette auf.
"Familien trennt man nicht", das ist der Lauf.
Blutsbande fesseln enger noch als Ketten.
Hab keine Angst - trenn sie, um dich zu retten.