Rikhon zog an der Angel. Der verdammte Fisch wollte seinen Todeskampf wohl gewinnen! Verbissen zerrte der Chronistenkrieger; mit so viel Schwung, dass er schließlich auf den Hosenboden landete. »Bei den Kindern der Nacht, du verfluchter Elfenjunge! Warum musstest du ausgerechnet damals einen Luftdämon beschwören?« Jetzt war Fanóla weg. Spurlos verschwunden. Als sie heute morgen aufgewacht waren, hatten sich Nirug und Rikhon noch nichts dabei gedacht. Fanóla war immer früh auf den Beinen und machte seinen täglichen Morgenlauf durch den Wald. Aber diesmal war er nicht zurückgekehrt. Rikhon und Nirug hatten den ganzen Wald abgesucht und schließlich Fanós grüne Mütze und einen mit Blutstropfen besprenkelten Stein gefunden. Ehe sie ihren Schrecken hatten überwinden können, war der Wind aufgefrischt und hatte zu ihnen geflüstert. Die Schuld wird mit geweihtem Wasser beglichen. Das ewige Licht wird ihn verbrennen, wenn es blaues Feuer trifft. Ein Kämpferherz wird nicht stark genug sein, um den Segen empfangen zu können. Nur das Tier aus dem Abgrund kann erlösen.
Was bei allen Dämonen hieß denn das? Rikhon wollte das lieber nicht wissen. Eins war sicher: Es bedeutete nichts Gutes.
Er lag zusammengekrümmt auf den Boden; der Fisch war längst verschwunden. Tränen liefen über das schmutzige Gesicht. »Meine Schuld, meine Schuld, meine Schuld!«, flüsterte das ansonsten so gefühlskalte Raubein. Fanóla war irgendwo eingesperrt, und irgendjemand tat ihm wohlmöglich was Schlimmes an!
Rikhon rappelte sich auf, wischte die Tränen weg und packte seine Angel. Heute gab es keinen Fisch zum Abendessen. Vielleicht hatte Nirug ja einen Fang gemacht. Aber der Drache war Vegetarier. Unwahrscheinlich, dass er was Lebendiges gefangen hatte. Rikhon warf einen Blick auf das ruhige Wasser des Sees und wandte sich dann ab. Mit schweren Schritten, die nur ein geplagter Mensch machen kann, ging er zur intersektersten Runenwald-WG. Dorthin, wo jetzt nur noch er und Nirug wohnten.
Kaum war der Chronistenkrieger einige Meter gegangen, kräuselte sich das Wasser. Eine Gestalt tauchte auf; ein schwarzes, pelziges Tier mit spitzen Ohren. Es schien ein guter Schwimmer zu sein. Rasch pflügte es durch die kleinen aufpeitschenden Wellen, kletterte ans Ufer, schüttelte sich und verharrte. Im nächsten Moment stand anstelle des Tieres ein schlankes, spitzohriges und langhaariges Geschöpf da. Seine roten Augen glommen wie Flammen, als es die Verfolgung aufnahm.