»Komm schon, Nirug! Wenn du verhungerst, hilft das Fanó erst recht nicht!« Rikhon kniete vor der Drachengrube, in die Nirug sich zurückgezogen hatte, doch der Drache rollte sich nur noch fester zusammen. Er ignorierte sogar die frischen Offeln, die Rikhon gerade vom Feld hinter der Taverne geholt und mit Ayorina vor dem Karren hierher gebracht hatte.
»Iss doch wenigstens eine!« Der Chronistenkrieger ließ eine Offel auf die Schnauze des Drachen fallen. Keine Reaktion. Seufzend richtete Rikhon sich auf und ging in den Stall.
Wenn Nirug so traurig war wie jetzt, half gar nichts. Rikhon fühlte sich nutzlos. Fanó lag bei den Feen, Mør versuchte, ihm den Dämon auszutreiben, Nirug hatte sich in seiner Trauer vergraben, und er selbst … Er wartete. Trank Milchbier und Wein und ließ sich von den Schuldgefühlen auffressen.
Ja, er war schuld daran, dass es so weit gekommen war. Er hatte Fanóla nicht vor dem Dämon beschützen können, obwohl es sich ja deutlich abgezeichnet hatte, dass Shokân einen Preis verlangte.
Rikhon griff sich aus der Truhe eine Flasche Milchbier. Es war die letzte. Mit einem Fluch knallte er den Deckel der Truhe zu, so laut, dass Ayorina sich erschrocken hinter Touk versteckte. Das Racjallo schnaubte nur verächtlich, war es Rikhons Temperament doch mittlerweile gewohnt. Der Chronistenkrieger ließ sich auf der Truhe nieder, öffnete die Flasche und trank. Vergessen. Nur noch vergessen. Die Schuldgefühle ertränken.
»Liebling?« Die Stimme hinter ihm erschreckte Rikhon so dermaßen, dass er fast den Schluck Milchbier in seinem Mund wieder ausgespuckt hätte. Aber zum Glück konnte er rechtzeitig schlucken.
»Dhunya!« Rikhon wandte sich um. Seine Freundin stand, mit dem Ellbogen an den Türrahmen gestützt, da und lächelte ihm liebevoll zu. Dhunya war eine Zwergin, doch man sollte nicht den Fehler begehen, sie aufgrund ihrer geringen Körpergröße zu unterschätzen. Sie war wild, kampffreudig und besaß dasselbe Maß an Verrücktheit, wie Rikhon und der Rest der Chaotenbande.