Fanóla lag inmitten von Blumen, den Kopf auf ein weiches Kissen gebettet. Vorsichtig trat Mørliga zu seinem Bruder und berührte dessen Hand.
»So sehen wir uns also wieder, kleiner Bruder. Hab keine Angst, ich will dir nur helfen. Ich tu dir nicht weh.«
Mørliga zog eine kleine Phiole aus dem Beutel, der am Gürtel seiner Hose hing, und tunkte einen Finger hinein. Dann hielt er ihn Fanó unter die Nase. Zuerst geschah nichts. Doch nach kurzer Zeit bäumte sich Fanóla auf und warf sich hin und her, ohne etwas wahrzunehmen.
»Dir gefällt es wohl in meiner Bruders Seele, hm? Nicht mal das Stauböl wirkt. Na gut, dann muss ich ihn dir eben wegnehmen.« Mit diesen Worten verwandelte Mør sich in den Lyfux, rollte sich neben Fanóla zusammen und bettete den Kopf auf seine Brust. Langsam wurden seine Atemzüge ruhiger, bis er diese Welt nicht mehr wahrnahm.
Die Dunkelheit wich nur langsam, sodass Mørliga erst im letzten Augenblick erkannte, wo er war. Unter ihm befand sich der Abgrund. Er selbst balancierte auf einem schmalen Felssims, welcher von den Wellen des wütenden Meeres umspült wurde. Wellen, die immer höher wurden. Die ihn fortspülen wollten. »Nicht mit mir!«, flüsterte Mørliga. »Ich bin der Herrscher, ihr habt mir zu gehorchen!« Noch ehe er die Worte ganz ausgesprochen hatte, kam Ruhe über das Meer. Der Elf sah sich um. Der Felssims war eine Art Pfad, der steil aufwärts führte. Ja, aufwärts. Geradewegs in den Abyssos hinein.
Mørliga atmete tief durch. Dann sprang er los. Krallte sich an Vorsprüngen fest, nutzte mithilfe von Magie den Wind als Auftrieb für die Sprünge. Je höher er kam, desto weniger Luft strömte in seine Lungen. Und etwas veränderte sich in ihm. Auch äußerlich nahm er eine andere Gestalt an: Schwarze Ohren wuchsen aus seinem weißen Haar, ein schwarzer, buschiger Schwanz mit weißer Spitze half ihm, bei den Sprüngen die Balance zu halten.
Das war er: Mørliga Ganaverad, das Tier aus dem Abgrund, der Herr der darin hausenden Dämonen und selbst ein Wasserdämon.