»Im Abyssos? Der existiert doch gar nicht!« Rikhon lachte nervös auf, war von seinen eigenen Worten jedoch nicht überzeugt.
Nirug stieß ein Wimmern aus. Mørliga nickte grimmig.
»Doch, er existiert. Und er beherbergt die Dämonen, unter anderem die, die euch jeden Winter heimsuchen!«
»Und Fanó ist da drin?«, rief Rikhon schrill. Der Elf verzog spöttisch den Mund.
»Dahin kommt jeder, der den Pakt mit einem Dämon bricht.«
Nirug verbarg seinen Kopf unter einem Flügel und trippelte auf der Stelle. Sein ganzer Körper vibrierte.
Rikhon seufzte, setzte seinen Hut ab und fuhr sich durch die fuchsroten kurzen Haare. Wie sollten sie Fanóla aus dem Abgrund befreien, von dem man nicht mal wusste, wo dieser war?
»Ihr habt mich. Ich kann euch hinführen. Mehr noch, ich werde euch sogar helfen, den Trottel von Bruder zu befreien.« Mørliga verschränkte die Arme.
»Warum? Du hasst Fanóla, für dich ist es doch sogar günstig, dass er jetzt weg ist!«, fauchte Rikhon.
Der Elf zuckte die Schultern. »Das stimmt so nicht … Aber sieh es einfach als einen Gefallen, den ich ihm schulde. Er hat mich auch nicht vernichtet, obwohl er die Gelegenheit dazu hatte. Außerdem braucht er mich.«
Rikhon schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wenn Fanó eins nicht braucht, dann ist es seine beschissene Krankheit, an der DU nicht ganz unschuldig bist!«
»Das hat er dir erzählt?«, erwiderte Mørliga erstaunt. »Wow, der ist noch dümmer, als ich dachte! Von nichts eine Ahnung, aber die Klappe aufreißen! Als ob ich an seinen Anfällen schuld sei! An der Krankheit haben weder ich noch irgendein Dämon Schuld, klar? Seid mal nicht so leichtgläubig und nehmt nicht alles hin, was die da vom Himmel predigen!«
»Fanooo nei dumm! Mørli böööseee!«, keckerte Nirug.
»Gut erkannt, Nirug. Mør ist böse, und deshalb vertrauen wir ihm auch nicht!« Rikhon sah den Elfen wütend an.
Mørliga hob wieder die Schultern. »Eure Sache«, sagte er und stand auf. »Ich hau mich aufs Ohr. Weckt mich, wenn ihr fertig seid mit Packen, dann brechen wir auf. Überleg dir, welche Waffen du mitnimmst. Fanóla hat dir bestimmt gezeigt, was gegen Dämonen wirkt. Aber bitte überlass die Vorbereitungen für rituelle Bändigungen mir, denn das kann ziemlich eklig sein. Nichts für zartbesaitete Menschen.«
Mit diesen Worten verschwand der Elf nach oben.