Rikhon starrte stirnrunzelnd auf das Essen, welches auf seinem Teller lag. »Das soll Fleisch sein?«, murmelte der Chronistenkrieger und betrachtete das undefinierbare … Etwas. Er versuchte, einen unauffälligen Blick über die Schulter zu Nirugs Futter zu werfen, doch der Drache saß mit dem Rücken zu ihm über das Essen gebeugt. Sein Schmatzen deutete darauf hin, dass es ihm scheinbar schmeckte.
Mørliga schnaubte.
»Vielleicht erstmal probieren, anstatt gleich zu meckern.«
Gehorsam nahm Rikhon einen Bissen – und staunte. Es schmeckte gut, was auch immer das war.
Zufrieden lehnte sich Mørliga in seinen Stuhl zurück. Ein schadenfrohes Grinsen zierte sein Gesicht.
»Uuuuund?«, fragte er.
Rikhon zuckte scheinbar gleichmütig mit den Schultern und blieb die Antwort schuldig. Vom Kochen verstand der Elf was, das musste man ihm lassen.
Nach der Bekanntschaft mit Mørliga, hatte Nirug »Nam-Nam!« gefiept. In der ganzen WG war aber nicht das Geringste zu finden, das irgendwie essbar war. Nirugs Fiepen war zu einem Heulen geworden, als er gemerkt hatte, dass sein Mitbewohner vorhin die Wahrheit gesagt hatte: Es gab heute nichts zu essen.
Rikhon war nach zwei Minuten Drachenkummer der Kragen geplatzt.
»Lern endlich mal, dir selbst dein Fressen zu fangen! Ich bin nicht deine Mutter, oder der Trottel, der dafür sorgt, dass du nicht verhungerst!«, hatte er den armen Nirug angebrüllt.
Woraufhin das Heulen zu einem wütenden Schreien ausgeartet war. Mørliga hatte panisch Schutz unter dem Kamin gesucht, als der Drache sich aufgebäumt und zornig gefaucht hatte. Rikhon hatte mit verschränkten Armen dagestanden und gewartet, bis Nirug sich wieder beruhigt hatte.
»Du kannst zum Offelfeld hinter der Taverne fliegen und dir die Herbstoffeln holen. Die müssen eh bald geerntet und gekocht werden. Vielleicht hat unser neuer Bekannter ja ein Talent zum Kochen!« Der Chronistenkrieger hatte Mørli einen auffordernden Blick zugeworfen und der Elf hatte verstanden.
Nun saßen sie über einer … etwas gewöhnungsbedürftigen, aber leckeren Mahlzeit: Offel mit Nicht-Fleisch und Salat. Mørliga hatte auch einen Laib Brot mitgebracht, angeblich aus der Taverne. Und einen Krug Sarøl und einen Napf Wasser für Nirug. Während des Essens fragte Rikhon Mørliga, ob er eine Idee hätte, wo Fanóla sein könnte.
»Ja, ich weiß, wo er ist«, antwortete der dunkle Bruder, und seine roten Augen glommen wie Feuer auf.
»Wo?« Gespannt sah Rikhon ihn an, und auch Nirug wandte den Kopf.
Mørliga musterte die beiden. Seine Stimme war ein ausdrucksloses Flüstern.
»In der Heimat der Dämonen. Im Abyssos.«