Rikhons Hoffnung erlosch immer mehr. Seit einer gefühlten Ewigkeit schritten sie durch die ewig währende Schwärze. Kein Dämon war ihnen seit langer Zeit mehr entgegengetreten, um sie aufzuhalten.
»Vielleicht haben sie Angst vor uns«, hatte Rikhon vor kurzem noch gemurmelt, doch jetzt konnte er darüber nicht mehr lachen.
Der Chronistenkrieger war müde. Seine Beine taten ihm weh, und Fanóla in seinen Armen wurde, obgleich Elfen im Gegensatz zu Menschen ein anderes Körpergewicht haben und demzufolge federleicht sind, trotz dessen immer schwerer.
»Halte durch. Wir haben es bald geschafft. Vorausgesetzt – oh nein, nicht der!« Mørliga klang genervt. Für Rikhon nichts Neues.
»W-was ist denn da?«, fragte er alarmierend und umfasste Fanóla unwillkürlich fester.
Nach einem Schritt sah er es. Eine riesige Echse, geschuppt und mit langen Krallen. Aber diese waren das Ungefährlichste an dem Tatzelwurm.
»Halt die Luft an. Schnell!« Mørliga stieß Rikhon vorwärts und wandte sich dem Tatzelwurm zu.
Wieder sprach er zu dem Dämon in dieser fremden Sprache, die Rikhon nicht verstand. Ihm war das auch egal, Hauptsache war, dass der Tatzelwurm darauf hörte und ihn nicht verspeiste oder mit seinem Atem vergiftete. Es wirkte. Beleidigt und mit einem traurigen Blick auf Rikhon verschwand die Echse in der Schwärze. Der Chronistenkrieger stieß die angehaltene Luft aus und atmete tief. Lange würde er es hier unten nicht mehr aushalten. Er spürte die Angst, die sich seiner bemächtigte. Viel stärker als zuvor, ehe sie in das Herz des Abyssos gegangen waren. Zu stark, um dagegen anzukommen.
Bei den nächsten Dämonen passierte es schließlich: Als die Kephalophoren kichernd auftauchten, die Köpfe unter ihren Armen hin und her schwenkend, und einer davon seinen Kopf direkt vor Fanólas Gesicht hielt und »Buuuuhhh-buuuuuuuuhhh!« machte, brüllte Rikhon entsetzt auf, zog seinen Dolch und attackierte den Dämon. Fanóla landete dabei auf dem Boden.
»Hör sofort auf! Hör auf!«, schrie Mørliga und wollte einschreiten, doch Rikhon war so in Rage voller Panik, dass er den Lyfux mit einem gezielten Tritt wegschleuderte.
Mørliga rappelte sich benommen auf und sah zu seinem Bruder. Fanóla krümmte sich plötzlich, sein Körper wurde wie von Geisterhand geschüttelt, jedoch stand ihm kein Schaum vor dem Mund, wie das sonst bei seiner Krankheit der Fall war. Da war der Dämon in ihm am Werk. Mørliga wusste, wer sich in Fanó eingenistet hatte, und er wusste auch, dass dieser Dämon langsam ungeduldig wurde. Sie mussten schnellstmöglich hier raus!
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Erklärung der Dämonen; Liste unter www.daemonen.de
Kephalophoren
(griechisch: Kopfträger)
Dämonische Geister, die ihren Kopf unter dem Arm tragend Menschen erschrecken und in den Wahnsinn treiben.
Tatzelwurm
Echsendämon aus den Sagen des Alpenraumes, der Menschen mit
seinem Gifthauch tötet.