Bemerkung des Autors: Soja96: GANS so, jetzt bekommste eine von mir schreib doch bitte eine geschichte über eine gans, die zusammen mit einer ente dem kochtopf zum weihnachtsessen entflieht. viel spaaaaahaaaaaaßßßß
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Bluey schlief. Zumindest hatte es den Anschein. Obwohl das kleine Pony auf der friedlichen Wiese am Fluss lag und die Augen geschlossen hatte, zuckten die Ohren unruhig hin und her.
Da ertönte ein gellender Hilfeschrei. Schon sprang das Pony auf und galoppierte los. Etwa eine Viertelstunde später kam sie zurück und trug einen sichtbar nassen, weißen Vogel auf dem Rücken.
„Das war schon das zehnte Mal diese Woche, dass ich dich aus einem Kochtopf retten musste“, brummte Bluey ungehalten. „Kannst du denn nicht wenigstens ein bisschen auf dich aufpassen?“
Die Gans quakte nur empört. „Es ist doch nicht meine Schuld, dass die Menschen so gerne Gänsebraten essen. Außerdem sind da noch die Wichtel und die Trolle…“
„Ich hab schon verstanden.“ Bluey setzte die Gans seufzend am Wasser ab. „Gönn mir wenigstens eine Nacht meine Ruhe und bleib da sitzen.“ Das Pony senkte den Kopf und prüfte den Boden. Dabei drehte sie sich ein-, zweimal im Kreis und ließ sich schließlich mit wohligem Stöhnen auf die Seite fallen. Sekunden später war sie eingeschlafen.
Die Gans betrachtete sie nachdenklich, dann watschelte sie zum Fluss, paddelte hinein und steckte den Kopf unter den Flügel. Auch sie schlief schnell ein. Leider bemerkte sie nicht, dass sie sich mitten in eine gefährliche Strömung begeben hatte und allmählich abtrieb. Schon einige Augenblicke später war sie flussabwärts davon getragen worden.
Bluey schlief währenddessen den Schlaf der Gerechten und ahnte nichts Böses, bis sie plötzlich von einer Stimme geweckt wurde. Das Pony sprang erschrocken auf und blickte sich um.
„Hier bin ich“, rief die Stimme vom Wasser.
Bluey drehte den Kopf und stöhnte auf. „Ich sehe blaue Sirenen. Soweit ist es also schon.“
„Ich bin nicht blau“, zeterte die Sirene verstimmt. „Warum sagen das immer alle zu mir? Wisst ihr denn nicht, wie verletzend das ist?“
Das Pony trottete zum Wasser und schnüffelte daran. „Riecht normal. Der Gänsewein ist also nicht schuld.“ Sie drehte den Kopf nach hinten und kratzte sich nachdenklich mit dem Hinterhuf am Ohr. „Ich glaube, ich bin ein wenig überarbeitet. Schließlich muss ich im Moment ständig die…“ Sie riss den Kopf hoch. „Oh nein, die Gans ist weg.“
Ein lautes Schnattern erklang und schon galoppierte Bluey flussabwärts. Minuten später kam sie mit einem zur Unkenntlichkeit verschnürten Bündel zurück und setzte es auf dem Fußboden ab.
„Elf Mal. Elf verdammte Male hab ich dich aus irgendeinem Kochtopf ziehen müssen. Mir reicht es“, schimpfte sie dabei.
Die Gans hörte ihr gar nicht zu, sondern quakte fröhlich die blaue Sirene an. „Hallo Siren.“
Bluey schaute verdattert aus der Wäsche. „Du kannst sie auch sehen?“
Die Sirene lief vor Wut lila an. „Was denkst du eigentlich, was ich bin? Ein Hirngespinst?“
Bluey lächelte unschuldig. „Entschuldige, aber blaue Sirenen, die auch noch empfindlich auf ihre Farbe reagieren? Wo gibt es denn so etwas?“
„Sagte das sprechende Pony“, gab Siren trocken zurück.
„Touché!“ Bluey seufzte. „Es tut mir leid, das war taktlos. Aber dieses Federvieh“, sie warf der Gans einen wütenden Blick zu, „raubt mir den letzten Nerv.“
„Hab ich auch schon bemerkt.“ Glücklicherweise war Siren nicht nachtragend. „Kann dir denn niemand helfen?“
Bluey zuckte mit den Schultern. „Die stecken doch alle in den Weihnachtsvorbereitungen oder sind genauso angefressen wie ich. Letztens zum Beispiel hatte ich dieses dumme Tier auf einer sicheren Südseeinsel abgesetzt. Doch dann ist sie dem dort wohnenden Pinguin so oft mutwillig gegen den Kopf geflogen, bis er lauter kleine Eulen gesehen hat. Darauf wurde die Gans von der Insel verbannt.“ Sie seufzte. „Seitdem hab ich sie wieder an den Hinterhufen.“ Sie gähnte herzhaft. „Seit Tagen habe ich nicht richtig geschlafen, kaum gegessen und renn eigentlich nur noch durch die Gegend. Ich mein, es ist gut für die Figur, aber schlecht für die Hufe.“ Sie halt ihre vorderen Extremitäten anklagend in die Höhe. „Meine Lieblingshufeisen passen schon nicht mehr. Außerdem hab ich mir einen Nagel abgebrochen. Das lose Eisen klappert wie eine alte Ritterrüstung.“
„Vielleicht kann ich eine Nacht auf die Gans aufpassen?“, bot Siren an. „Du kümmerst dich um deine Hufe und kommst dann morgen frisch ausgeruht zurück.“
Bluey überlegte. Sie hatte die Gans heute Nacht schon zweimal gerettet. Statistisch betrachtet war sie also im Soll. „Na gut. Aber löse sie nicht von ihren Fesseln und vor allem, lass sie nicht aus den Augen. Nicht einmal blinzeln darfst du noch!“
Siren versprach sich daran zu halten und Bluey machte sich erleichtert wiehernd vom Acker.
Die Gans wartete nur, bis der Hufschlag verklungen war, dann begann sie leise zu weinen.
„Was hast du denn?“, fragte die Sirene mitleidig.
„Ich habe Schmerzen im Flügel. Mit den Fesseln kann ich ihn nicht richtig strecken. Bitte, bitte, befrei mich doch.“
Siren überlegte. Bluey hatte gesagt, dass sie es nicht tun sollte. Andererseits, warum sollte sie auf ein offensichtlich übermüdetes und paranoides Pony hören? Flugs stieg sie aus dem Wasser. Ihr Nixenschweif verwandelte sich in ein Paar hübsche Beine, die nur von einem zerfledderten Rock bedeckt wurden. Mit flinken Fingern befreite sie die Gans, die sich darauf wohlig schnatternd reckte und streckte.
„Danke, danke, danke“, quakte sie und umarmte Sirens Beine mit den Flügeln.
PLOFF
Aus dem Nichts erschien eine grummelige Fledermaus und flatterte aufgeregt um Sirens Kopf. „Der dunkle Herrscher ruft dich zu sich. Lass alles stehen und liegen und erscheine sofort.“
Nun befand sich Siren in der Zwickmühle. Wenn Hades rief, dann musste sie wohl oder übel folgen. Wahrscheinlich hatte er wieder irgendwelche bunten Schnipsel für sie, die sie mit Hilfe ihrer magischen Feder in schwarze Buchstaben verwandeln sollte. Andererseits hatte sie Bluey versprochen, auf die Gans zu achten.
„Darf ich die Gans mitbringen?“, fragte sie die Fledermaus.
Diese begann so heftig zu lachen, dass sie sich den Bauch halten musste und wie ein Stein aus der Luft auf den Boden fiel. Wütend erhob sie sich und murmelte etwas von ‚Nachhilfe in Pingis Flugschule nehmen’. Dann zeigte sie ein breites, falsches Lächeln. „Das war ein guter Witz.“
Siren fragte sich, ob es an den Weihnachtsfeiertagen lag, dass sich alle so merkwürdig benahmen. „Das war mein voller Ernst.“
Die Fledermaus zog die Augenbrauen hoch. „Wenn das so ist…“ Sie zog eine Pergamentrolle hervor, die eigentlich viel zu groß für sie war. „Dekret Nummer 617. Keine Gänse in der Wohnhöhle des großen Myff-Polizisten.“
Siren fluchte unterdrückt. „Nun, dann brauch ich einen Ersatz-Gänsesitter.“ Sie überlegte kurz, dann hatte sie eine Idee. „Was passt besser zu einer Gans als eine Ente?“
Mit ihren guten Beziehungen zur Wasserwelt dauerte es nur Sekunden, bis sie eine Ente organisiert hatte, die ihren Posten übernahm. „Nicht blinzeln, hörst du? Du darfst die Gans nicht aus den Augen lassen.“
Die Ente salutierte und Siren verschwand mit der Fledermaus.
Es dauerte nicht lange, da versuchte sich die Gans wegzuschleichen. Sie fand Enten langweilig, schließlich saßen die einfach nur rum und ärgerten niemanden.
Doch die Ente war aufmerksam und ließ sie nicht so einfach davonkommen. Sie stellte sich der Gans laut quakend in den Weg. Wütend musste diese einsehen, dass sie nicht so einfach abhauen konnte. Sie setzte sich auf ihren Hintern und dachte eine Weile nach.
„Mir ist langweilig“, schnatterte sie schließlich. „Lass uns was spielen.“
Die Ente wurde neugierig. „Was denn?“
„Wie wäre es mit ‚Ente, ärgere dich nicht’?“, schlug die Gans mit gemeinem Grinsen vor.
Die Ente zischte, denn sie war ein besonders humorloses Exemplar. „Wie wäre es mit ‚Hack die Gans’?“, fragte sie spitz.
Die Gans quakte empört und die Ente antwortete in gleicher Weise. Sie waren so in ihren Streit vertieft, dass sie nicht merkten, wie sich ihnen ein dunkler Schatten näherte, der sich bei näherem Hinsehen als rosa Troll entpuppte.
Dieser legte das tumbe Gesicht in nachdenklich Falten und betrachtete die streitenden Tiere. Schließlich legte er seine riesigen Hände um die Hälse der beiden. Nachdenklich hob er die Federviecher hoch und begutachtete sie mit Kennerblick.
„Essen hab“, sagte er. „Zufrieden bin.“
Die Ente und die Gans sahen sich verwirrt an.
„Du redest aber komisch“, krächzte die Gans, während der Troll mit den beiden davon stapfte.
„Traurig bin“, entgegnete der Troll. „Tränen wein“
Dann schwieg er, bis er seine Kameraden, die auf einer Lichtung in einem großen, dunklen Wald auf ihn warteten, erreichte.
„Essen hab“, rief er und hielt die beiden Tiere hoch.
Seine Kumpane, ein gelber und ein lila Troll, grölten begeistert. „Happihappi“
„Keine Sorge“, erklärte die Gans der Ente, während die Trolle die beiden unter lautstarken Freudenbekundungen fesselten und in einen Kochtopf steckten. „Ich schnattere einmal laut, dann kommt Bluey angaloppiert und rettet uns.“
Die Ente blickte skeptisch drein.
„Weihnachtsessen“, brüllte der gelbe Troll, bevor die Ente ihre Bedenken äußern konnte. Wie auf Kommando rieben sich die drei Trolle den Bauch. Damit waren ihre Gehirnwindungen so beschäftigt, dass endlich Ruhe eintrat.
Die Gans nutzte die Gelegenheit und schnatterte laut um Hilfe. Doch nichts passierte. Die Gans schnatterte noch lauter. Keine Reaktion.
Inzwischen begannen die Trolle das Holz unter dem Kochtopf anzuzünden.
„Ich glaub, das wird hier gleich ein wenig ungemütlich“, bemerkte die Ente.
„Bluey kommt schon noch. Oder Siren.“
„Siren sitzt bei Hades und…“
PLOFF
„Ich habe meinen Namen gehört?“ Hades tauchte mit seiner Lieblingsnagelkeule bewaffnet mitten zwischen den Trollen auf.
Diese starrten ihn entsetzt an. Der rosa Troll schien sogar eine leicht allergische Reaktion auf den Myff-Polizisten zu zeigen, denn er lief plötzlich grün an.
Leider, zumindest für die Gans und die Ente, waren die Trolle nun zwar abgelenkt, aber Hades ebenso, da er höflich und bestimmt versuchte, die drei daran zu erinnern, dass das Verspeisen anderer Myffler nicht angebracht war.
Zum Glück für die Gans war die Ente aber selbständig genug, einen gewagten Vorschlag zu machen: „Komm, wir kauen uns gegenseitig die Fesseln durch.“
Gesagt, getan.
„Die Seile schmecken aber muffig“, beklagte sich die Gans.
„Halt den Schnabel und kau weiter“, antwortete die Ente, die aufgrund des deutlich erwärmten Wassers merklich zu schwitzen begann. „Das wird sonst eine verdammt heiße Angelegenheit.“
Die Gans gehorchte nur widerwillig, kaute aber umso kräftiger.
Endlich, kurz bevor das Wasser den Siedepunkt erreichte, gaben die Seile nach. Eilig hüpften die Ente und die Gans aus dem Kochtopf.
„Du hättest uns helfen können“, pflaumte die Gans direkt den Myff-Polizisten an, der die Trolle mittlerweile in die Flucht geschlagen hatte.
Der runzelte die Stirn. „Sollte Bluey nicht auf dich aufpassen?“ Er sah sich suchend um. „Wo steckt das Pony eigentlich?“
„Also, gerade passt Siren auf die Gans auf“, erklärte die Ente. „Weil Bluey frei haben wollte.“
Hades zog die Augenbrauen hoch, während ein maliziöses Lächeln um seine Lippen spielte. „Soso... Na, dann bring ich euch doch mal schnell zu Siren.“ Er warf seine Nagelkeule in die Luft, griff mit jeder Hand eines der Tiere und verschwand mit einem lauten Ploff, um Siren die Gans auszuhändigen.
Die Lichtung lag still und verlassen, nur der Kochtopf blubberte leise vor sich hin. Sekunden später erklang eiliger Hufschlag und ein gehetztes Pony erreichte keuchend die Lichtung.
„Oh, verdammt“, japste es. „Ich bin zu spät.“
SMACK
Die Nagelkeule traf sie empfindlich am Hinterkopf und folgte dann wie ein Bumerang ihrem Herrn und Meister.
Bluey rieb sich die Stelle, an der sofort eine dicke Beule entstand. „Den hatte ich verdient“, murmelte sie seufzend. „Den hatte ich wirklich verdient.“