Bemerkung des Autors: Dead-Dream (…) Ich nutze die Gunst der Stunde - ich bin nämlich ein großer Fan von deinen Gänsetexten - und drücke dir hiermit höchst feierlich ein schnatterndes Gänschen in die Hufe: Es ist mitten in der Weihnachtszeit, man ist sowieso schon im Stress und plötzlich meinen auch noch alle, es wäre ein guter Zeitpunkt, um dir auf deine geliebten Haferkekse zu gehen. Doch das kluge Superpony weiß natürlich Abhilfe zu schaffen und hat mal wieder einen ausgeklügelten Plan, um Klarschiff zu machen. Gewisse Trauben versucht Bluey in die Weinproduktion einzuschleusen, bestimmte Träume gedenkt sie mit ihrer beeindruckenden Traumfängersammlung auf Abstand zu halten. Wer dir wie sonst noch auf den Geist gegangen ist und wie du gedenkst dieses Problem aus der Welt zu schaffen, ist dir selbst überlassen. Nur eine Vorgabe gibt es noch: dein grandioser Plan funktioniert natürlich nicht ganz so, wie du dir das vorgestellt hast. Aber was genau schief geht ... das werden wir hoffentlich bald von dir erfahren! :D GANS viel Spaß!
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Wie so oft war das Pony auf Kontrollgang. Die Mörderaxt lag in den vorschriftsmäßigen Flauschepuscheln über seiner Schulter. Das Schild der Macht hing auf der anderen Seite, daneben die Tasche mit den Mod-Schildchen. Es war alles schön, alles normal. Und herrlich unweihnachtlich (die Arbeit am Kalender war dieses Jahr nervenaufreibend gewesen).
Gerade näherte sich Bluey einem Myfflonier, in dessen Garten ein Portal zu einem Alternativen Universum aufgebaut war. Diese waren mit Vorsicht zu handhaben. War der Sog zu stark eingestellt, wurden die Benutzer unsanft durch die Dimensionen geschleudert und landeten oft ziemlich schmerzhaft an ihrem Ziel. Das blieb nicht ohne Nebenwirkungen. Am häufigsten waren hierbei Anfälle von Größenwahn. Die Erbauer trauten sich Dinge zu, die unmöglich waren, hielten sich für absolut schön, perfekt, talentiert und wunderten sich ständig, warum die Mods sich nicht Hals über Kopf in sie verliebten und ihnen fortan zu Füßen lagen. Andere wiederum brabbelten nach so einer Reise nur Unsinn, nannten diese verbale Diarrhoe Humor oder schlimmer Parodie und erwarteten lachende Zuhörer. Daneben gab es noch eine Reihe weiterer Nebenwirkungen, die hier nicht aufgezählt werden sollen, um den Rahmen nicht zu sprengen. Zusammengefasst: Es war notwendig, dass derartige Portale vor Inbetriebnahme geprüft wurden.
Das Pony kam an seinem Ziel an und sah das Tor zu anderen Welten schon von weitem. Ein kurzes Gespräch mit dem Myfflonier, ein schneller Check-up … alles soweit okay. Bevor das Portal jedoch aktiviert werden durfte, rammte Bluey die Mörderaxt in den weichen Boden. Mit einem Sicherheitsseil band sie sich daran fest. Falls der Sog zu kräftig war, würde sie so nicht in das Tor hineingezogen, konnte es aber notfalls abschalten, bevor andere dieses Schicksal ereilte.
„Startklar!“, rief sie dem Myfflonier zu und dieser aktivierte das Portal.
Der runde Steinbogen füllte sich mit Farben, die sich allmählich miteinander verbanden, ohne sich zu vermischen.
„Sieht gut aus“, erklärte Bluey und drehte sich weg. „Das Portal ist ungefäh…“ Ein seltsames Zischen erklang. Der Wirbel aus Farben wurde schneller. „Oh-Oh!“ Der Sog nahm zu, steigerte sich immer weiter, bis er drohte, Häuser und Bäume in sich hineinzuziehen.
„Ich schalte es aus“, brüllte das Pony gegen den Wind an. Vorsichtig näherte es sich dem Portal. Die Sicherheitsleine hielt. Gut so, schließlich war dieser Mechanismus erprobt und das Seil mit einem speziellen Zauber einer myfflonischen Hexe reißfest gemacht worden. So reißfest, dass die Leine sogar unbeschädigt blieb, als zwei Hände aus dem Portal kamen, den Knoten um Blueys Bauch lösten, die Kleine griffen und sie mit sich zogen.
„Was zum Geier …?“ Dann verschwand sie aus Myfflonien.
Tja, was auch immer da passiert war, es hatte wunderbare Auswirkungen auf des Ponys Körper. Er streckte sich, wurde schlank und die Mähne wuchs.
„Woha!“ Als sie an sich herunterblickte, schlich sich ein zufriedenes Grinsen auf ihre Lippen. Manometer hatte sie lange Beine bekommen. Bis zum Boden … also bis zum Boden war es auf einmal so weit.
Bluey warf den schlanken Hals hoch und wieherte triumphierend: „Ich bin ein Vollblut.“ Dann trabte sie los. Ihre schmalen Hufe trippelten elegant über die wilde, aber dabei so perfekte Wiese. Der Himmel war blau mit einem Anflug von lila, die Sonne schien … es war zu vollkommen, um wahr zu sein. Und doch … dieses fehlerlose Myfflonien war kein Traum, keine Illusion. Es war echt.
„Ich liebe Plotholes und alternative Universen“, jubelte die Klei… die große Stute. Sie hielt an einem See, um sich in dessen kristallklarem Wasser zu spiegeln und ihre sportlichen Formen zu begutachten. Und das so kurz vor Weihnachten! Dieses Jahr würde sie bestimmt kein schlechtes Gewissen haben, wenn sie sich mit Keksen vollstopfte.
Fröhlich trabte sie weiter. Durch enge Schluchten, über steile Berge – dabei blieb sie weder stecken, noch stürzte sie. Ihre nur zu bekannte Ungeschicklichkeit schien hier nicht zu existieren.
„Ich werde für immer hier bleiben“, beschloss sie und machte sich auf die Suche nach ihrem Stall.
Tatsächlich hatte sie Glück und fand ihn. Auch wenn sie sich im ersten Moment nicht sicher war, ob das wirklich ihr Zuhause sein konnte. Es war so – groß. Eher ein Palast als ein Stall. Mit vollfunktionsfähiger Küche, einem gut sortierten Waffenschrank (Mörderäxte in unterschiedlichen Größen, alle absolut scharf und auf Hochglanz poliert), einem sortierten Geschichtsregister, eine Kartei über sämtliche myfflonischen Straftäter und … einem brandneuen Computer, der die Jagd nach Trollen deutlich vereinfachte.
Das Pon… Die Pferdedame grinste. „Hier wird es mir gut gehen.“
„Willkommen zu Hause, Majestät“, piepste da eine Stimme in der Nähe ihrer Hufe.
Vorsichtig beugte sich Bluey hinunter. „Cryptic?“
Das Träubchen warf sich sofort in den Staub, als des Ponys Blick in seine Richtung ging. „Oh, große Bluey, gut, dass Ihr zurückgekommen seid.“
„Was hast du denn geraucht?“
„Gar nichts. Aber wenn Ihr wünscht, fange ich gleich damit an.“
„Äh … verzichte. Danke.“
Irgendwie war das Verhalten der Traube ziemlich seltsam. Vor allem, da sie nun eilig anfing, dem Pony die Hufe abzuwedeln. „Habt Ihr einen Wunsch? Kann ich Euch etwas Gutes tun?“
„Ja. Benimm dich wieder normal.“
„Aber ich bin doch normal.“ Das Träubchen wagte nur einen schnellen, prüfenden Blick auf das Pony. „Kann es sein, dass Ihr durch Euren Aufenthalt in der anderen Dimension vergessen habt, wer Euer untertänigster, ergebenster Diener ist?“
„Dienerin. Ich denke, du bist weiblich“, korrigierte Bluey geistesabwesend, während sie überlegte, was hier falsch lief.
„Böses Träubchen. Böses Träubchen“, sofort rannte das Früchtchen in eine Ecke und begann, den Kopf gegen die Wand zu schlagen.
„Pottermanie“, erkannte die Pferdedame sofort. „Vielleicht sollte ich ihr eine Socke schenken.“ Nur woher nehmen und nicht stehlen? Bluey trug ja nicht mal Hufeisen. „Hätte ich mal Haargummis reingetan.“ Da sah sie ein Handtuch, schlang es sich um den Kopf und pflückte das Träubchen aus der Ecke, bevor es noch mehr Weinflecken in die weiße Tapete klopfen konnte. „Hier. Jetzt bist du eine freie Frucht“. Sie reichte das Tuch weiter.
„Soll ich das bügeln?“, fragte cryptic.
„Nein, du bist frei. Gehe hin in Frieden. Oder was auch immer dir einfällt.“
„Natürlich bin ich frei. Ich bin doch kein Hauself.“ Schon begann das Träubchen, weiter an Blueys Hufen rumzuwienern. „Wie wäre es mit etwas Wasser? Einem Getränk? Ich könnte Eure Axtsammlung polieren.“
„Danke, nicht nötig, mach ich selbst.“
„Was soll ich dann tun?“
„Steh doch einfach mal still und stör mich nicht.“
Natürlich gehorchte Cryptic, hielt mitten in der Bewegung inne und verharrte so. Sie schien kaum noch zu atmen, um bloß kein Geräusch zu verursachen.
Jetzt wusste das Pony nicht mehr weiter. Was sollte es gegen die Hartnäckigkeit tun? Selbst stillstehend ging ihm die Traube irgendwie auf den Keks. Es brauchte schließlich keinen Diener, keinen Hausknecht … Kurzum: Es galt, den ungebetenen Gast schnell loszuwerden. „Schreib mir eine Ballade. Mindestens zweihundert Strophen in jambischen Hexametern.“ Bluey war sich nicht mal sicher, ob das möglich war. „Zur Inspiration gehst du am besten zum See der Sirene. Der ist so blau wie mein Fell.“
„Kein Thema, oh Eure Erhabenheit. Zweihundert Strophen über Euch und Eure Göttlichkeit, Eure Schönheit, Eure Erhaben… ist Euch etwa schlecht?“
Ihr Gegenüber zog möglichst unauffällig den Kopf aus dem Übelkübel. „Nein, alles gut. Hinfort, meine Liebe.“
Das Träubchen gehorchte und Bluey setzte sich erschöpft auf den knackigen Hintern. War das anstrengend. Aber das erklärte die hübsch sortierten Mörderäxte. Nur war das kein Dauerzustand. Irgendwie musste sie das Träubchen kurieren.
„Ich weiß, ich frag Hades, ob der ‘ne Idee hat.“ Gesagt, getrabt. Sofort war sie unterwegs zu ihrem ältesten (hihi) Freund.
Doch als sie an der Stelle ankam, wo in ihrem Myfflonien die Wohnhöhle stand, blieb sie entsetzt stehen. Keine Berge. Keine Höhle. Stattdessen eine Art Hexenhaus, rundherum behängt mit Spielzeugen, Lebkuchen und Süßigkeiten. Davor stand ein Weihnachtsbaum, der von oben bis unten mit rosa Lametta behängt war. Im Garten qualmte es und es roch nach … Keksen?
„Ich befürchte Schlimmes“, stöhnte das Pferdchen und galoppierte um das Häuschen herum. Tatsächlich fand sie dort einen riesigen Ofen und eine kleine, alte Oma mit lila-grünem Kopftuch und ebenso gemusterten Kleid, die Kekse buk.
„Entschuldigung?“, rief Bluey.
Die alte Dame fuhr herum, stieß einen Freudenschrei aus und … fiel ihr um den Hals. „Du bist aus der anderen Dimension zurück.“
„Äh … wenn man es genau nimmt … Wo ist eigentlich Hades?“
Ihr Gegenüber strubbelte ihr liebevoll durch die Mähne (wobei sie sichtliche Mühe hatte, so weit hoch zu reichen). „Das bin doch ich. Erkennst du mich nicht?“
Es war gut, dass das Träubchen ausnahmsweise nicht um des Pferdchens Hufe herumwuselte, sonst wäre sie von einer Kinnlade zermatscht worden, die spontan den Weg Richtung Erde suchte. Zum ersten Mal dämmerte Bluey, dass es vielleicht doch keine so gute Idee war, hierzubleiben.
„Setz dich, nimm einen Kaffee und einen Keks.“ Oma Hades griff in ihre Mähne und zog sie zum Tisch. „Dieses Mal lass ich deine Diätausreden nicht gelten. Wir müssen dich doch bei Kräften halten.“
„Au ja, Kekse.“ Willig ließ sie sich mitziehen. Beim Anblick des herrlichen, mit Schokolade überzogenen Gebäcks … passierte gar nichts. Selbst der köstliche Duft entlockte ihr kein Magenknurren. Sie starrte nur auf die Leckereien und fand sie mit einem Mal abstoßend. „Oh nein. Was läuft denn hier falsch?“
„Möchtest du lieber etwas Heu?“
Tränen liefen über Blueys Gesicht. Ihr Kopf brüllte, dass sie Kekse futtern sollte, aber ihr Bauch sagte nein. Und der würde Recht behalten. „Waruuuuuum?“, quengelte sie. „Was habe ich getan, um so bestraft zu werden?“
„Oh, Eure Majestät“, tönte es genau zum falschen Zeitpunkt auf Höhe ihrer Hufe. „Ich habe die Ballade fertig, wie Ihr es mir aufgetragen habt.“ Nicht ihr Ernst. Warum war sie so schnell? Ob es helfen würde, wenn Bluey ihren Huf auf dem Träubchen abstellte? So versehentlich und so? „Soll ich Euch diese vortragen oder wartet Ihr bis zum nächsten großen Festmahl?“
Hätte sie gekonnt, wäre sie beim letzten Wort grün angelaufen. Widerlich, diese Schlemmereien, immer dieses Vollstopfen und Futtern bis zum Umfallen. Wenn sie nicht aufpasste, würde ihr wieder ein vegetarisches Fünfgang-Menü aufgetischt mit allem Drum und Dran. Darauf hatte sie so gar keine Lust. Besser, sie entledigte sich der Traube. Für eine lange, lange Zeit. Aber sie verabscheute Gewalt, von daher … es musste einen anderen Weg geben. Was dauerte mehrere Jahre und konnte von einer Weintraube …?
„Rotwein!“, rief das Pferd aus.
„Natürlich, Eure Majestät, ich laufe sofort.“
Bluey hatte zumindest gehofft, dass cryptic gegen diesen Kannibalismus protestieren würde, wurde aber enttäuscht. „Aus eigener Herstellung. Ich möchte einen gepflegten, gehegten Weinberg. Die Trauben sollen ohne jeglichen Einsatz von Dünger reifen … Bereite ihnen ein schönes Leben. Und nur diejenigen, die sich freiwillig melden, sollen vergoren werden. Auf einem Gut, das du selbst noch errichten musst.“
„Aber … aber … das dauert. Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Wer soll sich in der Zeit um Euch kümmern?“
„Ich finde schon jemanden. Doch diesen speziellen Wunsch will ich nur dir anvertrauen. Und denk dran: Alles mit der Ruhe. Guter Wein muss nun mal reifen und dafür bin ich bereit, jahrelang auf das Geschenk deiner Gegenwart zu verzichten.“ Da das Pferdchen nicht lügen konnte, ohne rot zu werden, lief sie bei diesem Satz lila an. Zum Glück merkte das niemand.
Während die Traube – eventuell ein wenig beleidigt? – abschob, setzte sich Oma Hades neben das Pferdchen. „Und was hast du jetzt vor?“
Die Angesprochene runzelte die Stirn. „Was meinst du?“
„Na, du weißt doch, was hier los ist. Die Welt droht, unterzugehen. Du bist die Einzige, die uns helfen kann. Deshalb haben wir dich ja aus der anderen Dimension zurückgeholt.“
Sie liebte es, wenn jemand in Rätseln sprach und ihr nicht die notwendigen Informationen gab. Wirklich. So sehr, dass sie leicht aus den Ohren qualmte. „Ernsthaft, ich hab keine Ahnung, wovon du redest. Was ist das Problem?“
„Ich“, meldete sich da eine Stimme hinter ihr. „Unter anderem, versteht sich.“
Körperlose Stimmen. Na super. Es wurde immer besser. Genervt drehte Bluey sich und erstarrte. „Ally?“
Zumindest war es eine Pinguindame, die da stand. Aber was für eine. Überzeugte der Nordpolspitzschnabelpinguin von Myfflonien mit täuschend knuddeliger Gemütlichkeit, stand hier ein Weibsbild, das entfernt an Jessica Rabbit erinnerte. Lange Beine, schmale Taille und große … Augen, gehüllt in ein knappes, hoch geschlitztes schwarzes Kleid. Statt Flügel hatte Ally lange, schwarze Handschuhe über die schlanken Arme gestreift, die perfekt auf ihr wallendes, lackschwarzes Haar abgestimmt waren. Wawawawumm hätte man spontan sagen wollen. Gefolgt von dem klassischen, comicartigen Sabbern.
„Oh nein, sie ist hier“, rief Oma Hades, die erst ihre Brille hatte aufsetzen müssen, um den Neuankömmling zu erkennen. Jetzt aber tippelte sie panisch (aber durch die künstliche Hüfte gehemmt) hinter das Pony. „Beschütze mich.“
„Das ist doch nur Ally.“
„Nur?“, fragten das Pingi und Hades gleichzeitig.
Dann lachte die Femme Fatale laut auf. „Hat sie sich den Kopf gestoßen, als ihr sie zurückgeholt habt? Wie schade für euch.“ Lässig stützte sie die Hand in die Hüfte und betonte so ihre Killerkurven. „Wobei ich nicht verstehe, warum ihr sie überhaupt wiedererweckt habt. Immerhin haben wir sie schon einmal getötet.“
„Ihr … was? Warum? Hab ich wieder in deinem Territorium rumgeschnüffelt oder wie?“ Dann sackte die volle Bedeutung ihrer Worte in den Ponyschädel. „Warte … hier kann man sterben?“
„Oh ja.“ Ally grinste diabolisch, beugte sich (unnötig vorbaulastig) vor und löste eine Pistole aus dem Strumpfband, das sie um ihr ungehörig gut geformtes Bein trug. „Jetzt halt still, damit wir die Formalitäten erledigen können.“
Bluey stellte die Öhrchen auf. „Kannst du das noch mal machen? Das war verdammt sexy. Also das mit dem Vorbeugen.“
Lässig nahm das Pingi die Waffe hoch und richtete sie auf das Pony. „Du solltest mich ernst nehmen, denn ich werde dich zu Pferdegulasch verarbeiten. Genug an dir dran ist ja.“
„BOAH!“, schimpfte Bluey. „Das darfst du mir auf Myfflonien sagen, aber doch nicht hier. Guck dir meinen nicht vorhandenen Bauch…“
Die Femme Fatale grinste und entsicherte die Waffe. „Hasta La Vista.“
„Och, du Klischeeweib“, schimpfte das Pony. „Du kannst mich nicht töten. Wenn du das tust, verhaut dich Hades mit der Nagelkeule.“
„Oma Hades?“ Das Pingi begann zu lachen und vergaß, was sie hatte tun wollen. „Die Vorstellung … Die kann doch nicht mehr als Backbleche heben.“ Es hielt sich den Bauch. „Oh, du bringst mich um.“ Tränen liefen seine Wangen herunter. „Ich kann nicht mehr.“ Ally brach in die Knie und ließ die Pistole fallen. „Oh nein …“ Langsam wurden ihre Umrisse faserig.
„Was passiert da?“, wollte Bluey wissen.
„Sie ist abgrundtief böse. Deshalb verträgt sie Gelächter nicht. Vor allem ihr eigenes nicht, dann droht sie, sich in Luft aufzulösen“, wisperte Oma Hades so leise, dass nur die scharfen Ponyohren sie hören konnten.
„Aber … aber … ist sie dann nicht weg? Also … du weißt schon. So für immer.“
Oma Hades sah sie verwirrt an.
„Wird sie nicht st… ster… able… abnipp… Du weißt schon. In die ewi…“ Sie fluchte. „Warum kann ich das Wort nicht aussprechen, zu Hen…drik.“
Jetzt rollte sich das Pingi auf dem Boden. Das passte so gar nicht zu seinem Outfit und tat dem auch nicht gut. „Aufhören. Aufhören. Das ist ja die reinste Comedy-Veranstaltung hier.“ Es japste. „Ihr vertraut die Rettung eurer Welt wirklich jemandem an, der nicht mal das Wort ‚tot‘ aussprechen kann?“ Kleine Staubwolken stiegen von seinem Körper auf. Es hielt sich den Bauch und rang nach Luft. „Das ist so köstlich. Der Herr wird sie töten.“
„Der Herr? Wer ist der Herr?“
„Wir sprechen seinen Namen nicht aus“, rief Hades dazwischen.
„Du kannst das auch gar nicht“, gröhlte Ally in Richtung des Ponys. Wirkte es nur so oder war sie deutlich geschrumpft? „Wenn du ‚tot‘ nicht aussprechen kannst, wirst du seinen erhabenen Namen auch nicht sagen können.“
„Wer ist der Herr? DieHades?“, fragte das Pony. „Das englische Wort für st… ster… grrrrrrr … ich kann das … ster… Ben ist ein netter Junge … kann ich aussprechen. Also ich kann ‚die‘ sagen, nur übersetzen geht nicht.“
„Nein, der dunkle Herrscher über diese Dimension ist DeadDream. Der tote Traum.“ Ally schien sich zu erholen und kam schon wieder auf die Füße.
„DD? Aber die ist doch total nett“, rief Bluey begeistert aus. „Und siehst du, DD kann ich sagen.“
Das gab dem Pingi den Rest. Es brach lachend zusammen, schlug mit den Fäusten auf den Boden und begann zu verschwimmen. „Die Die-Die? Du wagst es, den Herrn als Frau zu bezeichnen und seinen Namen abzukürzen? Dabei ist er ein Mann, wie er im Buche steht. Mit einem langen … Mantel.“
„Nein, DD ist eine Frau. Und eine total liebe.“
Ally konnte nicht mehr. „Du weißt ja nicht mal, was das Wort ‚lieb‘ bedeutet, sonst würdest du es nicht in Verbindung mit dem Herrn Toten Traum benutzen.“ Tränen liefen ihr übers Gesicht und dann … Puff … war sie weg.
„Du hast die schreckliche Ally besiegt“, jubelte Hades und schlug … okay, streichelte … ihr über die Schulter. „Woher kanntest du ihre Schwäche?“
Das Pony schüttelte sich. „Also bei uns hat sie einen besseren Humor.“ Dann drehte sie sich zu der alten Dame um und funkelte sie wütend an. „So und jetzt erzählst du mir erstmal, was hier vorgeht.“
Oma Hades presste die Lippen zusammen. Unter dem wütenden Blick des Pferdes brach ihr Widerstand aber schnell. „Okay. Es ist so: Myfflonien war immer ein perfektes, funktionierendes Land. Das weckte natürlich Begehrlichkeiten. Lange Zeit gelang es uns, also der Schutztruppe, diese abzuwehren und den Frieden zu erhalten. Doch dann nahmen wir dummer Weise Ally in unsere Reihen auf. Wir hätten merken sollen, dass sie ein Aas war, aber … wie das manchmal so ist.“ Sie nahm sich einen Keks und betrachtete ihn nachdenklich. Ihre runzlige Hand zitterte merklich. „Das Pingi verhalf der dunklen Macht zum Aufstieg. Heimlich zunächst, doch bald offen. Wir waren längst zu schwach, denn die Schutztruppe hatte einem … natürlichen Schwund unterlegen.“ Bluey fühlte sich an ihr eigenes Zuhause erinnert und schauderte. „Wir waren zu wenig, zu alt, zu friedlich. Einer nach dem anderen wurde vernichtet, bis nur noch du und ich übrig waren. In einem Akt von Verzweiflung hast du deine Mörderäxte geschnappt und bist hoch zum Schloss des dunklen Herrschers. Du kamst nie zurück. Zuerst befürchteten wir das Schlimmste, nämlich dass du auch noch übergelaufen wärst. Doch das stellte sich zum Glück als falsch heraus. Du warst heroisch im Kampf gestorben.“
„Du hast eine seltsame Definition von ‚das Schlimmste‘, meine Liebe“, bemerkte die Pferdedame trocken.
Oma Hades zuckte mit den Achseln. „Würdest du hier leben, würdest du manches anders sehen.“ Sie begann, den Keks zwischen den Fingern zu zerbröseln. „Wir waren verzweifelt, denn du warst unsere letzte Hoffnung. Aber dann fanden wir ein altes Dimensionsportal und konnten herausfinden, dass du dort noch lebst. Also haben wir dich hergeholt.“
„Unser Hades wäre die bessere Waffe gewesen“, brummte Bluey. „Oder unser Superheld Goji …“
„Nun, wir konnten ja niemanden holen, der hier noch lebt. Sonst hätte derjenige hier sterben müssen.“
„Oh. Das heißt, Goji…?“
„Befindet sich in Gefangenschaft auf der Burg des Unaussprechlichen.“
„Und ich soll jetzt da hochmarschieren und ihn umnieten. Also den Unaussprechlichen. Obwohl das beim ersten Mal schon nicht geklappt hat?“
Oma Hades schwieg beschämt. „Nun, du hast Ally besiegt“, wandte sie irgendwann schwach ein. „Das ist dir vorher auch nicht geglückt. Außerdem könntest du ja vielleicht dieses Mal erst dein Köpfchen einschalten und dann die Mörderaxt einsetzen. Das hilft bestimmt.“
Bluey dachte über seine Worte nach. „Mh. Da könntest du sogar Recht haben. Hör zu, habt ihr Folgendes schon versucht …“
Bald schon standen Hades und die Pferdedame vor dem Schloss des dunklen Herrschers. Es war – ganz Klischee – pechschwarz und stand auf einem einsamen, wolkenumfluteten Berg, zu dem nur ein schmaler Weg hinaufführte. An beiden Seiten dieses Pfades ging es steil nach unten. Um die Atomsphäre perfekt zu machen, war es bereits dunkel geworden. Der Vollmond stand genau hinter dem höchsten Turm der Burg und tauchte die Szenerie in sein fahles Licht. Horden von Fledermäusen schwirrten durch die Dunkelheit und trugen so zum gruseligen Gefühl der Betrachter bei.
Die Helden dieser Geschichte standen an der Stelle, wo der Weg etwas breiter wurde und in einem großen, hölzernen Eingangstor mündete. Also nah genug am Schloss, um angreifen zu können, aber weit genug weg, um nicht als Zielscheibe zu dienen.
Wobei schon zweifelhaft war, ob man sie überhaupt gesehen hätte. Statt Fackeln hatte Bluey nämlich eine Hexe und einen Traumfänger mitgebracht. Und natürlich eine Mörderaxt. Oma Hades hingegen hätte ihre Lichtquelle schon an ihrem Rollator befestigen müssen. Insgesamt waren alle Beteiligten froh, dass die alte Dame es überhaupt hier heraufgeschafft hatte, ohne ein medizinischer Notfall zu werden.
„So, meine Liebe“, wandte sich Bluey an die Hexe und lächelte sie sanft an. So sanft wie ein frisch eingelieferter Patient in einem Irrenhaus. „Jetzt zauberst du einfach diesen Traumfänger über das Schloss und vergrößerst ihn, bis er die schwarze Burg umschließt.“
„Einfach“, schnaubte die Hexe ungläubig, begann aber sofort, ihre Magie zu wirken. Es mochte daran liegen, dass Bluey leise pfeifend ihre Mörderaxt schliff. Es gab Gerüchte darüber, was passierte, wenn man dieser Waffe zu nah kam. Die Zauberin hatte keine Lust, die nur angstvoll gewisperten Vermutungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen.
Langsam streckte sich der Traumfänger, wurde riesig und senkte sich wie geplant über die Burg des Unaussprechlichen. Bald schon war das schwarze Schloss in ein enges Netz gehüllt.
„So, das wäre geschafft“, triumphierte die Pferdedame und klopfte sich die Vorderhufe ab. „Da kommt keiner mehr raus.“
Die Hexe, die sichtbare Zeichen von Erschöpfung zeigte, grummelte verstimmt. „Du hast ja gar nichts gemacht. Tu nicht so.“ Dann richtete sie ihren Spitzhut, rauschte davon und ergänzte: „Jetzt erstmal einen Toast.“ Das schien so etwas wie die Achillesverse der Magierinnen zu sein. Selbst hier im alternativen Universum. Irgendwie gruselig.
„Das war irgendwie zu einfach“, bemerkte Oma Hades, die sich schwer auf ihren Rollator stützte. „Sollte es etwa schon vorbei sein?“
Vor ihnen erschien eine Rauchwolke. „Es ist noch nicht vorbei“, dröhnte es daraus. DeadDream liebte, wie jeder anständige Bösewicht, den großen Auftritt. Und natürlich hatte er brav auf sein Stichwort gewartet. „Ich bin der dunkle Herrscher diese Dimension und …“ Der tote Traum begann zu husten und zu röcheln.
„Das kommt vom Rumdampfen“, schimpfte die Pferdedame. „Erst hier alles einräuchern, dann zu tief inhalieren und sich über die Spätfolgen beschweren.“
„Ich beschwere mich gar nicht“, brüllte DD zurück. „Ich huste nur.“
„Sagen sie hinterher alle.“
„Ich sollte dich töten.“
„Hast du schon. Siehst ja, wie gut das geklappt hat. Alles muss man selbst … oh.“ Bluey brach peinlich berührt ab. „Entschuldige, das war jetzt falsch.“
Oma Hades starrte wie beim Tennis von einem zum anderen. „Hast du denn keine Angst?“, fragte sie die Pferdedame. „Sieh doch mal, wie groß er ist.“
Dieses – unwesentliche – Detail fiel Bluey jetzt erst auf. Zu ihrer Verteidigung ist allerdings zu sagen, dass sich der Rauch auch gerade erst verzog und einen etwa vier Meter großen Riesen in schwarzem Umhang enthüllte, der sich kaum vor der gleichfarbigen Burg im Hintergrund abhob.
„Hättest du nicht etwas anziehen können, was man besser erkennen kann?“, moserte das Pony. „Das ist doch jetzt voll schlecht für die Augen.“
„Um die brauchst du dir keine Sorgen machen. Denn ich werde sie dir rausquetschen, noch bevor ich dich töte.“
Sein Gegenüber gähnte. „Ja dann, versuch es doch.“ Angriffslustig wirbelte sie die Mörderaxt durch die Luft.
„Mit dem Ding kannst du mir gar nichts. Ich bin schon längst tot. Da geht nichts mehr kaputt.“
Diesen Umstand hatte Bluey nicht bedacht. „Schade. Ich hätte nichts gegen ein bisserl Action in diesem Text gehabt.“ Sie seufzte. „Aber bevor du meine Schwäche ausnutzt, wirst du mir wohl erklären, warum mein Traumfänger nicht gewirkt hat.“
„Dummes Hottehü. Der wirkt doch nur gegen schlechte Träume. Ich bin aber ein toter Traum. Das ist etwas ganz anderes.“ Vom Tonfall schien er zu grinsen. „Als weltbestestes Autorenpferd auf der ganzen Welt solltest du so etwas eigentlich wissen.“
„Immer diese Wortklauberei“, moserte sein Gegner zurück. Dann drehte sich Bluey zu Hades. „Was machen wir jetzt? Tö… töt… ARGH, das ist doch zum Kotzen. Besiegen geht nicht, verzaubern auch nicht, schließlich ist die Hexe weggerannt.“
„Ich weiß es auch nicht. Immerhin hab ich mein Buch ‚Der Unaussprechliche und wie man ihn besiegt‘ nicht mitgenommen“, gab die alte Dame zurück. Ob in ihren Worten ein Hauch Sarkasmus lag, der eigentlich bestraft werden musste?
„Warum bist du eigentlich hier?“ Eine steile Falte erschien auf der Ponystirn, während es laut nachdachte: „Wenn wir einen to… grrrr … to…llen Traum nicht tö… tö… hinri… toasten können, einen lebendigen aber schon … müssen wir dann dafür sorgen, dass der Traum wieder aufersteht, bevor wir ihn …?“ Es beschränkte sich auf die vielsagende Geste des Halsabschneidens.
Hades schwirrte der Kopf. So erklärte sich auch der wenig geistreiche Kommentar, der folgte: „Aber es ist doch Weihnachten und nicht Ostern. Und wir können wohl kaum drei Monate hier rumstehen und auf bessere Feiertage warten.“
„Wie mich das hier nervt“, schimpfte Bluey. „Nichts funktioniert.“
„Du hast nicht mal was versucht“, wandte DeadDream ein. „Okay, das mit der Hexe, aber das war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Vielleicht solltest du lieber …“
„Ruhe, du darfst nicht helfen. Du bist böse.“
„Entschuldigung. Hab ich ganz kurz vergessen.“ Er knackte seine toten Knöchel. „Es ist viel lustiger, wenn der Gegner weiß, was er tut.“
„Apropos lustig … Wir könnten das mit dem Lachen versuchen. Hat bei Ally doch auch gewirkt“, schlug Oma Hades vor. „Geht ein Pferd in die Bar …“
„Muharrharrharr. Den kenn ich schon.“ Der tote Traum wirkte unbeeindruckt. „Außerdem bin ich nicht so schwach wie meine Untergebenen. Gelächter tut mir gar nichts.“ Wieder schien er zu grinsen. Es war echt nervig, dass man durch die Kapuze keine Mimik erkennen konnte und stattdessen auf die Interpretation der Stimmfarbe angewiesen war. „Ihr könnt mich nicht besiegen.“ Er ließ die Nackenwirbel knacken. „So langsam ist meine Geduld am Ende. Stellt euch dem Kampf oder lasst euch gleich besiegen. Mir ist es gleich.“
„Eine Minute.“ Bluey überlegte krampfhaft. Als Geschichtenschreiberpferd wusste sie, dass die Antwort irgendwo in den vorstehenden Erlebnissen zu finden sein musste. Es war doch immer so. Irgendwer hatte den entscheidenden Hinweis gegeben und sie hatte es nur nicht kapiert. Doch wer konnte das gewesen sein? Am wahrscheinlichsten war, dass Ally ihren Herrn und Meister verraten hatte. Schließlich ergäbe das eine wunderbare Ironie. Mal nachdenken. Das Pingi hatte gesagt, der dunkle Herrscher sei ein Mann, wie er im Buche steht, mit einem langen … Mantel. Ob die Antwort auf ihre Probleme ein Tritt in die Kronjuwelen war?
„Schaden kann es nicht“, murmelte die Pferdedame und nahm Anlauf.
„Du greifst an? Wie leichtsinnig“, lachte der dunkle Herrscher.
Bluey feuerte ihre Mörderaxt in Richtung der Kapuze, wohl wissend, dass sie DeadDream niemals treffen würde. Aber als Ablenkung war das Manöver nicht schlecht. „Auf die Glocken“, brüllte sie, als sie nah genug an den Feind herangekommen war, und … spürte nur einen weichen Mantel an ihrem Bein. „Was zum Geier …?“ Wieder trat sie zu. Nichts. Kein Skelett, keine Muskeln, nicht einmal ein kaltes Gefühl, als wenn man eine Präsenz berührt hätte.
„Äh … das könnte peinlich werden.“ Eilig ließ DeadDream eine grüne, leuchtende Masse in seinen Händen erscheinen und feuerte sie in Richtung der Pferdedame ab.
Ein flinkes Ausweichmanöver, das mit den langen Gliedmaßen und der fehlenden Ungeschicklichkeit überraschend elegant ausfiel, und der Magieball sauste wirkungslos in die Schlucht hinab. Zugegeben, er schmolz das Gestein auf dem Boden zu Lava, aber da sich dort niemand aufhielt, änderte dieses Detail nichts am Verlauf des Kampfes.
„Du wirst mich nicht besiegen“, brüllte der Herrscher. „Nicht mit einfachen Tritten.“
Klang der Traum etwa ängstlich? Dann war sie dem Schlüssel nah. Abe es war nicht der Körper, den sie angreifen musste, sondern … Eifrig packte Bluey den Mantel und zerrte daran. Es schmeckte fürchterlich. DeadDream kreischte auf und schlug mit den toten Händen nach dem Pferd. Doch dieses war zu schnell. Trotz des Ausweichmanövers hielt es den Stoff mit den Zähnen fest. Dabei achtete es darauf, ständig in eine andere Richtung zu zerren. Es setzte alle Kraft ein, die in seinem Körper vorhanden war.
Das führte bald zum Ziel: Mit einem Ratschen ging der Stoff zu Boden. Es brutzelte. Funken sprühten. Eilig ließ Bluey den Mantel los, da der begann, sich in Luft aufzulösen. Was darunter zu sehen war, ließ die Pferdedame auflachen. Ein bleicher, handtellergroßer Nackedei schwebte vor ihnen, die Hände vor den Schritt haltend.
„Das ist der große, dunkle Herrscher?“
„Du hast meinen magischen Mantel zerstört“, piepste das Männchen. „Der hat mich so groß gemacht und so mächtig. Was bin ich denn ohne ihn? Ich hab ja nicht mal mehr Klamotten, geschweige denn Zauberkraft.“
Die Siegerin grinste. „Finde dich damit ab, deine Herrschaft ist vorbei.“
„Ich werde dich verfluchen: Böses Pony.“ Wütend funkelte er sie an.
„Jetzt hab ich aber Angst.“ Bluey wandte sich an Hades. „Wie konntet ihr so einem Würmchen fürchten? Wie hat der euch besiegt?“
„Nun ja, er war so groß und mit dem Mantel hatte er Kräfte, die unseren überlegen waren …“ Die Oma zuckte mit den Achseln. „Aber jetzt kann er es nicht mehr tun. Selbst ich könnte ihn so besiegen.“ Sie grinste. „Das muss gefeiert werden. Bei mir, am Häuschen … in zwei Stunden, ich muss ja noch vom Berg runter.“
„Gerne.“ Die Pferdedame schritt los und … hörte Gelächter hinter sich.
„Du magst mich besiegt haben, aber das wirst du nicht überleben.“
Etwas packte sie von hinten und beförderte sie über die Klippe. Es war das Männchen. Gemeinsam stürzten sie ab.
„Die Rache ist mein“, brüllte es. „In der Sache getrennt, im Tod vereint.“
„Du vergisst eine Sache“, grinste das Pony. „Ich komm nicht aus dieser Dimension. Wenn ich hier sterbe, gehe ich einfach nach Hause.“
„Bist du dir da sicher?“
Es war zu spät, um zu antworten. Der Fußboden war da. Um Bluey herum wurde es schwarz.
„Grmpf“, brummelte Hades und ließ die Nagelkeule auf den Boden krachen. „Gehst du wohl endlich von DeadDream runter, Bluey?“
Die Kleine schüttelte verwirrt den Kopf und sah sich um. „Bin ich zurück?“
„Japs und du plättest gerade einen unserer Myfflonier mit deinem Keksbauch.“
„Och“, das Pony sah an sich herunter. „Da ist er ja wieder. Schade. Schlank hab ich mir irgendwie besser gefallen. Wobei … Nee. So ohne Gebäck ist auch doof.“
Erstickte Geräusche erklangen unter ihm und veranlassten Hades, es zur Seite zu schieben. „Alles okay, DD?“
„Mhm.“ Mehr war gerade nicht möglich, denn das Opfer der Ponyattacke musste erstmal Luft holen. Auch die restliche Antwort hörte sich noch sehr gequetscht an. „Ich bin ein toter Traum, so schnell passiert mir nichts.“
Bedröppelt sah das Pony das Träumchen an. „Sorry, das war keine Absicht, aber in einem alternativen Universum hast du mich von einer Klippe geworfen und beim Rücktransport muss ich dann irgendwie auf dir gelandet sein.“
„Hört sich spannend an“, bemerkte DD. „Magst du uns nicht davon erzählen?“ Eilig griff sie in ihren Umhang und holte eine Handvoll Daunen heraus.
„Oh nein, keine Gänse auf arme Ponys“, rief Bluey und galoppierte los. „Es ist bald Weihnachten. Was ist mit Urlaub? Hilfe.“
Doch wie ihr Alter Ego, der Unaussprechliche, kannte auch dieses Träumchen kein Erbarmen. Zumindest, wenn es um Gänse ging.