Bemerkung des Autors: MorganLeFay: Will das Geisterpony eine gans nette übernatürliche Geschichte schreiben? http://www.youtube.com/watch?v=uqOqEU1xwxI Erzähl uns doch bitte, was passiert, wenn die blaue Zweifaltigkeit auf Myff ein solches Findelkind auflesen. Gerne können die beiden auch Eulen, Superhelden, Frösche oder auch mich um Rat fragen, was sie denn nun mit einem Wechselbalg machen sollen^^
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Die Geschichte beginnt, wie so oft, damit, dass die Sirene das Pony zu etwas überredet, wozu Bluey überhaupt keine Lust hat und wovon sie abrät. Entschieden abrät! Denn es wird bestimmt etwas schief gehen. Und, wie so oft, soll sie Recht behalten, denn sie ist klüger, weiser und älter als das Sirenchen und vor allem, natürlich, unendlich bescheiden.
Aber genug der Vorrede, stürzen wir uns an einen sehr unbekannten Ort von myfflonia. Einer, der so geheimnisvoll ist, dass es viele Bewohner gibt, die sogar behaupten, dass er nicht existiert (und nein, Hades, ich meine NICHT die Hilfe).
Am Rande des Nebelgebirges, dem Ort, von dem immer wieder mysteriöse Schwaden aufsteigen, die das ganze Land einhüllen, so dass man nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen kann, steht ein alter Steinkreis.
„Da tanzen die Elfen und Feen“, ruft Siren aufgeregt und unterbricht damit die mystische Erzählstimme aus dem Off. Danke, Liebes, dann kann ich mich ja zurückziehen und abgeben an die blaue Zweifaltigkeit:
„Im Schatten der dräuenden Nebelberge, im kalten Wind aus den unerforschten Landen, steht ein keltischer Steinkreis. Seine Aura ist geheimnisvoll, alt und mächtig. Unzählige Mythen ranken sich um diesem Ort. Jedem, der sich ihm nähert, läuft ein Schauer über den Rücken“, beschrieb Bluey das vor ihr liegende Szenario und fröstelte. „Eisig hier“, brummte sie ungehalten. „Ich hätte doch eine Jacke mitnehmen sollen.“
„Ist das nicht aufregend?“ Siren hibbelte von einem Fuß auf den anderen. „Steinkreise, Feen, Elfen, Magie.“
„Komm schon, wenn ich das will, da kann ich auch zu den verrückten Spinnern gehen.“
„Es ist nicht nett, so über unsere Fantasy-Autoren zu reden.“
„Ich meinte die Biber- und Einbahnstraßenfans.“
Die Sirene zog die Nase kraus. „Stimmt, wobei deren Versammlungsort besser bekannt unter dem Namen ‚Fantopia’. Da läuft jetzt die große Mistaktion, richtig?“
„Stimmt. Daran hätten wir besser teilgenommen, anstatt hier dumm rumzulatschen. Mir tun schon die Füße weh!“, schimpfte das Pony.
„Mir nicht“, bemerkte ihre Begleiterin achselzuckend und schob Bluey einen Keks zwischen die Zähne, bevor diese etwas dazu sagen konnte, dass sie die Nixe den ganzen Weg getragen hatte. „Na los, die letzten Meter schaffst du auch noch.“ Sie holte ihre Puscheln, mit denen sie das Pony schon vorher genervt hatte, heraus und wedelte damit fleißig durch die Luft. Genau in Blueys Nüstern.
„Hatschi“, nieste diese, warf ihrer Freundin noch einen beleidigten Blick zu und setzte sich dann gehorsam in Bewegung. Diesmal ohne Last auf dem Rücken.
„Leise jetzt“, flüsterte das Sirenchen unnötiger Weise. „Hast du ein Stück Kupfer?“
„Das ist doch alles Aberglaube.“ Trotzdem versicherte sich das Pony, dass sich die Metallperlen noch in der Flauschemähne befanden. Sicher war schließlich sicher.
Hoch ragten die grauen Steine vor ihnen auf. Sie waren rissig, stellenweise mit Moos bewachsen und hatten unter dem Wind gelitten. Doch sie wirkten nach wie vor massiv und furchteinflößend.
Die blaue Zweifaltigkeit hielt zögernd an. Sollten sie es tatsächlich wagen? Es gab viele Schauergeschichten über diesen Ort. Lieder, die nur leise am Feuer gesungen wurden. Gedichte, die so grausam waren, dass man davon nachts nicht schlafen konnte.
Dann schüttelte Bluey ungehalten den Kopf, dass die Perlen nur so klapperten, und trabte in den Kreis hinein. Die Sirene hielt den Atem an …
„Es ist nichts passiert. Ich sag ja, nichts als Aberglaube“, wieherte das Pony. „Du kannst nachkommen.“
Ihre Freundin gehorchte und sah sich um. „Mh, das hatte ich nicht erwartet. Es ist total langweilig und still. Dabei hatte ich so gewünscht, eine der alten Legenden zu treffen.“
Das Pony schaffte es nicht mehr, ihr rechtzeitig den Mund zuzuhalten. „Bist du verrückt? Hier haben die Steine Ohren. Wenn die Feen deinen Wunsch hören …“
„Ich dachte, das sei nur Aberglaube?“
„Ich bin lediglich vorsichtig. Im Gegensatz zu dir!“ Wieder warf sie der Nixe einen ärgerlichen Blick zu, doch diese war so an die Behandlung gewöhnt, dass sie gar nicht darauf reagierte. „Na komm, hier gibt es eh nichts zu sehen. Lass uns lieber Biber jagen.“
Sie waren noch nicht lange gelaufen, als das Sirenchen, das an Land immer leicht ermüdete, zu quengeln begann. „Trag mich“, jankte sie.
„Nein.“
„Trag mich.“
„Nein.“
„Bitte.“
„Nein.“
Die Sirene machte große Plinkeraugen. „BIIIIIITTTTEEEEEEE.“
„NEEEEEEIIIIIIIIIINNNNNNNNNNN!!!!!1111einself!!!!“ Das Pony wurde dadurch, dass die Nixe es dazu zwang, schlechten Stil zu verwenden, nicht gerade freundlicher. „Da unten ist ein Bach, schwimm doch nach Hause.“ Es zeigte den Abhang hinunter.
„Aber ... ich will mit dir laufen.“
„Nein, du willst getragen werden, das ist was ganz anderes. Los jetzt, geh paddeln. Kannst ja schon mal Kekse bereitstellen, damit ich gleich direkt was zu essen bekomme.“ Heftiger als beabsichtigt, stupste Bluey die Sirene mit der Nase an, so dass diese das Gleichgewicht verlor, hintenüber fiel und den Berg herunterkullerte.
Dummer Weise kam gerade ein altes Kräuterweib daher, das über den Haufen gerollt wurde.
„Ups“, kommentierte das Pony und machte sich vorsichtig auf den Weg nach unten. Doch bevor es dort ankam, hatte sich die Frau bereits aufgerappelt und eilte unglaublich behände davon.
„Ich bin frei“, rief sie. „Ich bin endlich frei.“
„Siren, alles okay?“, wollte Bluey wissen.
Die Angesprochene rappelte sich vorsichtig auf und prüfte vorsichtig ihre körperlichen Zustand. „Alles okay.“ Dann hob sie ein Bündel vom Boden auf, schlug es auseinander und bekam einen ganz weichen Gesichtsausdruck und leuchtende Augen. „Ein Kind“, jauchzte sie.
Oh nein, Babyblinken, diagnostizierte das Pony in Gedanken. „Es muss der alten Frau gehören. Los, wir bringen es ihr.“
„Nein.“ Entschieden nahm die Sirene das Baby auf beide Arme und drückte es an die Brust. „Sie wollte es nicht mehr, jetzt ist es unseres, Mama Bluey.“
Alle Albträume des Ponys fanden sich in diesem einem Wort verwirklicht. „Bringen wir es zurück. Ich bin noch viel zu jung, um Mutter zu werden.“
Ihre Freundin lachte nur. „Du bist viel älter als ich, also stell dich nicht an.“
„Aber es ist bestimmt ein verfluchtes Feenbaby. Lass es lieber liegen.“
„Damit es verhungert? Wie gemein du bist, Mama Bluey.“ Mit diesen Worten legte sie dem verdatterten Pony den Säugling auf den Rücken und band ihn fest. „Da, bring es nach Hause. Ich schwimm schon mal vor. Dann kann ich Babysachen shoppen. So niedliche Schühchen und Mützchen und Strampler in rosa, weiß und pink. Und Schnuller und Fläschchen!“
Platschend verschwand sie im Bach und ließ ihre Freundin mit dem Kind alleine. „Gut, dann kann ich ja deine Mutter suchen“, brummte diese und trabte der alten Frau hinterher. „Ich werde garantiert nicht auf dich …“ Da fing das Baby an zu schreien. Lange und laut und es wollte gar nicht mehr aufhören. Bis Bluey schließlich am Ende ihrer Geduld war. „Ist ja gut, ich nehme dich mit.“ Glucksend kuschelte sich das Kind an die weiche Mähne und begann mit seinen kleinen Händen, einzelne Härchen herauszureißen. „Na großartig. Wirklich großartig. Danke, Sirenchen!“
Gefühlte unendliche Weiten lagen zwischen ihr und ihrem Stall und je öfter das Baby schrie, desto weniger schien sie sich ihrem Heim zu nähern. Glücklicherweise konnte das Pony irgendwann einen guten Freund entdecken. Auch wenn dieser sie dank seines Scharfblicks wohl schon eher gesehen hatte.
„Was hast du denn da?“, fragte Eagle neugierig, nachdem er auf einem Ast, der zu einem am Wegrand stehenden Baum gehörte, gelandet war.
„Ein Wechselbalg, das Siren aufgelesen hat.“ Sie unterdrückte den Zusatz, dass sie das Ding gerne losgeworden wäre, denn sonst hätte das Kind wieder zu schreien angefangen. Doch auch so schien es ihren Unmut zu spüren, denn es regte sich unruhig.
„Schlaf, Kindchen, schlaf“, sang das Pony schnell. „Es hat mich voll im Griff“, bekannte sie anschließend.
Das Baby gluckste zufrieden.
„Merk schon“, kommentierte Eagle trocken. „Kann ich dir irgendwie helfen?“
„Wie wäre es, wenn du es zum Sirenchen fliegen …“ Das Baby begann zu weinen. „Nimm es mir ab, oder ich mach Hackfleisch aus ihm“, grollte das Pony, worauf das Kind ausnahmsweise verstummte. „Es versteht jedes Wort, was ich sage. Jedes!“
„Kann mir vorstellen, dass das ätzend ist.“
„Und wie. Es schreit sofort, wenn ich etwas sage, das ihm nicht passt.“
„Ist ja großartig. Was habt ihr denn jetzt mit ihm vor?“
„Siren will es behalten.“ Und ich will es umbringen, ergänzte Bluey in Gedanken. Zumindest ein bisschen. „Aber ich denke, wir sollten rausfinden, wer seine Mutter ist und wie wir es zurückgeben können. Ein vierzehntägiges Reklamationsrecht wäre gerade super praktisch!“
Wie auf Kommando begann das Kind zu heulen. Für ein so winziges Wesen hatte es verdammt viel Kraft in den Lungen.
„Nimm es mit, oder ich mach meine Drohung wahr“, fauchte das Pony wütend.
„Ich fliege es zum Sirenchen, wenn du magst. Es ist ja nicht mehr weit!“ Vorsichtig löste Eagle das Bündel von Blueys Hals und nahm es in die Klauen. Dann hob er ab, den Protest des Säuglings ignorierend. Trotz seiner eigentlich guten Nerven war er erleichtert, als er seine Last beim Sirenchen abladen konnte, das sich sofort liebevoll um den Neuankömmling kümmerte.
Drei Tage später war nicht nur Bluey mit den Nerven runter. Während das Pony in Büchern und bei Tante Wiki eine Antwort auf die Frage, wer das Kräuterweib war, finden wollte, versuchte Sirenchen etwas Schlaf nachzuholen, denn der Wechselbalg hielt nichts von gesegneter Nachtruhe. Oder von durchgehendem Schlaf. Kaum war das Sirenchen weggedöst, begann das Kind zu schreien.
„Du gehst“, riefen die beiden Damen der blauen Zweifaltigkeit gleichzeitig.
„Ich hab schon die Windel gewechselt“, merkte das Sirenchen an.
„Und ich versuche, eine Lösung unseres Problems zu finden.“
„Es ist kein Problem, es ist ein Kind, Mama Bluey“, maßregelte die Nixe das Pony und drehte sich auf die andere Seite, um weiter zu schlafen.
Ihre Freundin gab nach, erhob sich seufzend und ging zum Baby. „Okay, ich könnte dir jetzt ein Schlaflied singen, aber das tue ich nicht. Dein Verhalten darf nicht belohnt werden. Daher stelle ich dich jetzt in den Schrank, bis du ruhig … Da, siehste, geht doch. Und jetzt mach ich dir ein Fläschchen.“
In der eingetretenen Stille war nur noch Sirens Schnarchen zu hören, das genauso an Blueys Nerven zerrte, wie das Babygeschrei zuvor.
„Es hilft nichts“, erklärte sie, nachdem das Kind versorgt war, „ich werde IHN rufen. Er weiß bestimmt eine Lösung.“
Die Nixe schreckte hoch. „Aber es heißt, dass er kleine Kinder frisst.“
„So viel Glück haben wir nicht“, brummte das Pony, überlegte aber, ob sie ihm den Wechselbalg unauffällig in den Salat mischen könnte. „Hades?“, rief sie. „Hades, ich hab mal ne Frage.“
Mit einem leisen „Ploff“ erschien der Unterweltgott. An seinem Knöchel hing noch ein ohnmächtiger Biber, der offenbar versucht hatte, sich mit ihm anzulegen. Doch wie so oft hatte die Nagelkeule Wirkung gezeigt.
„Ich hab einen Gildenfisch, der sich die Flosse verrenkt hat, erfunden“, verkündete Hades stolz und hielt das bunt schillernde Tier in die Luft. Es sah aus wie ein Goldfisch, der in einen Farbtopf gefallen war.
Bluey erkannte sofort die leichten Verschleißerscheinungen, die die Biberjagd beim Myff-Polizisten hinterlassen hatte. „Du hast den Gildenfisch gefunden“, korrigierte sie ihn und betonte das ‚ge’ unnötig deutlich. „Und wenn wir schon bei Fundsachen sind, übrigens, geniale Überleitung meinerseits, wir haben da auch was.“ Sie erzählte ihm die Geschichte von dem Feenbaby.
„Siren hat sich also im Steinkreis etwas gewünscht?“, fragte er, nachdem sie geendet hatte.
„Mh, hab ich“, nuschelte die verschlafene Nixe.
„Tja, man soll doch mit seinen Wünschen vorsichtig sein. Feenmagie hat immer einen Preis und eurer ist …“ Wieder einmal schrie das Kind.
„Ich weiß, ich weiß. Das da!“ Bluey deutete auf die Wand, hinter der sich das Zimmer des Säuglings verbarg. „Hades, könntest du ihm was vorsingen? Ich bin schon heiser und wenn das Sirenchen singt, schreit es nur noch lauter!“
Der Unterweltgott grummelte zwar, ging dann aber gehorsam ins Nebenzimmer, wo schon Sekunden später Ruhe herrschte.
„Er hat es umgebracht“, rief Siren besorgt.
„Auf die Gefahr, mich zu wiederholen: So viel Glück haben wir nicht. Aber wenn du mir nicht glaubst, schau doch nach.“
„So, wie ich schon nach der vollen Windel gucken sollte?“
„Hey, du warst auch mal dran. Nicht immer nur füttern und damit spielen. Ich hab die letzten Tage die Windeln gewechselt und den Müll rausgebracht. Und dabei hab ich die feinere Nase!“
„Jaja und wer ist nachts aufgestanden, wenn das Kind geschrien hat?“
Das Pony schnaubte. „Du wolltest es ja auch unbedingt mitnehmen.“
„Jetzt ist es also meine Schuld?“
„Wessen Idee war das denn? Und wessen blöder Wunsch?“
„Das fällt dir aber früh ein“, schimpfte das Sirenchen zurück. „Du hättest mich mal eher warnen können!“
Und so gab ein Wort das andere, bis schließlich Mörderaxt (natürlich mit Flauschpuscheln) und Bratpfanne (natürlich ohne Schoner, so gemein ist sie!) gezückt wurden.
Es war das Pony, das den ersten Hieb abgab, der auf der Pfanne widerhallte, mit der Siren geschickt verteidigte. Die Mörderaxt rutschte von dem Bratgerät ab. Der Schwung schleuderte Bluey herum, so dass sie alle auf dem Tisch befindlichen Gegenstände herunterfegte, darunter auch das Sagenbuch, das sie zuvor gelesen hatte.
Bevor Siren die Blöße nutzen und zum Gegenschlag ausholen konnte, ploffte Hades zwischen die beiden Streithühner. „Wollt ihr wohl leise sein?“, zischte er. „Es schläft endlich.“ Dann holte er den Gildenfisch aus der Tasche. „Übrigens, ich glaub, meiner Erfindung geht’s nicht gut. Er läuft schon blau an.“
„Dann schmeiß ihn doch endlich in die Badewanne und mach das Abflussrohr auf. Keine Sorge, der wird schon irgendwann irgendwo wieder auftauchen.“ Bluey steckte die Mörderaxt ein. „Und wo hast du diese Mütze her?“
Hades gehorchte, ging zu Sirens Badewanne und ließ den Gildenfisch hineingleiten. Dieser nahm schnell wieder eine gesündere Gesichtsfarbe an und verschwand dann durchs Abflussrohr.
„Er hat sich nicht mal verabschiedet“, grollte der Unterweltgott. „Undankbarer Geselle. Oh, und das hier“, er zeigte auf die Mütze, „das ist der Biber, den ich mitgebracht hatte. Todschick, nicht wahr? Sieht echt kanadisch aus.“
Das Pony wollte ihm dazu die passende Antwort geben, doch da fiel sein Blick auf das Buch. „Wechselbalg?“, las es vor und trabte näher an die Seiten heran. Schnell überflog sie den aufgeschlagenen Artikel. „Das ist es! Unser Kind ist der Säugling, der niemals erwachsen wird, weil die Mutter ihren Wunsch an die Feen falsch geäußert hat.“
„Na, zumindest das Rätsel wäre erlöst“, brummte Hades und beachtete das Stirnrunzeln der blauen Zweifaltigkeit ob seiner fehlerhaften Wortwahl gar nicht. „Auch wenn euch das wohl nicht weiterbringt.“
„Was bringt die beiden nicht weiter?“ Das Eulchen saß in der Tür und hüpfte auf der Suche nach Kakao herein.
Schnell erzählte Siren ihr die ganze Geschichte und nutzte die Gelegenheit, um sich über die mangelnde Hilfe des Ponys zu beklagen. Saki ignorierte den Teil bewusst und konzentrierte sich auf die Frage, was denn jetzt zu tun sei.
„Ich glaube, ich kenne einen Experten für keltische Sagen. Oder zumindest jemanden, der euch zu den Feen bringen kann“, rief sie und raschelte aufgeregt mit den Federn. „Morgan le Fay müsste doch wissen, wo die sich aufhalten. Und wenn ihr die Feen findet, könnt ihr einen Wunsch äußern. Vielleicht erfüllen sie ihn ja.“
„Gute Idee“, wandte das Pony ironisch ein. „Und hinterher haben wir noch mehr Ärger als jetzt schon! Oder sie hören uns gar nicht an, wie die Mutter des Kindes.“
„Was habt ihr zu verlieren?“, entgegnete das Eulchen und hüpfte zum Kühlschrank, um sich einen Kakao zu holen.
„Die Eulchenkekse sind übrigens oben im Regal. Bedien dich ruhig“, rief die Nixe ihr nach. „Und wo finden wir Morgan?“
„Sie hat doch diesen Laden“, begann das Pony zögernd. „Pass auf, Siren, du hast weiter ein Auge auf das Kind und ich erledige den Rest.“
Bevor sich die Nixe gegen diesen Vorschlag wehren konnte, trabte Bluey davon.
Sie fand Morgan tatsächlich in ihrem Laden, wo diese allerlei Tand verhökerte. An der Mauer der verwitterten Hütte, die ein bisschen aussah, wie ein Hexenhaus aus dem Märchen, hing ein Schild mit den neusten Angeboten. Aus Gewohnheit studierte Bluey dieses.
„Federkiele von der myff-Gans – Garant für exzellente Texte. Lockduft – so bekommen Sie Kreischkommis …“ Sie seufzte. „Muss ich dir wieder die Ohren lang ziehen, Morgan?“, wieherte sie, als sie den Laden betrat.
Einige zwielichtige Gestalten huschten beim Anblick des Mods eilig zum Hinterausgang oder sprangen aus dem Fenster. Einer versuchte sogar, durch den Kamin zu entkommen, blieb aber stecken. Das Pony beachtete ihn gar nicht.
„Deine Besuche sind schlecht fürs Geschäft“, beschwerte sich Morgan.
„Schnurrhaare vom Myff-Kater?“ Ungläubig nahm die Moderatorin das Röhrchen aus einem Regal in Augenschein. „Legen Sie es sich unter die Zunge und sie werden super Slash-Storys schreiben?“ Sie schüttelte den Kopf. „Du weißt doch, dass das alles hier Plunder ist. Gute Geschichten bekommt man nur durch … Lässt du wohl die Finger von meinem Schweif?“
Morgan grummelte, hatte sie doch gehofft, mit Stiften, in denen die Haare eingelegt waren, ein kleines Vermögen zu verdienen. Aber Bluey wollte einfach nicht kooperieren. „Was muss ich tun, damit ich wenigstens eine kleine Strähne bekomme?“
„Was muss ich tun, damit du endlich aufhörst, unsinnige Talismane zu verkaufen?“
„Ach, du weißt doch, die Zeiten sind hart und wir müssen alle sehen, wo wir bleiben. Kann ich dir etwas Gutes tun, damit du die Sache hier vergisst?“ Sie holte eine Kiste unter dem Ladentisch hervor. „Ich hätte hier Anhänger vom Pinguin. Der holt mit seinem Charme viele gute Wertungen. Oder hier, etwas ganz besonders Kostbares: Fasern von Hades Gewand …“
„Morgan, ich mach dir gleich den Laden dicht“, drohte Bluey. „Du verkaufst bekanntermaßen nichts als Plunder, Tand und Unsinn. Dafür könnte ich vielleicht noch ein Auge zudrücken, aber hierfür?“
Eilfertig räumte Morgan die Kiste weg und sprintete in einem Wirbel aus schwarzen Haaren zur Hintertür. Doch statt zu flüchten, holte sie eine große Tasse Cappuccino und stellte sie vor das Pony. „Ich bitte dich, ich wollte dich doch nicht bestechen. Es wäre ein Geschenk gewesen, aus alter Freundschaft natürlich. Genau wie der Cappu. Ich erwarte keinerlei Gegenleistung.“
„Mhm, genau so sah es auch aus.“ Bluey nippte an ihrer Tasse. „Guter Stoff.“ Einen Moment genoss sie das Getränk, dann fixierte sie Morgan mit ihrem strengen „Ich sorge hier für Ordnung“ – Blick. „Ich bin bereit, deinen lächerlichen Bestechungsversuch zu übersehen, wenn du mir eine Auskunft gibst.“
Die Angesprochene nickte so eifrig, dass ihr ihr Stirnband in die Augen rutschte. „Natürlich, sofort, jederzeit, was willst du wissen?“
„Wie finde ich die Feenkönigin?“
Hätte Morgan ebenfalls Cappu getrunken, hätte sie diesen wohl vor Schreck in hohem Bogen ausgespuckt. So blieb es jedoch bei einem trockenen Hustenanfall. „Hast du es nicht ’ne Nummer kleiner?“
„Eher im Gegenteil. Sie soll mir einen Wunsch erfüllen.“
„Du musst verrückt sein, wenn du das willst. Ihre Schönheit wird dich so verwirren, dass du etwas Dummes tust.“
„Lass das meine Sorge sein. Also, wo kann ich sie finden?“
Die Feenkönigin war wirklich ungewöhnlich schön. Ihre zarten, ätherischen Glieder waren von weißen, schimmernden Stoff umhüllt, der sowohl vom Schnitt als auch von der Verarbeitung mit nichts zu vergleichen war, was in der Menschenwelt hergestellt wurde. Er schien beinahe so fein wie ihre weißen Haare.
Die dunklen, wissenden Augen der Königin musterten die Anwesenden durchdringend. Sie strahlte eine solche Würde aus, dass selbst dem frechen Pony zunächst nicht mehr einfiel, was es sagen wollte.
Sie hatten sich auf einer unscheinbaren Lichtung getroffen. Nur die Königin, Morgan und Bluey. Wobei Letztere vermutete, dass sich in den Blumen, den Kronen der Bäume und eventuell auch in den Tautropfen Feensoldaten als Verstärkung befanden. Doch sie fürchtete sich nicht vor ihnen. Zumindest hätte sie das niemals zugegeben.
„Seid gegrüßt, Feenkönigin“, begann das Pony schließlich und verneigte sich ehrerbietig. „Ihr wisst, warum ich hier bin?“
Die Angesprochene nickte hoheitsvoll. „Ich bin über den Wunsch Eurer Freundin im Bilde. Nun wollt Ihr diesen rückgängig machen?“
Bluey lachte. „Nein. Ich wünsche mir, dass alles wieder seinen natürlichen Weg geht, das bedeutet, dass das Kind altern kann und zurück zu seiner Mutter kommt.“
„Was wollt Ihr tun, wenn ich diesen Wunsch nicht erfülle?“
„Ihr werdet ihn erfüllen, oder ich setze meine Magie gegen Euch ein.“ Die Drohung in diesen Worten war so unmissverständlich, dass es sich überall in den Bäumen und Blumen zu regen begann.
Das glockenhelle, aber ungläubige Lachen der Königin reichte jedoch, um wieder Ruhe einkehren zu lassen. „Ihr wollt mir drohen? Womit? Mit Eurer lächerlichen Axt? Bevor ihr diese gezückt habt, werdet Ihr von meinen Soldaten entwaffnet sein.“
„Schon möglich. Aber ich werde Euch nicht angreifen.“ Das Pony nahm den Schild der Macht vom Rücken und zog dessen Puschelschutz herunter. „Doch ich will Euch drohen, große Königin. Und denkt nicht, dass ich meine Worte nicht wahr machen werde. Ich bin verzweifelt und kann mir nicht vorstellen, dieses Baby weitere fünfzig Jahre oder länger zu ertragen.“
„Ihr droht mir, wollt mich aber nicht angreifen? Das hört sich unsinnig an und es ist zwecklos. Meine Soldaten sind überall.“
„Ja, weiß ich. Deshalb musste ich auch cleverer sein, als Ihr es für möglich hieltet.“ Sie zog eine lange Metallkette aus dem Puschelschurz und warf sie um die Feenkönigin, allerdings ohne diese zu berühren. „Ich bin davon ausgegangen, dass niemand dem Puschelschutz besondere Beachtung schenkt und ich Euch daher überrumpeln kann.“
„Igitt, Kupfer“, keuchte die Gefangene entsetzt.
„Ja, Kupfer. Jetzt könnt Ihr hier nicht mehr fliehen und müsst meinen Wunsch erfüllen. Denn egal, was Eure Krieger tun, sie können Euch da nicht raushelfen. Deshalb ist es besser, wenn sie sich ruhig verhalten.“ Ihre Worte brachten die Soldaten dazu, sich in ihre Verstecke zurückzuziehen, denn sie erkannten, dass sie ihrer Königin sonst nur schaden würden.
„Ihr habt die Kette im Puschelschutz Eures Schildes der Macht geschmuggelt? Sehr schlau eingefädelt“, schmeichelte diese dem Pony. „Aber meint Ihr, dass Ihr wirklich die Zeit habt, das hier auszusitzen und mit mir zu verhandeln?“ Mit einer eleganten Handbewegung ließ sie eine Luftblase erscheinen. In dieser spielte sich, wie in einem Fernseher, eine Szene aus Blueys und Sirens Wohnung ab:
Die Nixe hatte die Bratpfanne erhoben und schien drauf und dran, auf Hades loszugehen. „Vielleicht vergisst du dann nicht, dass ich eine Dienstwaffe hab“, fauchte sie und schlug zu.
Der Mod-Gott gab sich unbeeindruckt, ploffte einfach zur Seite, entging ihrem Angriff und klapste ihr dann zärtlich mit der Nagelkeule auf die Finger. „Lass den Unsinn. Du wolltest das Kind haben, jetzt beschwer dich nicht, dass dich alle allein lassen.“
Die Nixe ließ die Pfanne fallen und hielt sich die Hand. „Niemand hat Respekt vor arbeitenden Müttern“, weinte sie.
Im gleichen Augenblick begann das Baby schrecklich laut zu heulen.
Bluey zerschlug die Blase eilig mit ihrem Schild der Macht, indem sie dieses wie eine Frisbee warf. „Also wenn Ihr mich überzeugen wolltet, dass das Kind weg muss, dann habt Ihr es geschafft.“
„Ihr wollt also nicht zu Euren Freunden, um zu verhindern, dass sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen?“
„Im Leben nicht. Die sind groß genug, um allein klar zu kommen.“ Sie verdrehte die Augen. „Allerdings habe ich keine Lust mehr, auf die Spielchen. Erfüllt meinen Wunsch oder tragt die Konsequenzen.“ Mit einem Ruck zog sie die Kette um die Königin enger. „Was passiert eigentlich, wenn das Kupfer Eure Haut berührt?“
„Das wäre nicht P16“, wandte Morgan, der der Verlauf der Geschichte gar nicht recht war, ein. „Hör mal, du hast versprochen, nett zu ihr zu sein.“
„So nett, wie sie zu mir ist“, entgegnete Bluey ungerührt. „Denk dran, besser du verlierst die Feenkunden, als dass ich dir deinen gesamten Laden dicht mache.“
„Schon klar, aber wer garantiert dir, dass sie ihren Schwur halten? Schließlich hast du ihnen den Wunsch abgepresst. Wie willst du sie wiederfinden, wenn sie dich betrügen?“
„Keine Sorge, ich bin lange genug Mod. Ich finde sie immer und überall, so lange sie myfflonia nicht verlassen. Und wenn nicht, setze ich Hades auf sie an. Glaub mir, der verschreckt sogar GI Joe!“
Die Königin hatte sich das Gespräch ruhig angehört und derweil nachgedacht. Sie erkannte, dass sie geschlagen war. „Ich denke, ich werde Euch Euren Wunsch erfüllen. Um des lieben Friedens willen. Und zwar so, wie Ihr ihn meinst. Ohne Hintertür, ohne Tricks. Ich gebe Euch mein Wort darauf.“
„Gut, aber denkt nicht daran, mich trotzdem zu betrügen. Ihr würdet es bereuen!“
Huldvoll nickte die Königin. „Es ist ein einfacher Zauber, den ich sofort wirken werde. Doch zuerst müsst Ihr die Kette wegnehmen, sonst kann ich meine Magie nicht einsetzen.“
Bluey gehorchte und schon verschwamm die ganze Lichtung.
Es war ruhig in den Wohnhöhlen und Ställen, den Badewannen und Nestern. Himmlisch ruhig. Beinahe schien es, als hätte sich die ganze Episode nicht ereignet. Wenn man davon absah, dass es nun eine keltische Sage weniger gab, denn die Feenkönigin hatte Wort gehalten und den Wunsch der Frau sinngemäß erfüllt. Der Junge konnte endlich altern.
Erleichtert über diese Wendung hatte die Frau mit ihrem Kind myfflonia verlassen, um ein normales Leben zu beginnen. Somit gab es keine Zeugen mehr für die Geschichte. Fast keine.
Denn auf dem Wasser des Sees schwamm ein Gildenfisch, der sich die Flosse verrenkt hatte.
Bluey sah ihn, schob Hades einen Cappu rüber und bemerkte: „Ich hab dir doch gesagt, dass der irgendwann irgendwo wieder auftaucht.“