Bemerkung des Autors: Thora: Ich finde es auch GANS toll, dass Deutschland weiter ist. Doch was passiert, wenn ein Spieler verletzt ist und durch unglückliche Umstände auf einmal ein blaues Pony einspringen muss? Wenn der Schiedsrichter plötzlich verschollen ist und man einen weiteren Ersatz braucht? Kann die Mannschaft unter diesen Umständen ins Halbfinale einziehen? Und werden noch weitere unvorhersehbare Dinge passieren? Über einen netten Bericht des Spiels würde ich mich sehr freuen. Natürlich dürfen auch weitere Myfflonier dabei sein. Ich bin gespannt :D *** AN: Ich darf über einige Spieler nicht schreiben (s. verbotene Personen), von daher sorry, wenn die Aufstellung etwas anders ist als in wenigen Minuten.
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„Wusstest du, dass 95% der Namen der italienischen Fußball-Nationalspieler auf einem Vokal enden? Also über die Jahre betrachtet. Nicht diese EM, denn …“ Das Pony wurde rüde unterbrochen.
„Es interessiert mich nicht“, knurrte Hades. „Ich mag keinen Fußball. Und die EM geht mir am Ar…m vorbei.“
„Lüg doch nicht. Am Montag hast du auch das Island-Fanfähnchen geschwenkt. Ich hab es ganz genau gesehen!“
Der Mod-Gott verfluchte den Moment der Schwäche. „Wenn du noch einmal irgendwas von Fußball, Schland, Schlaaaand und insbesondere Schlaaaaaaaaaaaaaaaaaaaand erzählst, schick ich dich in die Wüste“, grollte er und funkelte das Pony an.
Bluey verkniff sich ein „mit den Guckerchen kannste bestimmt im Dunkeln lesen“ und beschloss, den Chef erst wieder anzusprechen, wenn er bessere Laune hatte – oder (was wohl eher geschehen würde), wenn sie bereit war, seine Warnung zu ignorieren. Stattdessen trabte sie von dannen und richtete ein Blutbad unter den Terroristen des Myffenlands an. Diese Geschichte soll übrigens ein andermal erzählt werden. Alles der Reihe nach.
Die guten Vorsätze des Ponys hielten überraschend lange. Quasi bis zum nächsten Samstag, als das Schlaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaand-Spiel gegen Italien stattfinden sollte. Bluey war natürlich sehr aufgeregt. Einerseits fürchtete sie den Fluch Italiens, andererseits vertraute sie auf Löws Halbfinalstatistik. Eine schwierige Situation. Nervös wie sie war, babbelte sie bei einer Kontrollstreife mit Hades ununterbrochen. Die Tatsache, dass der Chef schon aus den Ohren rauchte, ignorierte sie gekonnt – oder unvorsichtiger Weise, je nach Betrachtungsstandpunkt.
„… eigentlich sind sie uns taktisch überlegen, zudem haben sie Spanien besiegt, aber wenn wir die Italiener müde spielen können – und ich mein, sie sind nicht gut in Form …“
PLOFF. PLOFF.
Die Sonne brannte vom Himmel und das Pony saß ziemlich verdattert im weichen Wüstensand. „Haha, sehr witzig. Du hast deinen Spaß gehabt. Können wir jetzt weiterarbeiten?“ Kein Ploff ertönte. „Ich hab es ja verstanden. Fußballgespräche nur mit den anderen.“ Immer noch Stille. „Hades? Hades, das ist nicht witzig.“ Das Pferdchen rappelte sich auf und klopfte sich den Sand vom Hintern. „Hadeshadeshadeshadeshadeshadeshades.“ Offensichtlich hatte der Mod-Gott die Ohren auf Durchzug gestellt. „Dein Name ergibt Shades, wenn man nur schnell genug redet.“ Selbst das schien ihn nicht zu bewegen. „Na, dann genieß ich halt den Sommer, bis du wieder kommst. Immerhin ist bei uns schlechtes Wetter. Aber wehe, ich bekomm Sonnenbrand. Lila steht mir so gar nicht.“ Bluey blickte sich skeptisch um. Immer noch nichts. Aber er würde schon zurückkommen!
Eine Stunde später war das Pony lange nicht mehr so optimistisch. Im Gegenteil, es fluchte, schimpfte und brubbelte vor sich hin. „Das gibt Rache“ war der dominierende Satz, gefolgt von „wehe ich verpass das Spiel“, bis der Durst es zwang, weniger zu reden. Stattdessen beschloss es, sich in Bewegung zu setzen und eine Oase zu suchen. Vielleicht konnte es dort ja auch ein paar nette Araber-Pferde kennen lernen. Kultureller Austausch war stets anregend.
Es ist nicht Aufgabe dieses Werkes, die Stolpertour durch den Sand zu beschreiben. Deshalb bedient es sich eines allseits bekannten Kniffs, nämlich der „Flasche ex macchina“, über die Bluey irgendwann stolpert. Gierig griff das Pony danach, schließlich war es durstig, doch es kam kein Tropfen Flüssigkeit heraus. Ärgerlich schüttelte es das Glas – aus dem es auch prompt zu rauchen anfing.
„Ich bin der Geist aus … aus … Verdammt!“ Es quietschte und etwas versuchte, sich durch den schmalen Hals des Gefäßes zu zwängen. „Gestern ging es doch noch. Dieser doofe Bauch.“ Langsam schob sich der Kopf des Geistes über den Rand der Flasche. Dann ging nichts mehr. „Mist. So viel zu meiner verbliebenen Würde und Erhabenheit. Na, hilft ja nichts – ich bin Reiner Calmund, der Geist in der Flasche. Und ich werde dir drei Wünsche erfüllen. Aber wähle klug.“
Das Pony war zu müde und zu durstig – trotzdem nahm es sich den Rat zu Herzen. Es grübelte kurz, dann entschied es: „1. Ich möchte das Spiel Deutschland-Italien sehen und zwar so nah, dass ich den Schweiß der Spieler riechen kann. 2. Ich will einen absolut unparteiischen Schiedsrichter. 3. Rache an Hades wäre auch nett.“
„Gewährt.“ PLOFF.
Bluey stand auf dem Rasen des Matmus Atlantique in Bordeaux. Begeistert starrte sie die Fanränge hinauf. „Wow! Das ist ja fast so, als würde ich selbst mit…“ Ganz langsam dämmerte ihr, was hier geschah. In Zeitlupe wanderte ihr Blick an sich herunter. Sie trug tatsächlich ein Deutschland-Trikot. „Ich hab doch nichts von mitspielen gesagt. Nur so nah dran sein, dass … “ Da bemerkte sie den Fehler in der Formulierung ihres Wunsches. „Mist.“
In diesem Moment kam Löw auf sie zu und wollte ihr die Hand auf die Schulter legen. Nervös trappelte das Pony zur Seite. Es hatte schließlich die Bilder gesehen. „Bluey, die zweite Halbzeit steht an und wir liegen 0:1 zurück. Du musst uns retten. Es ist högscht dringend. Zeig der Welt, dass du besser bist als Sironel Babsi.“
„Heißt das nicht Lionel Messi?“
Löw schüttelte irritiert den Kopf. „Wer ist dieser Messi? Der argentinische Weltklasseschpieler heißt Sironel Babsi, ist neben seinen Dribblings bekannt für seine blauen Haare, die Muscheltatoos auf dem Brustkorb und högscht schrecklichen Gesänge.“
„Okay, aber warum ich?“
„Nun, der Spieler, den du ersetzen sollst, darf in einer Myfflonia-Geschichte nicht auftauchen. Deshalb hat er sich eine plottaugliche Zerrung des linken Ohrläppchens zugezogen. Von daher bleibt uns nichts anderes übrig. Du hast eine högscht wichtige Rolle zu spielen.“
Bluey überlegte. Dann fiel ihr Blick auf die Bank. Dort saßen noch zwei Spieler, die in dieser Geschichte nicht auftauchen durften. Sie sah ein, dass Löws Möglichkeiten begrenzt waren.
„Was ist nun, Bluey? Schau, der Schiri kommt schon und fragt, ob wir dich einwechseln sollen.“
„Wo?“ Schnell drehte sie sich um. Man hörte nur ein Bums und ein Uff, dann rappelte etwas die Treppe in den Kabinengang hinunter. „Aua, mein Hintern. Wo ist denn jetzt der Schiedsrichter?“
„Der wird wohl einen Ersatzmann brauchen“, kommentierte Löw trocken. Dann winkte er Oliver Bierhoff herbei, der dem Pony die Taktik auseinander setzte, während sich die Sanitäter um den verunfallten Schiedsrichter kümmerten.
Unterdessen aktivierte die UEFA ihre letzten Reserven und schickten jemanden, mit dem niemand gerechnet hätte.
„Hades? Was machst du denn hier?“, fragte das Pony.
„Ich bin Schiri.“
„Du? Du hast doch null Ahnung von Fußball. Auf die Erklärung bin ich gespannt.“
„Ich wurde von einem Geist in der Flasche entführt und hierhergebracht. Ich kann mich nicht aus dem Stadion ploffen. Er murmelte etwas von ‚Rache des blauen Ponys‘. Du weißt nicht zufällig etwas darüber?“, grummelte der Mod-Gott und starrte das Pferdchen durchdringend an.
„Ich? Würde ich so was tun? Was denkst du von mir?“
Hades murmelte etwas Unverständliches, beließ es aber dabei. „Der Ball ist rund. Das Runde muss ins Eckige. Das Spiel dauert neunzig Minuten. Abseits ist, wenn der Schiri pfeift.“ Er zuckte mit den Achseln. „Das ist alles, was ich über Fußball wissen muss, hat der Geist gesagt.“
„Ich bin unterweltigt oder unterwältigt – kannste dir aussuchen“, brummte Bluey. „Das wird ja heiter.“
Doch zunächst war es okay. Das Pony nahm seinen Platz im defensiven Mittelfeld ein, Hades pfiff (nach lautstarker Aufforderung durch seine Team-Kollegin) an und zwanzig Feldspieler liefen brav über den Rasen. Der Schiri-Mod-Gott war eindeutig zu faul zu rennen und beschränkte sich eher darauf, hin und herzuploffen. Auch wenn er sich nicht aus dem Stadion retten konnte, hier funktionierte seine Fähigkeit noch ordnungsgemäß.
Oben in der Moderatorenbox diskutierte ein Pinguin mit einem kleinen Wolf über das Spiel.
„Ich bin ja nicht so sicher“, kommentierte Thora-Wolf gerade, „ob die Wahl des Schiedsrichters so gut war. Er lässt schon sehr viel laufen.“
„Viel laufen sollte das dicke Pony auch“, bemerkte Ally gehässig. „Ist gut gegen den Bauch.“
„Das könnte ja auch die bevorzugte Taktik der deutschen Spieler gegen die Italiener sein. Zumindest konditionell sollten die Deutschen den Azzurri auf diese Weise überlegen sein.“
„Bisher haben sie sich an der Defensive der Italiener die Zähne ausgebissen. Wenn sie es nicht schaffen, diese auseinanderzureißen und Räume zu finden, fliegen sie raus. Schließlich liegen sie nach einem Konter der Squadra Azzurra in Rückstand.“
Fünfzigste Minute. Hades erblickte einen Vuvuzela-Spieler und ploffte mal eben auf die Tribüne, um ihm das Instrument … irgendwo hin zu schieben. Der Ort darf aufgrund des P16-Ratings nicht genannt werden.
Dreiundfünfzigste Minute. Ally und Thora versuchten zu erraten, welche Rückennummer Bluey denn nun hatte. Sie behaupteten, dass diese aufgrund der Breitenverzerrung schlecht zu lesen sei.
Fünfundfünfzigste Minute. Das Pony konnte nicht viel, aber es hatte schnell verstanden, wie weit es gehen konnte. Während Pelle nicht hinschaute, trat es auf sein Schnürband, so dass sich sein Schuh öffnete. Der Spieler verlor diesen beim anschließenden Sprint. So konnte ein schneller Konter erfolgreich unterbunden werden. Die Beschwerde des Italieners ignorierte Hades achselzuckend. Er hatte nichts gesehen und fand eh, dass die beiden das unter sich ausmachen sollten. Schließlich waren sie erwachsen.
Sechsundfünfzigste Minute. Bluey eroberte den Ball gegen Eder. Sie schob ihn (das Leder, nicht den Spieler) sich unter den Bauch und dribbelte auf diese Weise das Spielfeld entlang. Dann kam sie jedoch aus dem Rhythmus, trat auf den Ball und flitschte ihn so aus der sicheren Deckung. Das Spielgerät landete glücklicherweise bei Gomez, der einmal mehr seine Vollstreckerqualitäten demonstrierte. Buffon hatte keine Chance.
1:1
„Ich raste aus“, brüllte eine Weintraube auf den Zuschauerrängen und brach in Tränen aus, während alle „Seven Nation Army“ mitgröhlten.
Sechzigste Minute. Das Publikum stimmte „Will Griggs on fire“ an, was kurzerhand umgedichtet wurde in „Our pony‘s on fire“. Daraufhin rannte das Pony entsetzt zum Sanitäter, weil es kurz dachte, dass es brennen würde. Geistige Verwirrung war im Fußball zum Glück relativ normal. Nanananananana nanana nana.
Fünfundsechzigste Minute. Die Gegner tasteten sich ab und spielten lange Ballstaffetten.
„Gomez, Müller, Blueys Hintern, Kimmich, Müller, Khedira, wieder der dicke Hintern“, kommentierte Ally mit süffisantem Grinsen. „Ponykopf, Pelle, Eder … das wird gefährlich.“
Sechsundsechzigste Minute. Ein schneller Konter lief über die beiden italienischen Stürmer Eder und Pelle auf Manuel Neuer zu. Die Fans schrien auf. Dann ein Seufzer der Erleichterung auf der deutschen und ein gequältes Aufstöhnen auf der italienischen Seite, als Neuer eine seiner Glanzparaden auspackte und sich das Leder sicherte.
„Glück gehabt“, murmelte das Pony und schüttelte sich. Es wollte wirklich kein Gegentor verursachen.
Siebzigste Minute. Hades schickte den italienischen Trainer Antonio Conte auf die Bühne, da dieser unlautere Wörter benutzt hatte. Der Hinweis, dass er die Befugnis dazu besaß, war von einem biestigen kleinen Pony gekommen, welches zuvor den Coach der Azzurri provoziert hatte (dessen Aussage. Was an Zunge rausstrecken und „Ihr könnt nach Hause fahren“ singen provozierend sein sollte, konnte sich Bluey beim besten Willen nicht erklären).
Vierundsiebzigste Minute. Ally ging sich ein Bier holen. Sie brachte Thora einen Kaffee mit. Bevor einer von ihnen einschlief. Diese Mittelfeldballverschieberei war aber auch zu öde.
Sechsundsiebzigste Minute. Die Weintraube entdeckte eine alte Freundin: Naturwunder, einen schwarzen Panter, der sich passenderweise rote und gelbe Streifen ins Fell gemalt hatte. Gemeinsam gelang es ihnen, das von der Weintraube vorbereitete Banner zu hissen: „Deutschland vor, noch nen Tor.“
Siebenundsiebzigste Minute. Hades ploffte auf die Tribüne und verdonnerte die beiden Edelfans, ihren Grammatiklapsus auf dem Banner zu beheben.
Achtundsiebzigste Minute. Wieder ein Konter der Italiener. Neuer kam raus, doch ein Pass auf Chiellini hebelte ihn aus. Das Tor war frei. Der Italiener nahm Maß und schoss. Die Zuschauer schrien auf, doch im letzten denkbaren Augenblick schob sich ein Ponyhuf in den Weg und klärte ins Seitenaus. „Vielleicht bin ich gar nicht Blue-Rider“, murmelte die Kleine. „Vielleicht bin ich Manuel Neuer.“ Ihre Worte gingen im Jubel der deutschen Fans unter, die noch einmal „Our pony’s on fire“ sangen. Nanananananana nanana nana.
Neunundsiebzigste Minute. Der Einwurf der Italiener wurde von Boateng abgefangen. Der passte zu Khedira, zurück zu Hummels … und schon ging die Kurzpassspielerei wieder los. Ally gähnte und Thora nahm einen großen Schluck Kaffee.
Einundachtzigste Minute. Das Pony erkannte, dass es so nicht weitergehen konnte. Es war einfach zu müde. Und es hatte keinen Bock auf Verlängerung. Es brauchte einen Plan, um endlich die Führung zu erzielen und dieses Drama zu beenden.
Dreiundachtzigste Minute. Ally schnappte sich ein Megafon. „Pony, es ist peinlich, wie du grübelnd auf dem Rasen sitzt. Beweg deinen fetten Hintern!“
Vierundachtzigste Minute. Ein wütendes Pingi stürmte auf das Feld, nachdem Bluey „Was macht eigentlich Österreich gerade? Spielt ihr noch oder wählt ihr schon?“ zurückgebrüllt hatte.
Fünfundachtzigste Minute. Ordner führten den schwarz-weißen Flitzer ab. Dieser hatte nichts gegen die Handschellen, zumal einer der Männer in den orangenen Westen echt scharf war.
Sechsundachtzigste Minute. Bluey hatte endlich eine Idee. Jetzt musste sie nur noch die Mitstreiter informieren und dann …
Achtundachtzigste Minute. „Das geht doch nicht. Das ist gegen die Regeln“, wandte Kimmich ein.
„Das weiß der Schiedsrichter doch nicht“, antwortete Bluey. „Außerdem werden wir ihn erfolgreich ablenken. Vertrau mir einfach.“
Neunundachtzigste Minute. Der wohl seltsamste Plan in der Geschichte des Fußballs begann. Joachim Löw, Bierhoff und die Spieler auf der deutschen Ersatzbank hielten plötzlich Plakate in der Hand. „Ehr berürde mich dahunten!“ oder „Sein Drachentöter wollte meine Höhle besuchen.“ stand darauf.
Oben in der Kommentatorenkabine nippte Thora an ihrem inzwischen lauwarmen Kaffee und runzelte die Stirn (ja, das kann sie gleichzeitig). „Was soll das denn werden?“, fragte sie sich und die Zuhörer. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“
Der Mod-Gott schon und er wusste genau, was zu tun ist. Er ploffte zur deutschen Bank und schimpfte ausgiebig mit den Anwesenden, um die Entfernung der Plakate zu erreichen. Unterdessen zog Bluey ihr Trikot aus. Nun ganz in blau mischte sie sich unter die italienische Elf und schaltete sich dort unauffällig ins Passspiel ein. Tatsächlich bekam sie den Ball. Sofort provozierte sie einen Fehlpass, der bei Hector landete. Dieser spielte weiter zu Khedira, der auf Müller. Der Mittelfeldspieler lief die Seitenlinie entlang, bis zur Grundlinie. Sofort schlossen die Italiener die Reihen im Strafraum. Es wimmelte nur so von blauen Trikots. Die Flanke kam scharf herein. Die Squadra Azzurra versuchte, den Angriff zu verteidigen. Ein spätes Tor wäre fatal. Einige deckten den Boden, andere schraubten sich zum Kopfball hoch. Was dann passierte, war ein Moment für die Ewigkeit.
Ein blauer Spieler kam ungedeckt zum Abschluss, doch statt zur Ecke zu klären, lenkte er den Ball auf den Kasten. Buffon war zu überrascht, um zu reagieren.
„TOR!“, brüllten die deutschen Fans und die Italiener schauten verdutzt. Hatte tatsächlich einer von ihnen ein Eigentor erzielt?
Doch das konnte nicht sein, schließlich lief der Schütze gerade auf den deutschen Fanblock zu. Alles jubelte (Our pony’s on fire. Nanananananana nanana nana) und Hades, der endlich erreicht hatte, dass die regelwidrigen Plakate verschwanden, erkannte brav auf Tor – den Protest der Linienrichter und italienischen Spieler bezüglich angeblicher Regelübertretungen ignorierte er. Schließlich hatte er hier das Sagen und genauso viel Lust auf eine Verlängerung wie Bluey. Das Pony, welches die Italiener so bösartig ausgetrickst hatte, fand sich währenddessen unter einer Jubeltraube von Mitspielern begraben.
„Ich wollte ja unbedingt ihren Schweiß riechen“, grummelte es in sich hinein, grinste dabei aber breit. Sie waren in Führung. Jetzt mussten sie diese nur noch über die Zeit bringen. Doch das sollte kein Problem sein. Schließlich war das Spiel so gut wie vorbei.
Neunzigste Minute. Pünktlich pfiff Hades ab. Verlängerung, Nachspielzeit? Pustekuchen. Nicht mit ihm. Sollten die Deutschen doch weiterkommen… Der Jubel im Stadion wurde laut. Es wurde geklatscht, gesungen, Vuvuzelas tuteten laut, Trommeln wurden geschlagen und irgendwo gingen die ersten Böller hoch.
In diesem Moment realisierte Hades seinen Fehler. Autokorsos, Schlaaaaaaaaaaand und Ruhestörungen bis tief in die Nacht – all das wäre ihm erspart geblieben, wenn er nur die beiden Tore der Deutschen aberkannt hätte. Dumm von ihm. Warum war ihm das nicht eher eingefallen?
Das Pony, das mittlerweile seinen endgültigen Rücktritt aus dem Nationalteam erklärt hatte, klopfte dem Chef beruhigend auf die Schulter. „Nett von dir, erst jetzt zu merken, dass du es dir angenehmer hättest machen können.“
„Kannst du etwa Gedanken lesen?“
Bluey schüttelte den Kopf. „Nein. Aber ich kenn dich gut genug. Komm, alter Mann, lass uns heimgehen. Fußball gibt es für mich nur noch vom Sofa. Und du tröstet dich damit, dass es maximal noch zwei Spiele sind.“
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, murmelte der Chef müde eine letzte Fußballweisheit. „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“