Bemerkung des Autors: ally242: KLAR *o* ... und weil du zu betteln scheinst ;) Weißt du, ich hab dich GANS lieb und schon ewig nix mehr gansiges von dir gelesen. Und in Zeiten wie diesen, wo alles ein bisschen drunter und drüber geht, würde es mich schon wahnsinnig interessieren, was in deinem blauen Kopferl so vor sich geht. Was treib Chef Hades so? Wie geht das Pony mit der neuen Verantwortung um? Wer hat die Mörderaxt geklaut und warum (in Dreipingisnamen!) ist die Nagelkeule so rosa? Pony, ich muss es wissen! BITTE :D *** Ich bin nicht sicher, ob die Aufgabenstellung erfüllt und die Darstellung für alle Beteiligten besonders lustig ist, aber *schulterzuck* manchmal hilft nur Galgenhumor.
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Es gab nicht viele Wege, um das blaue Pony um den Schlaf zu bringen. Eigentlich keinen. Es konnte immer, überall und in jeder Körperhaltung einschlafen. Selbst literweise Kaffee entfaltete oft nicht die gewünschte Wirkung. Nein, wenn das Pony schlafen wollte, schlief es … teilweise sogar so schnell, dass es nicht mal merkte, dass es eingeschlafen war.
Zumindest war dem bis heute so gewesen. Doch jetzt lag Bluey wach und starrte auf die Tasche – bzw. den Schrank, in dem sich die Tasche befand. Welche Tasche? Na, die Super-Tasche mit den Mod-Schildern drin. Seit neustem war die Kleine in der Lage, andere User zu „befördern“ (oder zu verdammen, je nachdem, wen man fragte).
„Pass gut darauf auf“, hatte ihr Hades noch eingeschärft.
Bluey hatte nicht vor, ihn zu enttäuschen, auch wenn sie schon soo müde war. Soo unendlich müde. Und die Lider soo schwer. Sie gähnte herzhaft. „Du musst wachbleiben“, murmelte sie und erlaubte sich, ein Auge zu schließen. Aber nur das eine. Das andere musste immer auf die Tasche gerichtet sein.
Die Stunden gingen vorbei und das Pony überlegte schon, ob es ein Wal sei – nicht wegen der Figur, liebstes Pingi, sondern weil es immer eine seiner Gehirnhälften abwechselnd schlafen lassen konnte. Eine hervorragende Sache, wenn man lange wachbleiben will, obwohl die Lider so schwer waren und das Pony immer wieder herzhaft gähnen musste.
Erst, als eine rosa Glitzerfee vor Bluey auftauchte, merkte sie, dass etwas falsch war. Entsetzt riss sie die Augen auf, doch das Fabelwesen blieb. Es entpuppte sich beim näheren Hinsehen doch tatsächlich als winziger Hades, der ein rosa-pinkes, mit Glitzer besetztes Feenkostüm trug. Selbst seine Haare waren rosa, die opulenten Flügel allerdings pink.
„Kein Grund, so entsetzt zu gucken“, brummte er und ließ seine rosa Nagelkeule in die offene Handfläche klatschen. „Ich bin immer noch furchterregend.“
„Die Stiefel sind der Hammer“, gestand das Pony neidisch. „Gibt es die auch in meiner Größe?“
Glitzer-Hades überging ihre Frage einfach. „Solltest du nicht schlafen?“
„Aber das geht doch nicht …“
„Du musst aber schlafen. Du bist eindeutig müde.“
„Woher willst du das wissen?“
Er grinste. „Du halluzinierst ja schon. Oder denkst du, ich würde hier tatsächlich als rosa-pinke Glitzerfee herumsausen?“
Bluey war unschlüssig, für welche der beiden Antwortmöglichkeiten sie wohl eher eins mit der Nagelkeule übergezogen bekäme und entschied sich für ein unverbindliches Grinsen.
„Ach, schlaf endlich“, schimpfte Hades. Er hob seine Lieblingswaffe und gab dem Pony einen beinahe zärtlichen Klaps zwischen die Öhrchen, worauf es sich auf die Seite rollte und leise zu schnarchen begann. „Na, dann hoffen wir, dass das Sandmännchen nächste Woche wieder im Dienst ist, für den Job bin ich wirklich nicht geeignet – und wohl auch falsch angezogen“, brummte der Mod-Gott und verschwand.
Das unbestreitbar Schöne an einem Traum war, dass man Dinge unumstößlich wusste, ohne einen Grund oder Beweis dafür zu haben. So war sich Bluey sofort sicher, dass ihr jemand die Mörderaxt gestohlen hatte. Sie brauchte nicht einmal nachsehen, ob die tatsächlich weg war. Sie beschloss prompt, nach ihrer Lieblingswaffe zu suchen. Eigentlich ein zeitraubendes Unterfangen, aber hier gilt die stets zu akzeptierende Traumlogik, die quasi das Gegenteil von realer Logik ist.
Bluey wunderte sich daher nicht einmal, dass ihr nach zwei Sekunden klar war, dass die Axt weder in Hades Wohnhöhle, noch in Sirens See oder in Eagles Horst versteckt war – obwohl sie all die Orte in der Zeit niemals hätte erreichen, geschweige denn gründlich durchsuchen können.
Auch zuckte sie nicht mit der Wimper, als ihr das Eulchen begegnete, sie ohne längeren Dialog wieder verließ und dabei murmelte: „Ich weiß, wo ich nachgucken könnte.“
Bluey winkte nur und trabte weiter, fragte Shantis sehr verlassenen Gebetsschal um Rat, sah ein Bambi mit einem Kiwi auf der Blume in den Wald davonspringen und ... traf bereits wieder auf Saki.
„Im Trollland war deine Axt nicht“, teilte diese nur kurz mit.
Das Pony runzelte die Stirn. Nicht wegen der Antwort, sondern weil ihr das Eulchen merklich größer vorkam. Heimlich und unbemerkt (auch hier: Traumlogik beachten) schlich sie hinter Saki und maß die Größe des Federviehs mit dem Huf. Tatsächlich war das Eulchen gewachsen. Um einen halben Hufbreit.
Doch Bluey hatte inzwischen ein Bewusstsein dafür, dass sie sich in einem Traum befand und wunderte sich erst mal nicht. Stattdessen machte sie sich auf die Suche nach Siren, um ihr einige Kekse aus den Rippen zu leiern. Ihre schlanke Figur (Traumlogik ist was Feines) konnte einige Extrakalorien durchaus vertragen.
Einen Cappu und reichlich Kekse später war sie wieder dabei, sinnlos durch Myfflonien zu streifen, als vor ihr eine Kralle auftauchte. Bluey guckte diese verblüfft an, um dann – in der schönsten Filmzeitlupe – den Blick langsam nach oben wandern zu lassen: Über der Klaue thronte ein riesiger, befederter Unterkörper, ein Brustflaum, der so massig war, dass er lange Schatten warf und dann ein furchteinflößender Schnabel. Noch schlimmer und vor allem mehrere hundert Mal größer als der des Nordpolspitzschnabelpinguins.
„Saki, was ist denn mit dir passiert?“, fragte das Pony, nachdem es sich von seinem Schrecken erholt hatte.
Das Eulchen antwortete nicht.
„Rede doch mit mir.“
PLOFF.
Hades erschien, als hätte er geahnt, dass es Probleme gab. „Was zum Geier ... Eulchen ... was?“ Auch er war sprachlos (und nicht die Art sprachlos, die er ständig hat, sprich die, bei der er einfach nicht mit einem redet, weil er Wichtigeres zu tun hat). So etwas hatte selbst er noch nicht gesehen. „Wehe, du setzt dich auf meine Schulter. Da brech ich ja zusammen!“
Das war zu viel für den bunten Vogel, wortlos drehte er sich um und verschwand.
„Na toll, Hades, sehr sensibel“, fauchte das Pony.
„Was hättest du denn gesagt?“
Bluey beschloss, darauf nicht zu antworten. „Wir müssen sie finden und etwas dagegen unternehmen. So kann sie nicht bleiben.“
Der Mod-Gott nickte. „Stimmt. Aber erst mal müssen wir herausfinden, warum sie so geworden ist.“
Sie nickte. „Du hast Recht. Nur dann können wir etwas unternehmen. Lass mich das Reden übernehmen. Ich mach das schon.“
Eigentlich hätte Bluey wissen müssen, dass das keine gute Idee war. Immerhin war sie der Meister der Fettnapfsuchgeräte. Aber wie so oft wollte das Pony da nicht wahrhaben und so nahm sie – sinnbildlich gesprochen – Anlauf, um sich mal wieder mit einer Arschbombe in die Nesseln zu setzen.
Es dauerte drei ganze Tage, bis Bluey das Eulchen fand. In dieser Zeit schien sie noch riesiger geworden zu sein. Sie schien kaum noch nach Myfflonien zu passen.
„Okay, ein Vier-Augen-Gespräch wird da schwierig“, stellte die Kleine fest. Dann sah sie einen großen Baum. Doch sie konnte nicht klettern. „Hades“, brüllte sie.
PLOFF.
Hades tauchte auf – wieder einmal im rosa Glitzerkostüm und in Feengröße.
„Das trifft sich gut, hilf mir auf den Baum.“
„Ich bin weder Gewichtheber noch Gott.“
Das Pony runzelte ärgerlich die Stirn. „Hades, Gott der Unterwelt – klingelt da was?”
„Nö. Nicht so, wie du denkst. Außerdem bin ich kein Ich-Zauber-Dir-Die-Lösung-Laden.“
Bluey wünschte sich sehnlichst ihre Mörderaxt herbei, um schwerere Diskussionsargumente zu haben, aber im Gegensatz zu der Nagelkeule hatte diese keine Rückruffunktion. Das musste sie unbedingt nachrüsten. „Kannst du nicht zaubern? Immerhin bist du jetzt eine Fee.“
„Das ist eine Nagelkeule und kein Zauberstab, liebstes Pony“, brummte der Myff-Polizist und seine Augen blitzten gefährlich (was selbst auf seiner aktuellen Größe reichte, um das Pony zu beeindrucken).
„Hilfst du mir jetzt oder nicht?“, fragte dieses ungeduldig.
Die Mod-Fee schüttelte ungläubig den Kopf. „Merkst du noch was? Du bist doch schon oben.“
Bluey sah sich irritiert um. Tatsächlich musste sie in Panik vor Hades’ drohendem Wutanfall auf den Baum geklettert sein, denn jetzt sah sie sich Auge in Auge mit dem Eulchen. Ob das bei dessen aktuellen Dimensionen wirklich so viel angenehmer war, als sich mit einer winzigen rosa Fee auseinander zu setzen, wagte Bluey zu bezweifeln, doch auch hier gewann die Traumlogik über den gesunden Menschenverstand.
„Hi, wir müssen reden.“ Sie winkte albern.
Saki schüttelte traurig den Kopf. „Immer, wenn ich den Schnabel aufmache, löse ich Panik unter den Myffloniern aus und werde von den Mods attackiert“, schuhute sie.
Das Pony merkte deutlich, wie der Baum unter ihr allein durch den Klang dieser kurzen Worte erzitterte. „Dann flüstere es mir ins Ohr. Wenn es keiner hört, kann dich auch niemand angreifen. Wir müssen dir doch irgendwie helfen können.“
Das Eulchen nickte unglücklich und die beiden begannen ein kurzes Gespräch. Tatsächlich schien das Federvieh in dessen Verlauf langsam zu schrumpfen.
„Es wirkt“, rief Bluey erfreut.
Doch dann schoss Saki auf einmal in die Höhe, wuchs immer weiter und weiter.
„Hör doch auf“, brüllte das Pony, das auf seinem Baum ganz schön in Bedrängnis geriet, als das Eulchen aufgeregt mit den Schwingen schlug. „Hör auf, oder ...“
Der von den Flügeln verursachte Luftzug reichte aus und Bluey verlor den Halt. Zum Glück gab es hier die Traumlogik, sonst hätte sie den Sturz aus der großen Höhe wohl kaum überlebt. So landete sie zumindest halbwegs weich.
Wütend rappelte sie sich auf. „Du gibst dir ja gar keine Mühe“, schimpfte sie und trat Saki –wenn auch recht wirkungslos – vor die Kralle. „Sag uns doch, was passiert ist und wie wir dir helfen können? Wir können nicht in deinen Kopf gucken. Schnell, bevor es zu spät ist.“
Währenddessen war das Eulchen noch größer geworden. Beinahe schmerzhaft aufgebläht war sein Körper. Es stand kurz vor dem Platzen und niemand wusste, was das für Folgen haben würde.
In Panik begann Saki umherzulaufen. Zum Glück waren sie in einer recht unbewohnten Gegend, so dass sie kaum Schaden anrichtete. Nur ein älteres, frisch grün und blau gestrichenes Gartenhaus stand im Weg und geriet unter die Krallen.
Hades schloss entsetzt die Augen. „Mist.“
„Meh“, sagte das Pony fast gleichzeitig. „Das war unnötig.“ Sie blickte wieder nach oben. „So halt doch still. Wir wollen dir doch nur helfen.“
Aber es war zu spät. Das Eulchen hatte den Punkt erreicht, an dem es nicht mehr zurückkonnte. Es blähte sich noch ein Stückchen auf, bis ...
PENG
Ein lauter Knall erschütterte Myfflonien. Die Erde bebte, Flüsse traten über die Ufer und einige Bewohner zogen sich erschrocken zurück. Dann wurde es schlagartig ruhig. Es schien, als wäre die Zeit stehen geblieben. Für einen Moment hielten alle die Luft an.
„Sie ist fort“, murmelte das Pony schließlich fassungslos. „Einfach so.“
Hades setzte sich zwischen ihre Ohren. „Das passiert, weißt du? Vertrau einer weisen, rosa Glitzerfee.“ Er grinste schief, denn auch ihm lag die Szene schwerer im Magen, als er zugeben wollte. „Übrigens, herzlichen Glückwunsch.“ Er schwenkte den Nagelkeulenzauberstab und vor Bluey landete eine braune Umhängetasche. „Da sind die Mod-Schilder drin. Eigentlich war es Sakis, aber jetzt gehört sie dir.“
„NEIN.“ Mit einem lauten Schrei erwachte das Pony aus seinem Albtraum. Draußen war es bereits helllichter Tag. Selbst Hades war schon auf.
Der Becher Cappu, mit dem er das Pony hatte überraschen – und nach seiner gestrigen Attacke wecken – wollen, flog ihm aus der Hand, als dieses zu dem Schrank hastete, ihn aufriss und erleichtert seufzte.
„Die Tasche ist noch da. Und meine Mörderaxt auch. Das Schild der Macht ist da ... alles ist gut.“ Sie schaute zu ihrem Besucher auf. „Das Ding“, sie deutete auf die Tasche, „macht mir mehr Kummer als Freude.“
Der Mod-Gott legte eine große Hand zwischen die Ohren des Ponys. „Kein Grund zur Panik, sie kommt schon nicht weg.“
„Aber wenn ich eines der Schilder verliere und plötzlich ein Troll im Team ist ...“
Er lächelte. „Das kann gar nicht passieren. Denn die Tasche öffnete sich nur, wenn du es willst.“
„Das hättest du mir eher sagen können“, maulte die Kleine. „Wenn du wüsstest, was für Albträume ich hatte.“
„Das Gute an Träumen“, sinnierte er, „ist, dass nicht alles wahr ist.“
„Zum Glück“, seufzte Bluey. „Zum Glück.“