Bemerkung des Autors: BoshafterUnschuldsengel: So da ich hier einen Gast habe, und der mich so eben gefragt hat um was es denn hier geht, hab ich ihm das natürlich sofort erklärt. Leider muss ich es ihm an einem Beispiel zeigen, und du mein liebes, kleines, flauschiges Pony bist mein vorzeige Objekt. Verfasse doch bitte einen kleinen Text! Hauptthema: jemand hat dir deine lieblings Bürste geklaut! Erzähl uns doch wie du darauf reagiert hast, und was du getan hast um sie wieder zu bekommen. Aber die wichtigste Frage: warum taucht an jeder Ecke ganz unscheinbar eine Gans auf? Viel Spaß dein Boshaftes Engelchen *Muhahahaha*
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Es gab nicht viele Dinge, auf die Bluey stolz war. Neben ihrem Schild der Macht, ihren Pariser Pony Party Pumps und ihren tollen Geschichten war es ihre dichte blaue Wallemähne und ihr perfekt gelockter Schweif. Auch wenn beides aussah, als würde viel Pflegeaufwand dafür notwendig sein, brauchte Bluey nur eine einzige, zugegeben magische Zauberbürste. Diese frisierte auf ein einziges Zauberwort Blueys Mähne und Schweif perfekt in Form. Deshalb war diese Bürste ihre absolute Obersuperdupermegalieblingsbürste. Niemand außer ihr durfte sie berühren. Doch eines Tages passierte etwas, das Blueys Verhältnis zu ihrer Bürste nachhaltig verändern sollte:
Nach einer bewegten Nacht, in der sie geträumt hatte, dass sie eine Primaballerina wäre, erhob sich Bluey wie immer übel gelaunt. Mit ihrer Mörderaxt zerteilte sie den Wecker in zwei Hälften, was sein bis dahin schrilles Fiepen leider nur in einen noch unmelodischeren Ton verwandelte. Zwei gezielte Huftritte lösten auch dieses Problem, allerdings würde Bluey wohl einen neuen Wecker brauchen.
Dies war ihr in diesem Moment aber ziemlich egal. Missmutig tapste sie zum Spiegel.
„Welcher Lkw hat dich denn heut Nacht überfahren?“, knödelte sie ihr Spiegelbild mit einer Stimme an, die noch immer tief in ihrer Bauchhöhle zu stecken schien.
Tatsächlich hatte Bluey mit dieser Aussage nicht ganz Unrecht. Ihre Augen waren verquollen, die Haare sahen aus wie eine ganze Horde Hühnernester und unter ihrem Kinn konnte sie eindeutige Beweise sehen, dass sie beim Schlafen wieder vor sich hingesabbert hatte. Ihr männlicher Gegenpart beim Ballett war aber auch zu sexy gewesen.
Bluey seufzte bei diesem ersten positiven Gedanken an diesem viel zu frühen Morgen und vollführte einige zumindest in ihren Augen furchtbar elegante Tanzschritte. Ein unabhängiger Beobachter hätte sich wohl an eine kalbende Elefantenkuh erinnert gefühlt, aber zum Glück war Wahrnehmung subjektiv.
Bluey summte leise das Lied aus Schwanensee vor sich hin und drehte sich weiter vor dem Spiegel. Dann stutzte sie. Hatte sie da gerade etwas Weißes hinter sich gesehen?
Blitzschnell fuhr sie herum, die stets griffbereit im Gürtel steckende Mörderaxt zur Abwehr erhoben. Sie war bereit sich mit aller Gewa... ähm... mit allem Nachdruck gegen eventuelle Gänseattacken zu verteidigen.
Entsetztes Gackern antwortete ihrer Reaktion und schon sah sie das Federvieh fluchtartig um die Ecke verschwinden.
„Verdammtes Mistvieh“, brummte Bluey. „Das taucht hier noch öfter auf als der Temporärpinguin.“ Dann drehte sie sich um und erschrak erneut. „Oh mein Gott! Ich hab meine blaue Farbe verlor…“ Sie stockte, blickte noch einmal hin und schimpfte das schwarzweiße Tier in ihrem Spiegel wütend an: „Du dämlicher Pinguin! Nur weil ich von dir geredet hab, brauchst du hier nicht gleich auftauchen. Verschwinde.“
Sekunden später stellte der arme Flattermann einen neuen Rekord in Sachen Weitflug auf.
„Und da heißt es immer, Pinguine könnten nicht fliegen“, brummte Bluey halb amüsiert und klopfte sich die Hufe ab. „Endlich Ruhe.“ Sie schüttelte ihre Mähne aus dem Gesicht und nahm ihre Zauberbürste zur Hand. Zumindest hätte sie das, wenn ihre Bürste an ihrem angestammten Platz gelegen hätte. Stattdessen griff sie in etwas Weiches, Lebendiges.
Entsetzt drehte sie sich um und stand Nüster an Schnabel mit der Gans. „Was zur Hölle tust du schon wieder hier?“
„Gack“, antwortete die Gans, schüttelte empört ihr Gefieder und verschwand mit hochmütig in die Luft gerecktem Schnabel.
Bluey gab ein paar ihrer morgendlichen Übellaunigkeit geschuldete, nicht jugendfreie Schimpfwörter von sich. Dann murmelte sie das Zauberwort für ihre Bürste. Nichts geschah.
Das Pony sah auf. Drehte den Kopf ganz langsam, beinahe in Zeitlupe, bis sie zu der Stelle gucken konnte, an der sonst ihre Obersuperdupermegalieblingsbürste lag. Doch dort war nur ein leerer Halter.
„Nein.“ Der gequälte Schrei, der sich Blueys Kehle entrang, hätte jeder Liebesschnulze Ehre gemacht. „Nein, bitte nicht.“ Das Pony fiel auf die Knie. „Mein Liebling, warum hast du mich verlassen?“
Dicke Tränen liefen dem Pony über die Wangen, geweint aus tieftraurigen Augen, in denen der gesamte Weltschmerz wohnte. „Warum?“, flüsterte Bluey immer wieder. „Warum?“ Sie konnte nicht begreifen, warum gerade sie einen derart herben Verlust hinnehmen musste. Sie, die doch immer alles für ihre Obersuperdupermegalieblingsbürste getan hatte.
Die inzwischen zurückgekehrte Gans legte ihr tröstend eine Flügel auf die Schulter. „Gack“, quakte sie mitleidig.
Bluey legte ihren Kopf an die Schulter des Vogels. Zumindest versuchte sie es. Doch die Gans konnte das schwere Gewicht nicht halten und fiel hintenüber.
„Tumeleid“, murmelte Bluey unter Tränen.
„Gack“, antwortete die Gans und löste sich ominöser Weise in Luft auf.
„Sie hat Recht“, murmelte Bluey. „Ich muss um meine große Liebe kämpfen. Zu selten habe ich ihr gesagt, wie viel ich für sie empfinde. Stattdessen habe ich geschwiegen, habe ihre Dienste als selbstverständlich erachtet und sie wie einen Gegenstand behandelt. Doch das wird nie wieder vorkommen. Ab heute wird alles anders. Ich werde sie jeden Tag reinigen und ihr endlich in tausend Worten sagen, wie wichtig sie mir ist.“ Theatralisch presste Bluey den Huf vor ihr vor Sehnsucht pochendes Herz. „Halte aus, mein Liebling. Bald sind wir wieder vereint.“
Mit hocherhobenem Haupt galoppierte sie los und bremste gerade noch rechtzeitig ab, bevor sie in ihrem Spiegel landete. „Ich hasse es, wenn das passiert“, brummte sie, drehte um und stand mitten in einer schwarzen Masse aus Luft.
„Das ist jetzt aber etwas unhöflich“, bemerkte die Masse. „Dabei wollte ich mich doch einfach nur vorstellen.“
„Was bist du denn?“, rutschte es Bluey heraus, bevor sie noch richtig nachgedacht hatte.
„Ich bin ein Schatten.“
„Mein Schatten?“ Offensichtlich hatte das Pony mal wieder nicht richtig zugehört.
Die Masse gab einen undefinierbaren Laut von sich, fast so, als würde ein Kopf auf Holz schlagen. „Du hast vielleicht einen Schatten“, brummte sie.
Bluey starrte einen Augenblick suchend geradeaus, dann unter sich. Dann atmete sie erleichtert aus. „Ja, ich hab meinen Schatten noch.“
Wieder erklang dieses seltsame Geräusch. Danach bemerkte der Schatten mit mühsam unterdrückter Wut: „Könntest du vielleicht aus mir herausgehen? Ich steh schließlich auch nicht in deinem Bauch.“ Es klang, als würde er die Zähne aufeinanderpressen, was aber bei ihm schwer zu erkennen war. Ohne ihn diskriminieren zu wollen: er war komplett schwarz und hatte keinerlei Gesichtszüge.
Gehorsam machte das Pony zwei Schritte rückwärts… und trat auf die Gans. „Warum tauchst du eigentlich ständig überall auf?“, fragte Bluey den Vogel unwirsch.
„Gack“, erwiderte die Gans und flog davon, nachdem sie einmal irritiert mit ihren Federn geraschelt hatte.
„Du bist ja ein nettes Pony“, bemerkte der Schatten mit einem leicht sarkastischen Unterton.
„Heut ist nicht mein Tag“, antwortete es achselzuckend. „Und jetzt entschuldige mich, ich muss meine Obersuperdupermegalieblingsbürste finden, um ihr meine Liebe zu gestehen.“
Ein drittes Mal war das dumpfe Klopfen zu hören. „Dann wünsche ich viel Erfolg.“
Bluey betrachtete ihren Gast misstrauisch. „Wie meinst du das?“
„So, wie ich es sage.“
Das Pony kniff die Augen zusammen und betrachtete ihren Gast skeptisch. „Das glaub ich nicht. Da steckt doch etwas dahinter.“ Es überlegte. „Hast du meine Bürste geklaut?“, fragte es scharf.
„Was sollte ein Schatten mit einer Bürste?“
„Stimmt auch wieder.“ Bluey runzelte die Stirn. „Aber wo ist denn dann meine Obersuperdupermegalieblingsbürste? Wer kann sie genommen haben? Und vor allem: Wie bekomme ich sie wieder?“
Der Schatten sah sie ruhig an. „Das sind Fragen, auf die du die Antwort bereits kennst.“
Bluey grollt leise. „Ich hasse kryptische Anmerkungen.“
Er lachte. „Was erwartest du? Ich bin ein Schatten und ich will meiner mysteriösen Aura gerecht werden.“
Das Pony hatte nicht übel Lust, ihm die Zunge herauszustrecken, doch sie kam nicht dazu. Eine dunkle Wolke schob sich vor die bis dato strahlende Sonne und der Schatten verschwand in der Masse seiner Kollegen.
„Na toll“, brummte Bluey. „Spontane Vermehrung in einem P12-Text. Wenn es nicht meiner wäre, würde ich mir wirklich Gedanken über das Rating machen.“
„Gack“, stimmte ihr die erneut aufgetauchte Gans zu und verschwand dann in einem Erdloch.
Das Pony schrak auf. „Ich habe schon viel zu viel Zeit vertrödelt! Mein Liebling wartet doch auf mich.“ Sie warf sich in eine heroische Pose. „Warte nur, Obersuperdupermegalieblingsbürste, ich, das Killerpony des Todes mit der zweischneidigen Mörderaxt und dem Schild der Macht, eile zu deiner Rettung.“ Mit gekonnt stolz gerecktem Hals überspielte Bluey, dass sie ihren eigenen Kampfnamen nicht aussprechen konnte, ohne akute Schnappatmung zu kriegen. Warum hatte sie sich nur so einen Bandwurmnamen ausgesucht?
Plötzlich stand der Schatten wieder neben ihr. „Endlich ist die Wolke weg. Diese Betriebsversammlungen sind ja nicht auszuhalten“, seufzte er. Dann drückte er ihr ihre Lieblingsbürste in die Hand.
„Wo hast du meine Bürste her?“, fragte Bluey misstrauisch. Gleichzeitig konnte sie kaum verbergen, wie froh sie darüber war, ihren Schatz zurückzuhaben. „Mein Schatz", flüsterte sie mit leiser, heiser klingender Stimme.
„Ich habe Kontakte“, bemerkte der Schatten und schaffte es gerade noch, einen sarkastischen Kommentar zu unterdrücken.
„Aber du bist doch neu. Du kannst gar keine Kontakte haben.“
„Tja“, antwortete er mit einem geheimnisvollen Unterton in der Stimme. „Ich bin ein Schatten. Ich kann fast alles.“
Bluey zog die Augenbrauen hoch. „Du weißt, dass diese mysteriöse Nummer bei mir nicht zieht?“
Ihr Gegenüber seufzte. „Das klappt doch sonst immer.“
Das Pony lachte nur. „Ich kenn da einen viel größeren Meister. Und der ist immerhin ein Gott auf diesem Gebiet.“ Dann wurde sie wieder ernst. „Mal ehrlich, woher hast du die Bürste?“
„Das, meine Große, werde ich dir genauso wenig erklären, wie du dem Leser erzählst, was all das hier mit der plötzlich auftauchenden Gans zu tun hat. Manche Dinge müssen nun mal ein Geheimnis bleiben.“
Bevor Bluey protestieren konnte, verschwand der Schatten auf die gleiche geheimnisvolle Art, wie die Gans permanent aufgetaucht war.
„Unverschämt“, brummte das Pony. „Einfach nur unverschämt.“