Zeitung lesen - täglich - nicht länger Information, sondern Qual.
Hungersnot in Afrika verschärft.
Traue ich mich, weiter als bis zur Überschrift zu lesen?
Stumm, weinend, tue ich's.
Den Rest des Papiers schenke ich mir.
Erstmal jedenfalls.
Na gut, die Rabatt-Anzeige fällt mir ins Auge. 20 Prozent!
Noch bis Samstag.
Ich brauche eine Winter-Jeans.
Das könnte ich nutzen, nachdem meine Hosen bis auf eine alle kaputt sind.
Eine vom Klamottentausch-Party feiern ist noch übrig.
Aber besser, ich habe mal wieder eine zweite.
Eine, die wirklich ordentlich sitzt.
Dann noch meinen Terminplaner für nächstes Jahr aussuchen.
Den kann ich vom Geld kaufen, das ich durch den Coupon gespart habe.
Zuhause wartet eine Art Online-Tanz-Veranstaltung auf mich.
Menschen aus Indien, Kanada, Europa, Afrika kommen zusammen.
Ein bewegendes Ereignis.
Ich mache einen Rundgang um den Teich, bevor ich Essen koche.
Hurra! Es steht an einer der gewohnten Stellen ein Eimer mit Äpfeln zum Mitnehmen.
Eigentlich brauche ich gerade keine.
Aber irgendwie bin ich den beiden Menschen dankbar, die regelmäßig ihre überzähligen Äpfel zur Verfügung stellen.
Ich denke, sie freuen sich, wenn sie angenommen werden.
Geschätzt 99 Prozent der Apfelbaum-Besitzer lassen das Obst lieber verfaulen. Werfen es auf den Kompost.
Überall Schilder wegen Rattengift.
Während ich darüber nachdenke, einen Dinkel-Apfelkuchen zu backen oder Pfannkuchen oder einfach nur Bratäpfel zu machen, warte ich darauf, dass mein Auflauf aus Resten von gestern warm wird.
Irgendwie Luxus. Im Warmen sitzen und schreiben, während sich das Essen von alleine zubereitet.
Ich denke wieder an den Zeitungsartikel.
Wer von uns Menschen hat gerade Hunger und wo?
Und wie können wir unsere Schätze neu teilen?