Schweren Herzen entschließt du dich, der beste Wurm zu sein, der du sein kannst. Also nagst du dich durch die Blätter der Brombeeren.
Bald stellst du fest, dass du ja doch Beinchen hast. Drei Paar vorne und drei Paar hinten. Wo kommen die denn her? Dein Appetit wächst genauso rasch wie du, bis du schließlich so vollgefressen bist, dass du müde wirst. Du machst dir ein Bett. Ein wirklich aufwendiges Bett aus seidenen Fäden, in das man sich so richtig gut reinkuscheln kann.
Glücklich schließt du die Augen und schnarchst erst mal mehrere Wochen durch.
Als du aus dem Bett steigst, fühlst du dich irgendwie zerknittert. Jedenfalls, bis deine Flügel getrocknet sind.
Den Wurm hast du wohl etwas missinterpretiert … Du schwingst dich in den Himmel, flatterst über die Blüten einer Wiese und genießt die Sommerbrise. Ein Schmetterlingsleben ist vielleicht nicht sehr lang, aber verdammt cool! Beim Anblick eines hübschen Vollmonds gleitest du dann allerdings auch schon hinüber ins friedliche Leuchten.
Diesmal ist das Licht aber anders. Heller, strahlender, irgendwie … größer!
Du bemerkst außerdem ein zweites Licht, das wie eine angelehnte Tür im Raum schwebt. Dir ist sofort klar, dass du hier zum ersten Mal eine Entscheidung treffen kannst. Du kannst jenes kleinere Licht ergreifen und zurückkehren, um noch etwas zu erledigen – oder du lässt es los und treibst auf das große Licht zu. Befreist dich von allen Wünschen und Erledigungen.
Von dort, so ahnst du, wird es nicht so bald weidergehen.
- Zum kleinen Licht.
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- Zum großen Licht.