Du siehst deine Dame verlockend vor und beginnst, deinen König zur Seite zu ziehen. Dein Gegner springt auch sofort darauf an. Wenig später fällt deine Dame und dien König ist sicher.
Für’s Erste. Denn dein Gegner zieht immer weiter vor. Du passt einmal nicht auf und verlierst einen Springer, der ein wichtiges Element in der Abwehr um deinen König war. Verzweifelt ziehst du dich in eine Ecke des Bretts zurück und verstärkst deine Mauern, aber dein Gegner wirft immer weitere Bauern gegen deine Verteidigung und du verlierst Figur um Figur. Gleichzeitig wird dein einzelner Bauer, der danach trachtete, am Ende des Bretts eine neue Königin zu werden, von einem fiesen Läufer abgefangen.
Du verteidigst dich heldenhaft und mit allen Figuren, aber deine Armee wird aufgerieben. Dann stehst du im Schachmatt und siehst keinen Fluchtweg mehr.
Seufzend erkennst du deine Niederlage an und legst den König auf die Seite.
„Ein gutes Spiel“, lobt dein Gegner. „Du hast dich tapfer geschlagen. Tut mir leid, dass es nicht gereicht hat.“
Du nickst und nimmst Abschied. Bald gehst du wieder am Fluss entlang.
Du gehst und gehst. Tagelang. Wochenlang. Jahre. Die Eintönigkeit greift deine Sinne an und nach und nach … verlierst du etwas.
Zuerst sind es nur kleine Erinnerungen. Winzige Momente deines Lebens. Dann Namen. Gesichter. Personen. Schließlich vergisst du auch Dinge, die dir wichtig waren. Freunde. Hobbys. Alles, was deine Persönlichkeit ausmachte.
Als du dem hellen Licht nah bist, vergisst du auch, warum du zurückkehren solltest. Du hast keinen Namen mehr, du bist nichts. Desinteressiert wendest du dich von dem Ziel deiner Mühen ab und wanderst in das graue Niemandsland hinein.
Du hältst nicht an. Denn du hast auch vergessen, wie man Pause macht.
Ende.